DFB-Bundestag Von wegen Querelen

Frankfurt · Im Vorfeld des DFB-Bundestages gab es erbitterte Auseinandersetzungen. Gestern nun herrschte plötzlich völlige Harmonie. Projekte wie der Bau der Akademie oder der Millionen-Vertrag mit der DFL werden einstimmig abgesegnet.

So verlief der außerordentliche DFB-Bundestag in Frankfurt
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So lief der außerordentliche DFB-Bundestag

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Beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) ist man traditionell sehr zufrieden mit sich. Und das möchte man auch der Öffentlichkeit demonstrieren. Im Raum "Harmonie" der Frankfurter Messe hat der größte Sportfachverband der Welt mit rund sieben Millionen Mitgliedern zum außerordentlichen Bundestag geladen. Es hat im Vorfeld erbitterte Auseinandersetzungen gegeben. Es wurde öffentlich darüber gestritten, ob dem sogenannten Grundlagenvertrag zwischen DFB und Deutscher Fußball Liga (DFL) als Vertreter der Profiklubs zugestimmt werden sollte. Ob es richtig ist, Millionen in eine neue Akademie zu investieren und ob die Reform der Regionalliga nicht mehr als ein fauler Kompromiss ist.

Dann tritt Reinhard Grindel, der Präsident, ans Rednerpult und wenn man ihm so zuhört, dann ist von Misstönen nur wenig zu hören. Betont wird die Einheit, die Rede ist von Herausforderungen, von einer Öffentlichkeit, die versucht, etwas kleinzureden. Der DFB, so die Botschaft, steht glänzend da. Deutlicher beschreibt Rainer Koch, sein erster Vizepräsident, die Spielregeln der Versammlung. "Der DFB-Bundestag", sagt der mächtige Funktionär aus München, "ist kein Parlament mit Regierung und Opposition." Wenn nun Einigkeit demonstriert würde, so die Koch'sche Logik, bringe das nur zum Ausdruck, dass im Vorfeld hinter verschlossenen Türen intensiv diskutiert wurde. Also von wegen nordkoreanische Verhältnisse.

Die neue DFB-Akademie auf dem Areal der Frankfurter Galopprennbahn - nach jahrelangem Rechtsstreit soll im kommenden Jahr Baubeginn sein, Bezug bis spätestens 2021. Geplante Kosten: bis zu 150 Millionen Euro. Ziel ist, alles auf einem Gelände zu vereinen: das Training der Nationalmannschaften, die Förderung von Talenten, die Aus- und Weiterbildung von Trainern und Schiedsrichtern, die Verwaltung des Verbandes, die Entwicklung neuer Trainingsmethoden. Grindel feiert das Vorhaben als "Jahrhundertprojekt". Die 259 Delegierten votieren einstimmig dafür. Es gibt noch nicht mal eine Wortmeldung. Zur Ehrenrettung darf nicht unerwähnt bleiben, dass es im Vorfeld Regionalkonferenzen gab, auf denen die Mitglieder ihre Fragen stellen konnten.

Auch der Grundlagenvertrag, der die finanzielle Verbindung zwischen DFB und DFL festschreibt, wird einstimmig abgenickt. Dabei geht es um ein durchaus heikles Thema. Laut einer Vereinbarung aus dem Jahr 2001 muss der Profifußball drei Prozent seiner Einnahmen an den DFB abgeben. 2013 wurden diese Einnahmen pro Jahr aber auf höchstens 866 Millionen Euro und die Abgaben der DFL auf 26 Millionen Euro festgelegt. Der DFB hat sich bei seinen Nachverhandlungen immer sehr zurückgehalten, weil die Klubs mehrfach damit gedroht hatten, sich komplett abzuspalten. Tatsächlich stünde dem DFB und damit auch dem Amateursport deutlich mehr zu. Seit dieser Saison kassiert die DFL allein rund 1,5 Milliarden Euro durch den Verkauf der TV-Rechte. "Wer gegen den Grundlagenvertrag ist, der ist kein Freund des Fußballs", verkündet Koch.

Der im Vorfeld am hitzigsten diskutierte Punkt auf der Tagesordnung wurde vorsichtshalber von Versammlungsleiter Friedrich Curtius, dem Generalsekretär, per Abstimmung ganz nach hinten verlegt. Wie soll die künftige Struktur der Regionalligen aussehen? Vor sieben Jahren hatte der DFB-Bundestag die Einführung von fünf Regionalligen beschlossen. Daraus resultierte indes zunehmend Unzufriedenheit an der Basis. Bis in die Nacht vor der Versammlung wurde nach einem tragfähigen Kompromiss gesucht, um die Interessen der Vertreter von Dritter Liga, Regionalligen bis hinunter zur Oberliga zu vereinen.

Peter Frymuth, DFB-Vizepräsident, schaffte es in gewiefter Manier, einen Kompromiss auszuhandeln: In den Spielzeiten 2018/19 und 19/20 steigen vier statt wie aktuell drei Vereine in die 3. Liga auf. Immer der Meister aus der Staffel Südwest und drei aus den Ligen Bayern, West, Nord, und Nordost - zwei davon direkt und einer als Sieger aus zwei Relegationsspielen. 2020 soll es dann wieder nur eine viergleisige Regionalliga geben. Nur elf Delegierte stimmten gegen den Antrag. Bis zum Bundestag 2019 soll Frymuth nun als Projektleiter eine mehrheitsfähige Lösung finden. "Es gibt sicherlich einfachere Dinge", sagt der Düsseldorfer Funktionär unserer Redaktion. "Es ist eine große Herausforderung, die Interessen aller zu bündeln." Den DFB wähnt er auf einem guten Weg. "Wir haben uns sicherlich ein paar blaue Flecken eingefangen", befindet der frühere Vorstandsboss von Fortuna Düsseldorf. "Aber wir haben uns transparent und offen den Herausforderungen gestellt und werden das auch weiter so gestalten."

(gic)
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