Zweiter Stürmer der Polen Milik wächst in Lewandowskis Schatten

Er ist bei den Polen mehr als der Mann im Schatten eines Großen. Arkadiusz Milik zeigt bei der EM endlich sein Talent.

 Arkadiusz Milik will beweisen, dass Polen mehr als einen starken Stürmer hat.

Arkadiusz Milik will beweisen, dass Polen mehr als einen starken Stürmer hat.

Foto: dpa, ss

Überfordert bei Bayer Leverkusen, abgeschoben vom FC Augsburg — im ersten Anlauf war für Arkadiusz Milik die Bundesliga noch mindestens eine Nummer zu groß. Nun aber nähert sich der Pole dem deutschen Fußball zum dritten Mal — und er ist mittlerweile eine nicht mehr zu unterschätzende Gefahr.

Im zweiten EM-Gruppenspiel gegen Weltmeister Deutschland am Donnerstag (21.00 Uhr/Live-Ticker) in St. Denis soll die Arbeitsteilung des 22-Jährigen mit Superstar Robert Lewandowski ebenso gut funktionieren wie zum Auftakt gegen Nordirland: Topstürmer Lewandowski zog zwei bis drei Gegenspieler auf sich, Milik nutzte in der 51. Minute seinen Freiraum zum Treffer des Tages gegen den EM-Debütanten.

Hätte sich Milik in früheren Jahren mit einem solchen Erfolg zufrieden gegeben, zeigt er jetzt mehr Biss — auch nach dem Abpfiff. "Es geht noch besser, ich habe ein paar dumme Fehler gemacht und Chancen liegen gelassen", sagte der Angreifer nach der Partie in Nizza.

Derlei Selbstkritik war Milik beim Versuch, in der Bundesliga Fuß zu fassen, noch weitgehend fremd. 2012 für 2,6 Millionen Euro von Gornik Zabrze verpflichtet, machte Milik binnen sechs Monaten nur sechs Bundesligaspiele. Ausgeliehen an den FC Augsburg, kam er in der Saison 2013/2014 bei 18 Einsätzen auf ganze zwei Tore.

Erst bei Ajax Amsterdam platzte der Knoten mit 21 Treffern in der abgelaufenen Saison, dort hat der Stürmer mittlerweile bis 2019 unterschrieben. "Vielleicht kam mein Wechsel nach Deutschland zu früh, vielleicht habe ich die Sache auch zu leicht genommen", sagt Milik rückblickend.

Ressentiments gegenüber Deutschland habe er deswegen nicht, aber er sehe durchaus die Chance, gegen den Weltmeister zu bestehen: "Unsere Reise bei dieser EM ist noch längst nicht zu Ende. Ich glaube ganz fest daran, dass wir noch einige Schritte vor uns haben."

Das Gefühl, den jahrzehntelang unschlagbar erscheinenden Nachbarn wirklich schlagen zu können, durfte Milik aus nächster Nähe auskosten. Im Oktober 2014 steuerte er in der EM-Qualifikation einen Treffer zum 2:0-Erfolg der Weiß-Roten (Bialo-Czerwony) gegen Deutschland, den ersten überhaupt, bei.

Damit rechtfertigte er auch das Vertrauen von Nationaltrainer Adam Nawalka. Seit dessen Amtsantritt im November 2013 war und ist Milik für den Nationalcoach eine feste Größe. Der seinerzeit in Augsburg kaum beachtete Offensivspieler dankte es ihm mit sechs Toren in der EM-Qualifikation — er bildet mit Lewandowski (13 Treffer) das erfolgreichste Sturmduo Europas.

(sid)
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