Manipulationsskandal Ex-Burghauser dementieren Verwicklung

Frankfurt/Main (RPO). Der frühere Fußball-Zweitligist Wacker Burghausen soll in den größten Wett- und Manipulationsskandal in der Geschichte des europäischen Fußballs verwickelt sein. Nach einem Bericht der ARD-Sendung Fakt seien zwei Spiele aus der Abstiegssaison 2006/07 verschoben worden. Dabei gehe es um die Partien bei der SpVgg Greuther Fürth am 1. Oktober 2006 (1:4) und bei Erzgebirge Aue am 16. Februar 2007 (0:3).

 Uwe Gospodarek im Trikot von Wacker Burghausen.

Uwe Gospodarek im Trikot von Wacker Burghausen.

Foto: ddp

"Sollten diese Spieler wirklich rechtskräftig verurteilt werden, so behalten wir es uns vor, diese gegebenenfalls in Regress zu nehmen. Sie hätten dann dem SV Wacker durch den Abstieg gehörigen finanziellen Schaden zugefügt", erklärte Burghausens Geschäftsführer Florian Hahn am Dienstag.

Wacker droht mit Regress

Laut Hahn gebe es aber momentan noch keine offizielle Mitteilung von Seiten der Staatsanwaltschaft oder des DFB. Auf Grund des Fehlens stichhaltiger Beweise sehe man der Angelegenheit deshalb sehr gelassen entgegen. "Bisher wurden nur Aussagen und Vermutungen geäußert, die nach meinem derzeitigen Wissensstand in keinem Fall beweis- oder aussagekräftig sind", sagte Hahn und betonte, dass die neue Wacker-Führungsspitze damals "in keinster Weise involviert oder beteiligt" war.

Der frühere Wacker-Torhüter Uwe Gospodarek wehrte sich am Dienstag vehement gegen Manipulationsvorwürfe. Die Unterstellungen seien aus der Luft gegriffen. "Ich habe mir nichts vorzuwerfen, das kann ich auch beeiden. Meine eidesstattliche Erklärung liegt bei meinem Anwalt, ich werde das juristisch klären lassen. Ich wurde weder von der Polizei noch von der Staatsanwaltschaft angehört", sagte Gospodarek, der mittlerweile beim Bundesligisten Hannover 96 unter Vertrag steht.

Auch Ex-Präsident Kurt Gaugler beteuerte seine Unschuld. "Ich wusste von nichts und habe auch nichts geahnt", sagte Gaugler dem Sport-Informations-Dienst (SID): "Ich hatte den Spielern nach dem Hoyzer-Skandal sogar ausdrücklich verboten zu wetten."

Der Grund dafür: Gaugler hatte mitbekommen, dass mehrere Spieler regelmäßig im örtlichen Wettbüro gewesen seien. Gänzlich ausschließen wollte er mögliche Vergehen seiner damaligen Profis aber nicht. "In der heutigen Zeit weiß man ja nie", sagte Gaugler, der Mitglied des DFB-Vorstands und des DFL-Aufsichtsrates ist. Auf eigenen Wunsch wollte Gaugler DFB-Spielbetriebsdirektor Helmut Sandrock noch am Dienstag seine Sicht der Dinge darlegen.

Auch der DFB reagiert auf die neuen Vorwürfe. Am Dienstag ließ der Verband der ermittelnden Staatsanwaltschaft Bochum Unterlagen wie Spielberichtsbögen der verdächtigten Partien und Manuskripte der ARD-Sendung zukommen. "Diese Spiele sind aber schon Bestandteil der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Bochum", sagte ein DFB-Sprecher dem SID. Ob der Kontrollausschuss des DFB seinerseits Ermittlungen aufnehmen wird, wird von den Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft abhängen.

Ein bulgarischer Wettpate hatte ausgesagt, dass vier Feldspieler mit jeweils 10.000 Euro und ein Torhüter mit 15.000 Euro bestochen worden sein sollen. Zugleich sollen die Spieler selbst Wetten in Höhe von 30.000 Euro platziert haben. "Das hatte zweierlei Vorteile für uns. Wir mussten nicht so viel Geld investieren in die Spieler, und zweitens waren die in der Pflicht, das zu machen, denn sie haben ja mitgewettet", sagte der Bulgare der ARD.

Hannover 96 steht trotz der Vorwürfe zu seinem Ersatztorhüter Gospodarek. "Uwe hat uns glaubhaft versichert, dass die Vorwürfe gegen ihn haltlos sind. Er wird die Angelegenheit auf dem juristischen Weg klären. Wir gehen davon aus, dass sich die Unterstellungen als falsch erweisen", sagte 96-Sportdirektor Jörg Schmadtke. Gospodarek indes war tief geknickt: "Ich habe Familie. Man sollte auch einmal daran denken, wie es einem geht, wenn solche Vorwürfe aufkommen."

Als einer der Hintermänner soll Ante S., der bereits in den Manipulationsskandal um Schiedsrichter Robert Hoyzer verwickelt gewesen war, fungiert haben. Burghausen war am Ende der Saison 2006/07 mit einem Rückstand von vier Punkten zu den Nichtabstiegsplätzen abgestiegen.

Die Staatsanwaltschaft Traunstein, die nach den ersten Manipulationsvorwürfen gegen Wacker im November ein Vorermittlungsverfahren eingeleitet hatte, wollte sich auf SID-Anfrage noch nicht zur juristischen Vorgehensweise nach den jüngsten Entwicklungen äußern.

Neue Beweise scheint es aber zu geben: Dem ARD-Magazin liegen nach eigener Aussage Telefonüberwachungsprotokolle vor, die darauf hindeuten, dass bei Spielen von Burghausen möglicherweise manipuliert wurde. Eine der überwachten Personen soll ein Malaie sein, der 2007 in Frankfurt am Main wegen Spielmanipulationen zu zwei Jahren und fünf Monaten Haft verurteilt worden war.

In einem der Telefonate habe er erklärt, er wolle für Burghausen wetten. Die Überwachungsprotokolle sollen belegen, dass die Täter Kontakte zu den Spielern von Burghausen hatten. Bereits im November vergangenen Jahres hatte die ARD in diesem Zusammenhang Vorwürfe gegen Wacker erhoben.

Die Staatsanwaltschaft Bochum hatte Ende November 2009 den größten Wett- und Manipulationsskandal in der Geschichte des europäischen Fußballs öffentlich gemacht. In Deutschland sollen mindestens 32 Spiele von der 2. Bundesliga bis in den Juniorenbereich manipuliert worden sein.

(SID/chk)
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