Referees sollen fest angestellt werden Schiedsrichter-Klage könnte das System auf den Kopf stellen

Bremen/Frankfurt · Für den DFB könnte es teuer werden. Ein ehemaliger Schiedsrichter will vor Gericht durchsetzen, dass Referees im Profifußball fest angestellt werden. Bislang haben sie kaum Sicherheiten.

 Ex-Schiedsrichter Malte Dittrich.

Ex-Schiedsrichter Malte Dittrich.

Foto: dpa, crj nic fdt

Malte Dittrich war vor einigen Jahren noch ein aufstrebender Schiedsrichter - jetzt trifft er den Deutschen Fußball-Bund (DFB) vor dem Arbeitsgericht wieder. Sollte sich der 35 Jahre alte Bremer durchsetzen, könnte das für den Verband teuer werden. Außerdem würde das Schiedsrichterwesen in Deutschland nachhaltig verändert. Denn Dittrich will erreichen, dass Schiedsrichter den Angestellten-Status bekommen und nicht wie bislang als selbstständige Mitarbeiter geführt werden: "Ich möchte den zuständigen Personen deutlich machen, dass sie die Schiedsrichter nicht einfach so auswechseln können", sagt Dittrich im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.

Seinem Ziel könnte er am Donnerstag näher kommen. Dann verhandelt das Landesarbeitsgericht Hessen über den Fall, nachdem ein Termin im August ausfiel. In der ersten Instanz ist Dittrich mit seinem Vorhaben gescheitert, weil das Arbeitsgericht Frankfurt vor rund anderthalb Jahren die Klage abwies. Er legte daraufhin Berufung ein.
"Ich bin überzeugt davon, dass damals nicht alle Argumente in die Urteilsfindung einbezogen wurden", sagt er.

Der ehemalige Schiedsrichter ist Jurist, arbeitet für eine Bremer Kanzlei und vertritt sich in dem Prozess gegen den DFB selber. Was der Fußballverband von diesem Fall hält, ist derzeit nicht zur erfahren: Vor und während des Verfahrens werde sich der DFB nicht äußern, teilt die Pressestelle mit.

Die Geschichte, die zu diesem Streit geführt hat, begann vor rund zwölf Jahren: 2006 stieg Dittrich in den Kreis der Profifußball- Schiedsrichter auf. Bis 2015 blieb er in dieser Auswahl, die die Schiedsrichter-Kommission des DFB jedes Jahr neu zusammenstellt.
Dittrich machte bei dem System mit, einigte sich Jahr für Jahr mit dem Verband auf eine Zusammenarbeit. Für seine Einsätze schrieb er Rechnungen an den DFB.

Insgesamt leitete er 64 Partien in der 3. Liga, in mehr als 100 Spielen in der 2. Bundesliga war er Linienrichter. In Liga eins war er 20 Mal als Vierter Offizieller dabei.

Doch dann kam das Ende. Ohne Angabe von Gründen sei ihm per Brief mitgeteilt worden, dass der DFB nicht mehr mit ihm plane. Zwar sehr plötzlich, aber nicht ganz unerwartet war das, wie Dittrich berichtet, weil er in der Hierarchie in Richtung Liga eins nicht weiter aufgestiegen war. "Je länger man dabei ist, desto eher wird man ausgewechselt, wenn man nicht oben ankommt", sagt er.

Kritik an dem System gab es schon häufiger: Zu Beginn der aktuellen Bundesliga-Saison sorgte Schiedsrichter Manuel Gräfe für Wirbel. Den ehemaligen Schiedsrichter-Bossen Hellmut Krug und Herbert Fandel warf er in einem Zeitungsinterview vor, bei der Auswahl und Nominierung der Unparteiischen nicht objektiv gehandelt zu haben. "Es ging zu oft nach Gusto und nicht nach Leistung", sagte Gräfe.

Der Bremer Jurist Dittrich entschied zu klagen. Das Ziel war, angestellt und entfristet zu werden. Der Schiedsrichterjob erfülle genügend Kriterien, um den Arbeitnehmer-Status zu bekommen, ist Dittrich überzeugt. Das Arbeitsgericht Frankfurt, die erste Instanz, sah das anders.

Hat die Klage des Bremers trotzdem noch Erfolg, betrifft das Schiedsrichter und Assistenten in den ersten drei Ligen. Insgesamt rund 100 Frauen und Männer. Der DFB könnte dann verpflichtet sein, sie einzustellen und Sozialabgaben zu zahlen. Zudem wäre es dann schwieriger für den Verband, für Fluktuation zu sorgen.

Dittrich sagt, er würde auch vor das Bundesarbeitsgericht in Erfurt ziehen. Um Geld gehe es ihm dabei nicht. Er wolle Klarheit schaffen, weil das System "krank" und "unfair" sei. Schiedsrichter müssten ihr Leben nach den Einsätzen richten, könnten aber nur von Jahr zu Jahr planen.

Bekäme er Recht, glaubt Dittrich nicht an eine Zukunft für sich als Profifußball-Schiedsrichter. Der DFB habe ihm gesagt, dass er in keinem Fall wieder eingesetzt werde. Der Bremer sagt aber: "Ich würde gerne wieder pfeifen."

(dpa)
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