Ergo-Pokaltalk Vogts legt sich fest — "Borussia siegt 4:2"

Düsseldorf · Am Dienstag um 18.30 Uhr wird in der Düsseldorfer Arena das DFB-Pokalspiel zwischen der Fortuna und Borussia Mönchengladbach angepfiffen. Zum Aufwärmen trafen sich am Montag bereits bekannte Vertreter der Fußballszene und beider Klubs zum Ergo-Pokaltalk — und wagten eine Prognose.

Der Ergo-Pokaltalk zum Derby
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Bei bester Aussicht aus der 28. Etage des Turms des Versicherungskonzerns herrschte in der Gesprächsrunde, die der stellvertretende RP-Sportchef Gianni Costa leitete, allerdings mehr Harmonie, als auf dem Rasen zu erwarten ist. So ließ sich Fortunas Sportvorstand Erich Rutemöller nicht aus der Reserve locken, als Costa dem Zweitliga-Tabellenführer wegen des jüngsten 1:5 Borussias gegen Leverkusen die Favoritenrolle zuschieben wollte: "Da sehe ich schon noch ein paar Unterschiede." Gladbachs Vizepräsident Rainer Bonhof gestand jedoch, dass ihn die Pleite noch immer wurmt: "Ich habe extra keine Krawatte angezogen, damit mein Hals mehr Platz hat."

Natürlich war die aktuelle Begegnung das Hauptthema des Talks, den Ex-Nationalspieler und Bundestrainer Berti Vogts und DFB-Vizepräsident Peter Frymuth komplettierten. Besonderen Spaß hatten die Zuschauer allerdings an spannenden Anekdoten aus der Vergangenheit, so als Vogts die legendäre Selbsteinwechslung Günter Netzers im DFB-Pokalfinale 1973 schilderte. Netzers Ärger mit dem damaligen Borussia-Trainer Hennes Weisweiler habe ja bereits tagelang geschwelt, erinnerte sich Vogts. "Jupp Heynckes und ich haben Günter dann gesagt: Du gehst doch sowieso zu Real Madrid, setz dich doch bitte auf die Bank und gib Ruhe." Als es zur Verlängerung kam, sei Netzer dann jedoch zu Borussias Mittelfeldspieler Christian Kulik gegangen und habe gefragt, ob er noch könne. "Da hat Christian gesagt: Nein, Günter, du musst für mich rein. Und Netzer ging zu Hennes Weisweiler und teilte ihm mit: Jetzt spiele ich."

Peter Frymuth gelang es, den Scheinwerfer wieder zurück auf das Niederrheinderby zu drehen — indem er die Borussia als Vorbild für die aktuell aufstrebende Fortuna auswies. "Fortuna ist auf einem guten Weg", attestierte der DFB-Vize dem Klub, den er jahrelang als Vorstandsvorsitzender führte. "Doch für einen wirklich dauerhaften Aufschwung bedarf es neben dem sportlichen Erfolg auch hervorragender Arbeit im Umfeld — wie bei Borussia. Der nun begonnene Bau des Nachwuchsleistungszentrums ist dabei ein wichtiger Schritt."

Das Pokalduell am Dienstag werden die mentalen Eigenschaften entscheiden, versicherte Rutemöller, der mit Vogts und Bonhof das Trainerteam bildete, das Deutschland zum EM-Titel 1996 führte. Und der Sportvorstand gab ehrlich zu: "Wir haben schon die Zielsetzung, wieder Erstligist zu sein, aber das kann auch erst in der nächsten Saison sein." An einen Pokaltipp wagte er sich allerdings ebenso wenig heran wie Frymuth — da wurden die beiden Gladbacher schon deutlicher. "Am besten in der 89. Minute das 1:0 machen, dann brauchst du nicht mehr lange zu leiden", meinte Bonhof. Vogts ergänzte ein "4:2 für Borussia, weil sie jetzt liefern muss" — und das, obwohl der 70-Jährige kurz zuvor zugegeben hatte, "dass ich inzwischen häufiger in Düsseldorf als in Mönchengladbach bin".

Vogts war es freilich über den Pokal hinaus ein Anliegen, den deutschen Klubs ins Gewissen zu reden. "Es ärgert mich schon, dass viele Vereine in den Bundesligaspielen die beste Elf an den Start bringen und dann donnerstags ins der Europa League neun Spieler austauschen", betonte der frühere Nationalspieler. "Dort werden dann Punkte liegengelassen, und das ist nicht gut für den deutschen Fußball."

(jol)
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