Relegations-Rückspiel Meier soll es für Frankfurt richten

Nürnberg/Düsseldorf · Im Relegations-Rückspiel zur Bundesliga hofft die Eintracht auf die Qualitäten ihres Torjägers. Nach dem 1:1 im eigenen Stadion geht es für den Erstligisten in Nürnberg um den Klassenerhalt - und auch um viel Geld.

Relegation: Marco Russ dankt Fans mit seinen Kindern
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Foto: dpa, ade nic

Alexander Meier ist Realist. "Ich bin noch nicht der Alte", sagt der Fußballprofi, "mir fehlt der Rhythmus." Das hören die Frankfurter Fans gar nicht so gerne. Denn auf "ihren Alex" hoffen sie, wenn am Montagabend (20.30 Uhr/Live-Ticker) in Nürnberg nach dem 1:1 im Hinspiel der fünfte Abstieg aus der Bundesliga verhindert werden soll. Meier ist mit 1,96 Meter nicht nur der längste Eintracht-Profi, er ist auch mit Abstand der erfolgreichste. Als ihn ein Einriss am Hoffa'schen Fettkörper im Knie nach dem 23. Spieltag zum Zuschauen verurteilte, hatte der Bundesliga-Torschützenkönig der Saison 2014/15 immerhin zwölf der 27 Frankfurter Treffer erzielt. Elf Spieltage später hatten die Hessen ihre magere Ausbeute gerade einmal auf 34 Tore gesteigert.

Doch das 0:0 gegen den FC Schalke am 28. Februar war zugleich Meiers letzter Einsatz in der vergangenen Bundesliga-Saison. Am Donnerstag feierte er sein Comeback im von der Nachricht über die Tumor-Erkrankung seines Teamkollegen Marco Russ überschatteten Relegations-Hinspiel gegen den 1. FC Nürnberg. 22 sogenannte Ballbesitzphasen registrierten die eifrigen Statistiker für Meier - weniger am Ball war keiner der 22 Profis, die beim Anpfiff auf dem Platz standen. Doch mit Torjägern ist das so eine Sache. Sie müssen nicht oft am Ball sein, nur zum richtigen Zeitpunkt und am richtigen Ort. Auf Meiers Näschen setzen die Hessen heute Abend.

"Wir glauben an uns", betont Frankfurts Trainer Niko Kovac. "Es ist alles komplett offen. Jetzt gibt es nur noch ein Endspiel", sagt sein Nürnberger Kollege René Weiler. Im Hinspiel boten beide Teams herzlich wenig, was nicht mit den Turbulenzen um Marco Russ erklärt werden kann. "Ich bin mir sicher, dass man in Nürnberg gewinnen kann. Mit einem Tor sind wir wieder voll im Rennen", ergänzt Eintrachts Chefcoach Kovac. Klingt simpel, aber Tore sind bislang nicht gerade Frankfurts Markenzeichen in dieser Spielzeit.

Für den Verlierer von heute wird es teuer. Frankfurt müsste auf TV-Gelder in Höhe von rund 15 Millionen Euro verzichten. Ein neuer Hauptsponsor soll seinen Einstieg von der Ligazugehörigkeit abhängig gemacht haben. Nürnberg, das seit dem Abstieg vor zwei Jahren am Projekt "achte Rückkehr in die Bundesliga" arbeitet, müsste angesichts von Verbindlichkeiten in Höhe von 16,2 Millionen Euro wohl seine Planungen überdenken.

René Weiler war nach dem Hinspiel heftig kritisiert worden. Von Inszenierung des Russ-Schocks hatte der Schweizer gesprochen. Damit habe er aber nicht die Erkrankung, sondern den Zeitpunkt der Bekanntgabe der niederschmetternden Diagnose des Frankfurters und den folgenden medialen Aufruhr gemeint, betonte er. Russ, dem im Hinspiel ein Eigentor zum 0:1 unterlief, wird morgen operiert. Wegen einer Gelben Karte wäre er ohnehin gesperrt gewesen. "Er soll sich auf seine Operation vorbereiten. Das ist das Wichtigste: Dass der Junge so schnell wie möglich wieder fit wird", sagte Kovac, der 83 Länderspiele für die kroatische Nationalmannschaft absolvierte.

Die Ereignisse der vergangenen Tage hätten, so der ehemalige Bundesliga-Profi (u.a. Leverkusen, Hamburg, Bayern München, Hertha BSC) gezeigt, dass der Fußball nur eine Nebensache ist. "Aber für uns", betonte Kovac, "ist diese Nebensache sehr wichtig."

(RP)
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