Walldorf darf vom Viertelfinale träumen Wer Darmstadt packt, schafft auch Bielefeld

Walldorf · Astoria Walldorf hat mit dem Sieg gegen Darmstadt 98 im DFB-Pokal weiter für Furore gesorgt. Nach der Auslosung scheint sogar das Viertelfinale möglich.

Astoria Walldorf - FC Darmstadt 98: die Bilder des Spiels
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Walldorf - Darmstadt: die Bilder des Spiels

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Foto: dpa, ua htf

Eine Stunde nach dem Abpfiff waren die Bürgersteine schon hochgeklappt. Kein Autokorso, keine Fanparty, keine Gesänge in den Straßen. Das kleine Städtchen Walldorf lag still in der badischen Dunkelheit - als ob es das sensationelle 1:0 (1:0) der Astoria in der 2. Runde des DFB-Pokals gegen den Bundesligisten Darmstadt 98 nie gegeben hätte. Und nachdem um Mitternacht Arminia Bielefeld anstatt eines Topklubs aus dem Lostopf gezogen wurde, ging die Stimmung beim Viertligisten auch nicht mehr nach oben.

Eher nüchtern kommentierte Trainer Matthias Born die Aufgabe im Achtelfinale. "Über Greuther Fürth hätte ich mich gefreut. Als Spieler mit Hoffenheim habe ich gute Erinnerungen an Fürth", sagte der Coach des Tabellen-13. der Regionalliga Südwest, der als letzter Verein von Reck-Olympiasieger Fabian Hambüchen gezogen wurde: "Bielefeld spielt in der 2. Bundesliga und ist der klare Favorit. Aber wir werden alles geben, um vielleicht noch eine Runde weiterzukommen."

Überschwängliche Freude hört sich anders an. Doch obwohl Bielefeld nicht der Wunschgegner war, bietet das Los den Walldorfern eine große Chance. Wer den VfL Bochum und Darmstadt aus dem Wettbewerb geworfen hat, kann das sicher auch mit der Arminia machen. Mit einer Leistung wie gegen die Lilien winkt dem klassentiefsten Verein, der noch im Wettbewerb vertreten ist, das Viertelfinale - und dann wäre bei den 16.000 Einwohnern vielleicht auch richtig was los.

Auf dem Platz haben die Feierabendkicker am Mittwochabend jedenfalls für Furore gesorgt. Der Erfolg vor 4000 Zuschauern im ausverkauften Dietmar-Hopp-Sportpark durch den Treffer von Nico Hillenbrand (32.) war alles andere als glücklich. "Wir haben uns in einen Rausch gespielt und dann auch verdient gewonnen", analysierte Matchwinner Hillenbrand korrekt: "Wir waren gut im Spiel und haben die wichtigsten Zweikämpfe gewonnen."

Astoria Walldorf hat ein besonderes Verhältnis zum Geld

Gewonnen haben die Walldorfer zudem die DFB-Prämie von rund 500.000 Euro. Das passt ganz gut, denn der Klub hat ein besonderes Verhältnis zum Geld. Schließlich ist der Verein nach dem ersten US-Multimillionär benannt. Johann-Jakob Astor kehrte Ende des 18. Jahrhunderts seinem Geburtsort Walldorf den Rücken, um wenige Jahre später in den USA als Pelz- und Immobilienhändler zum reichsten Mann seiner Zeit aufzusteigen.

Astors Söhne gründeten die Hotelkette Waldorf-Astoria. Der Klub erinnert mit seinem Namen an den berühmtesten Sohn der Stadt, die vor allem durch den Firmensitz des Software-Riesen SAP bekannt ist. SAP ist indirekt auch der Grund für den Stadionnamen: Die Stiftung von Firmen-Mitbegründer Hopp hat dem Verein eine professionelle Infrastruktur beschert, nur die Spieler sind Amateure - und das soll bleiben. Höher als in die Regionalliga will der Verein, der vor rund 20 Jahren noch in der Bezirksliga spielte, nicht hinaus.

(sid)
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