Pokal-Verlierer Frankfurt muss Leasingmodell fortsetzen

Berlin · Einige Leihspieler verlassen die Eintracht in diesem Sommer. Sie lebt aber weiter von dem, was bei den Großen vom Tisch fällt.

DFB-Pokal: Eintracht Frankfurt trauert nach verlorenem Finale
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So trauert die Eintracht nach dem verlorenen Finale

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Deutschlands größte Fußball-Leasingfirma muss mal wieder Überstunden schieben. Das mit 1:2 und in allen Ehren verlorene Pokalfinale hat die wirtschaftliche Situation bei Eintracht Frankfurt nicht entscheidend verbessert. Und weil auch die nächste Saison ohne Teilnahme an einem europäischen Wettbewerb gespielt werden muss, ist die Eintracht nicht über Nacht zu einem besonders attraktiven Ziel für wechselwillige Ballartisten geworden. "Ich will nicht sagen, dass wir wieder bei Null anfangen", sagte Trainer Niko Kovac, "aber unsere Ansprüche sind deckungsgleich mit denen des Vorjahres."

Da ging es darum, nach dem in letzter Minute in der Relegation vermiedenen Abstieg schnell eine einigermaßen konkurrenzfähige Mannschaft auf die Beine zu stellen. Und das ging so: Sportdirektor Fredi Bobic bereiste den Kontinent auf der Suche nach jenen Talenten, deren Dienste sich die großen Klubs vorsichtshalber schon mal gesichert hatten, die aber die kühnen Erwartungen noch nicht erfülllen konnten und deshalb bei ihren vornehmen Arbeitgebern in der dritten Reihe saßen. Die bekamen einen Leihvertrag bei der Eintracht.

Der Vorteil dieses Modells: Frankfurt sicherte sich mit überschaubarem finanziellen Aufwand entwicklungsfähige Spieler, und Kovac bewies, dass er deren Talent zum Blühen bringen kann. Der Nachteil: Viele waren so gut, dass sie nun gleich wieder verabschiedet werden müssen. Ante Rebic, Michael Hector und Jesus Vallejo zählen zu jenen, die im Sommer vermutlich zurückbeordert werden - Hector zum FC Chelsea, Rebic zum AC Florenz, Vallejo zu Real Madrid. Diese Klubs sind die großen Spieler auf diesem Spekulationsmarkt, Frankfurt steht in der Verwertungskette ganz unten. Die Eintracht lebt wohl oder übel von dem, was bei den Großen vom Tisch fällt.

In dieser Saison lebte sie nicht schlecht davon. Das hat im Wesentlichen damit zu tun, dass Kovac die Wirklichkeit nicht bejammert, sondern annimmt. Und es hat offenbar auch damit zu tun, dass Bobic und seine Scouts sich sehr geschickt in diesem Geschäftsmodell bewegen. Es ist Sportkapitalismus in einer ziemlich reinen Form.

Dass dabei gelegentlich trotzdem richtige Mannschaften herauskommen, mit offenkundigem Zusammenhalt und einem hoch entwickelten Zielbewusstsein, zeigte auch das Finale. "Wenn ich sehe, wo wir herkommen - aus der Relegation - und dass wir nun Dortmund alles abverlangt haben, dann bin ich stolz", erklärte Kovac ganz ohne falsches Pathos. "Man sieht: Wenn man in eine Richtung läuft, wird vieles einfacher." Auch der Weg durch den nächsten Umbruch, wollte er damit sagen. Und er versprach: "Wir werden alles tun, im nächsten Jahr wieder weit zu kommen." Er sah schon wieder sehr tatendurstig aus. Seinen Spielern riet er: "Sie sollen heute Abend diese ganze Saison feiern." Die Fans machten es im Stadion schon mal vor.

(pet)
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