Erneuter Knatsch bei 1860 München Ismaik wehrt sich gegen neuen Geschäftsführer

München · 1860 München gewinnt an Handlungsfähigkeit. Die Löwen haben einen neuen Geschäftsführer. Der Krisenmanager auf Zeit will den Neubeginn in der vierten Liga. Investor Hasan Ismaik lehnt den neuen Mann jedoch entschieden ab.

Das ist 1860-Investor Hasan Ismaik
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Foto: dpa, geb nic hak

Aufgerieben vom Machtkampf mit Investor Hasan Ismaik will Chaosverein TSV 1860 München unter einem Krisenmanager erste Schritte zu einem Neuanfang in der vierten Liga machen. Der langjährige Zweitligist berief am Dienstag mit Markus Fauser einen neuen Geschäftsführer auf Zeit und will sich in der Regionalliga Bayern neu aufstellen. Ismaik lehnt den neuen Mann jedoch entschieden ab.

In einer an die Fans gerichteten persönlichen Stellungnahme beklagte sich der Jordanier vor allem über das Verhalten der Verwaltungsratsmitglieder Markus Drees und Robert von Bennigsen. "Sie haben sich einfach der 50+1-Regel bedient und bessere Kandidaten ignoriert, die bestens qualifiziert sind und 1860 zurück zu altem Ruhm hätten führen können", meinte Ismaik, der nach eigener Darstellung lieber Franz Gerber in dem Posten gesehen hätte.

"Sie haben einen neuen Geschäftsführer ernannt, dessen einzige Expertise die Insolvenz ist!", kritisierte der hochumstrittene Investor weiter. Fauser hatte indes bei seiner Vorstellung versichert: "Das Insolvenzthema steht überhaupt nicht im Fokus".

Übergangspräsident Robert Reisinger hatte von einer Pattsituation auf der Beiratssitzung am Montag berichtet. "Wir haben nicht die Zeit, mit unserem Mitgesellschafter über Personen zu diskutieren", erläuterte Reisinger den damaligen Entschluss des Präsidiums, Fauser einzusetzen.

"Es geht darum, die Handlungsfähigkeit der KGaA (Kommanditgesellschaft auf Aktien) wieder herzustellen. Das bedeutet eben auch, dass wir am 13.7. eine Mannschaft haben und einen möglichst guten Saisonstart in die Regionalliga Bayern vorbereiten können", versicherte Fauser und kündigte an, den Kontakt zu Ismaik zu suchen.

Der 39 Jahre alte Wirtschaftswissenschaftler und Nachfolger des vorzeitig abgetretenen Briten Ian Ayre muss nun einen entsprechenden Antrag beim Bayerischen Fußball-Verband (BFV) stellen. BFV-Boss Rainer Koch hatte schon zuvor erklärt, "keine unüberwindbaren Hürden" für eine Aufnahme der Löwen als 19. Viertligaverein zu erkennen.

Nach dem Abstieg aus der 2. Liga und der von Ismaik verweigerten Zehn-Millionen-Euro-Geldspritze für die 3. Liga dürfte damit zumindest die Frage der Klassenzugehörigkeit beim deutschen Meister von 1966 geklärt sein.

1860 will schlagkräftige Mannschaft zusammenstellen

Eine schlagkräftige Truppe soll nach dem Wunsch von Reisinger Vereinsidol Daniel Bierofka als neuer Trainer unter Mithilfe des Chefs des Nachwuchsleistungszentrums, Wolfgang Schellenberg, zusammenstellen. "Er hat einen Vertrag und ist mit der Mannschaft letztes Jahr Zweiter geworden", sagte Reisinger mit Blick auf das bisherige Regionalliga-Team der Löwen, das zusammen mit der U19 das Herzstück einer neuen, hungrigen Mannschaft bilden soll.

Die Stadion-Frage ist eine weitere Baustelle. Der FC Bayern ist Eigentümer der von den Löwen-Fans verhassten Allianz Arena. 1860-Vizepräsident Hans Sitzberger zufolge gelten die Verträge für den TSV als Mieter des Stadions allerdings "bis runter zur C-Klasse".

Für Reisinger, der sich auf der Mitgliederversammlung am 2. Juli zur Wahl stellen und die Amtszeit des zurückgetretenen Peter Cassalette weiterführen will, eine in der vierten Liga nur schwer vorstellbare Konstellation. "Dabei habe ich Baumscherzen", merkte er an.

Und dann bleibt da der Machtkampf zwischen Löwen-Vereinsführung und Ismaik, der um deutlich mehr Einfluss bei den Münchnern ringt. "Wir befinden uns in einer aktuell wirklich schwierigen Situation", räumte Fauser mit Blick auf die grundsätzliche Lage bei 1860 ein. Seine Marschroute als Krisenberater ist jedoch klar: "Wir wollen in ruhiges Fahrwasser kommen und dann übergeben."

Immerhin gibt es keine Zweifel am Start der Münchner im DFB-Pokal. "1860 München hat sich als Absteiger der 2. Bundesliga für den DFB-Pokal qualifiziert und damit ein Startrecht. Egal, in welcher Spielklasse sie spielen. Solange der Verein sich nicht auflöst, können sie im Pokal mitspielen", teilte der DFB auf Anfrage mit.

(dpa)
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