MSV Duisburg ist durch Ein Aufstieg als Rettung

Köln · Ein Mix aus Party und Erleichterung: Der MSV Duisburg hat bei Fortuna Köln den Aufstieg in die 2. Bundesliga perfekt gemacht. Für den Verein ein extrem wichtiger Erfolg – vor allem aus wirtschaftlichen Gründen.

MSV Duisburg feiert den Aufstieg mit den Fans in Duisburg
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MSV feiert den Aufstieg mit den Fans

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Foto: Christoph Reichwein

Ein Mix aus Party und Erleichterung: Der MSV Duisburg hat bei Fortuna Köln den Aufstieg in die 2. Bundesliga perfekt gemacht. Für den Verein ein extrem wichtiger Erfolg — vor allem aus wirtschaftlichen Gründen.

Kopfschüttelnd schaut Kevin Wolze auf die Flasche Kölsch in seiner Hand. "Naja, Köpi gibt's dann wieder in Duisburg. Heute ist es auch egal, Hauptsache ich habe etwas in der Hand, was nach dem Reinheitsgebot gebraut wurde", sagt der Linksverteidiger.

Ein paar Meter weiter steht Kingsley Onuegbu. Mit Perücke und Sonnenbrille, die mit einem nicht jugendfreien Spruch bedruckt ist, gibt der Nigerianer ein Interview: "Heute lassen wir laufen... Es wird Schlager gespielt bis zum Abwinken."

Dass hier im Kölner Südstadion gerade kein stinknormales Drittliga-Fußballspiel zu Ende gegangen ist, wird schnell klar. Nein, die Spieler des MSV Duisburg begehen die ersten Schritte Richtung Partynacht. Nach dem 3:0 bei Fortuna Köln steht für das Team von Ilia Gruev einen Spieltag vor Saisonende die direkte Rückkehr in die Zweite Liga fest. Etwas abseits der Spielerschar gibt Vereinspräsident Ingo Wald einen Einblick in sein Seelenleben und bekundet, ihm sei "ein Gebirge vom Herzen gefallen".

"Die Zweite Liga ist Pflicht, um zu überleben"

Denn: Für die Meidericher ist der wirtschaftliche Aspekt des Aufstiegs viel wichtiger als die rein sportliche Betrachtung. Während die rund 7000 mitgereisten Anhänger nach den Toren von Andreas Wiegel, Onuegbu und Simon Brandstetter den Wiederaufstieg nach einem Jahr Drittklassigkeit begießen, erklärt Peter Mohnhaupt die Bedeutung des Geschehenen. "Ich bin schwer erleichtert", sagt der Geschäftsführer.

"Der Aufstieg ist elementar wichtig für den Klub. Ein weiteres Jahr Dritte Liga wäre verdammt schwer darstellbar gewesen. Die Zweite Liga ist Pflicht, um zu überleben." Die Marschroute für die kommende Runde lautet: "Gut haushalten, einen guten Kader zusammenstellen und dann im besten Fall drinbleiben." Mohnhaupt betont, dass trotz des Aufstiegs keine großen Sprünge möglich sind. Im Gegenteil: Nun geht es erst einmal um die Erteilung der Lizenz.

Am 30. Mai ist Bedingungserfüllungsschluss für die Lizenzeinreichung bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL). "Wir haben jetzt alle Karten in der Hand. Mit dem Aufstieg haben wir ein gutes Argument in Richtung Sponsoren und Partner", sagt Mohnhaupt. Nun gehe es darum, die Zeit voll auszuschöpfen und bis Ende Mai seine Lizenzhausaufgaben zu machen. "Wir sind auf der Zielgerade, was unsere Arbeit in diesem Bereich angeht", sagt Mohnhaupt. 2013 war dem MSV noch die Lizenz für die Zweite Liga entzogen worden. 2015 gelang die Rückkehr.

"Man darf nicht vergessen, woher wir kommen"

"Kein Verein in Deutschland hat nach einem Lizenzentzug zwei Mal den Aufstieg geschafft. Man darf nicht vergessen, woher wir kommen", sagt Ivica Grlic. Sobald die Lizenz erteilt wird, liegt die größte Herausforderung vor dem Sportdirektor. Grlic muss einen unheimlich schwierigen Spagat meistern: mit ganz wenig Geld den bestmöglichen Kader zusammenstellen. "Wir sind finanziell nicht auf Rosen gebettet", sagt Grlic. "Unser Präsident hat auch gesagt, dass es keinen Geldregen geben wird. Aber ich werde mich im Rahmen des Möglichen bewegen und versuchen, das Beste daraus zu machen."

Grlic gibt an, dass schon vorgearbeitet wurde, was neue Spieler angeht. Zu verkünden, gibt es aber noch nichts. Eine Rückkehr des georgischen "Lionel Messi", Giorgi Chanturia (24), schloss Grlic aus. Mit dem gebürtigen Duisburger Moritz Stoppelkamp (30), der gerade mit dem Karlsruher SC aus der Zweiten Liga abgestiegen ist, pflegt der Sportdirektor privaten Kontakt. "Über einen Wechsel haben wir aber noch nicht gesprochen", sagt Grlic.

Fehlstart wie vor zwei Jahren soll vermieden werden

"Die erste und zweite Bundesliga spielt ja noch. Da weiß man noch nicht, wo der ein oder andere Spieler in der nächsten Saison unter Vertrag ist. Auch da werden wir unser Ziel verfolgen. Wir wollen dann unsere Wunschspieler holen." Vor zwei Jahren hatte der Aufsteiger MSV nach 13 Spieltagen gerade Mal sechs Punkte auf dem Konto. Letztlich der Grund für den Abstieg 2016. Solch ein Fehlstart soll diesmal mit allen Mitteln verhindert werden. "Wir machen uns intern natürlich Gedanken, welche Spieler wir behalten für die Zweite Liga". In ein, zwei Wochen sollen die Spieler über die Entscheidungen informiert werden.

Elf Verträge laufen Ende Juni aus. Einer davon gehört Feierbiest Onuegbu. "Ich habe das Gefühl, dass ich hier in Duisburg noch nicht fertig bin. Ich will bleiben. Es gab schon Gespräche, ich hoffe, das klärt sich sobald wie möglich. Aber am Ende liegt es am Herrn Sportdirektor", sagt der 31-Jährige und schiebt nach: "Aber jetzt wird erst mal richtig gefeiert."

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