Eklat im DFB-Pokal MSV erhielt Hinweise auf Skandal-Plakat

Duisburg · Der MSV hatte bereits im Vorfeld Informationen erhalten, dass Anhänger ein geschmackloses Banner beim Pokalspiel entrollen wollten – und reagierte nicht. Der FC Schalke zog durch ein 5:0 ungefährdet in die nächste Runde ein.

 Die Mitarbeiter des MSV Duisburg wurden vor der Plakat-Aktion der Fans gewarnt.

Die Mitarbeiter des MSV Duisburg wurden vor der Plakat-Aktion der Fans gewarnt.

Foto: dpa, mjh jai

Der MSV hatte bereits im Vorfeld Informationen erhalten, dass Anhänger ein geschmackloses Banner beim Pokalspiel entrollen wollten — und reagierte nicht. Der FC Schalke zog durch ein 5:0 ungefährdet in die nächste Runde ein.

Die sportliche Bilanz des MSV Duisburg ist in dieser Saison bislang recht ernüchternd. Die Meidericher sind Schlusslicht der Zweiten Liga mit null Punkten und 1:6 Toren. Und auch im Pokalwettbewerb hat das Team nachgewiesen, auf größerer Bühne derzeit nicht bestehen zu können. In der ersten Runde setzte es eine formidable Klatsche — der FC Schalke 04 setzte sich 5:0 durch. Damit war zu rechnen. Für einige Anhänger der Zebras ist das offenbar alles etwas zu viel. Sie entrollten ein Transparent mit einem beschämenden Text: "2011? Nicht mal Rudi kann sich erinnern!" Es geht um das Pokalfinale vor vier Jahren, damals hatten sich die Königsblauen ebenfalls mit 5:0 durchgesetzt, verbunden mit der Anspielung auf den an Alzheimer erkrankten Ex-Manager Rudi Assauer.

"Das ist mehr als beschämend. Das ist ein Mann, der unheimlich viel für den Verein geleistet hat", sagte Schalkes Manager Horst Heldt nach der Partie: "Alles hat seine Grenzen, das ist absolut geschmacklos. Das wird eigentlich auch nicht dem Support der Duisburger Fans gerecht." Die Verantwortlichen des MSV zeigten sich entsetzt. "Ich bin genauso fassungslos wie die Spieler und alle Verantwortlichen, was die sogenannten Fans da gemacht haben. Das spiegelt nicht das wider, wofür der MSV steht. Das sind einzelne Spinner. Ich möchte mich dafür in aller Form beim FC Schalke entschuldigen", erklärte Duisburgs Geschäftsführer Bernd Maas.

MSV ignoriert Warnungen

Ganz so unvorbereitet waren die Duisburger allerdings nach Informationen unserer Redaktion nicht. Bereits am Donnerstag vor der Partie hatte mindestens ein Mitarbeiter einen Hinweis erhalten, dass es ein derartiges Plakat geben würde. Wirklich ernstgenommen hat das aber augenscheinlich niemand. Der MSV war um maximale Schadensbegrenzung bedacht und hat sich auch noch mal mit einem Foto bei Assauer und dem FC Schalke entschuldigt. "Sorry Rudi" war die Botschaft an den 71-Jährigen — sowohl die Knappen als auch Assauer ankzeptierten die Entschuldigung. Auf der Facebook-Seite von Assauer war zu lesen: "Danke Jungs und weiterhin viel Glück in der Liga!"

Danke Jungs und weiterhin viel Glück in der Liga!https://www.facebook.com/MSV.Duisburg/photos/a.158154784221810.26784.157529717617650/875890575781557/?type=1&fref=nf&pnref=story

Abgesehen von dem Banner-Zwischenfall war ansonsten alles so wie immer. Trainer Gino Lettieri gab nach dem furchtbar aussichtslosem Bemühen zu: Die Partie war nach dem 0:2 in der 39. Minute durch Schalkes Matija Nastasic und der Gelb-Roten-Karte gegen MSV-Kapitän Branimir Bajic (32.) "gegessen." Dass Schalkes neuer Trainer Andre Breitenreiter in der Pressekonferenz anmerkte, der MSV habe sein Team über 90 Minuten gefordert, war freundlich wie der Gesang der Zebra-Fans in der ausverkauften Arena. Zum Dank für die gute Stimmung schickte Manager Ivo Grlic, der Tage vor dem Spiel in der Ferne nach offiziellen Vereinsangaben Spieler beobachtete, auf eine zweite "Ehrenrunde" in den Block.

Unter der Woche hatte sich Lettieri gegen Kritik gewehrt und mochte sich keineswegs als Defensivtrainer abstempeln lassen. Man habe in der letzten Saison die zweitmeisten Tore geschossen. Wer das nicht mitbekommen habe, sei vielleicht am Ballermann gewesen. Aktuell mangelt es dem Team dagegen an allen Möglichkeiten, zu treffen. Gegen Bochum war da nichts. Gegen Schalke auch nicht. Der noch im Vorjahr gefeierte Torjäger Kingsley Onuegbu saß gegen Schalke nur auf der Bank. In drei Pflichtspielen kassierten die Zebras dagegen elf Treffer. Es stimmt also hinten und vorne nicht. Nur gut, dass sich der MSV auf die Mission "Klassenerhalt" konzentrieren kann. Am kommenden Sonntag erwartet Duisburg den Mitaufsteiger Arminia Bielefeld.

(RP)
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