Dritte Finalpleite für Torwart-Ikone Die Karriere-Krönung für Buffon bleibt aus

Cardiff · Gianluigi Buffon bleibt der Unvollendete, Sami Khedira rauschte wortlos ab. Juventus Turin kassierte in Cardiff die fünfte Finalpleite in der Champions League nacheinander.

Champions League: Gianluigi Buffon trauert nach Finalpleite
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Buffon trauert nach Finalpleite gegen Real

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Foto: ap, TH MD

Diesmal zwinkerte er ihm nicht zu, nicht einmal einen Blick erübrigte Gianluigi Buffon für den Henkelpott. Als die Torwart-Ikone von Juventus Turin mit der Silbermedaille um den Hals die große Bühne in Cardiff verließ, war sein Traum von der Vollendung seiner Karriere längst geplatzt. Wieder einmal feierten die Gegner den Triumph in der Champions League.

Nur wenig später verließ Sami Khedira bereits das Millennium Stadium. Wortlos und tief enttäuscht. Die 1:4 (1:1)-Niederlage gegen Titelverteidiger Real Madrid saß wie ein Stachel im Fleisch des Weltmeisters, da halfen auch die tröstenden Worte seines siegreichen Nationalelfkollegen Toni Kroos nichts.

"Ich habe ihm zu seiner Saison mit Juve gratuliert und ihm gesagt, er soll den Kopf hochnehmen", berichtete Kroos: "Man muss verstehen, dass er traurig ist, ich habe 2012 auch nicht so viele Interviews nach dem Endspiel gegeben." Damals hatte Kroos mit den Bayern das "Finale dahoam" gegen den FC Chelsea verloren.

Die Sehnsucht nach dem Henkelpott bleibt

Immerhin besitzt Khedira bereits einen Champions-League-Titel, 2014 triumphierte er mit Real. Umso mehr hätte er den Sieg Buffon gegönnt. Die ganze Mannschaft spielte auch für ihren "Gigi", der aus seiner Sehnsucht nach dem letzten großen Erfolg keinen Hehl gemacht hatte. Das "unheimlich schöne Geschenk" (Khedira) blieb allerdings aus. So wie 2003 im Endspiel gegen den AC Mailand und 2015 im Finale gegen den FC Barcelona. Fünf europäische Endspiele nacheinander hat Juve nun verloren.

"Wir sind enttäuscht. Wir haben in der ersten Halbzeit hervorragend gespielt, und wir dachten, wir hätten alles für den Sieg geleistet", sagte Buffon. Trotz der Pleite, die auch Khedira eingeleitet hatte, indem er Casemiros Schuss (61.) zum 1:2 unhaltbar für seinen Torwart abfälschte, blieb Buffon der große Sportsmann, zu dem er sich im Alter von 39 Jahren längst entwickelt hat. Real verdiene den Titel, weil sie die Klasse und Einstellung gezeigt haben, "die man in solch einem Spiel braucht", sagte Buffon.

Vertrag bis 2018

Sein Trainer Massimiliano Allegri sprach von einem "Albtraum", den erlebten jedoch Tausende Landsleute in Turin. Bei einer Massenpanik während der Live-Übertragung des Finals gab es mehr als 1400 Verletzte. "Wir fühlen mit den Fans in Turin und wir hoffen, es geht ihnen bald besser", sagte Allegri.

Buffons Sorgen sind mit den Ängsten der Tifosi auf der Piazza San Carlo nicht zu vergleichen, er hat "nur" die Krönung einer ohnehin außergewöhnlichen Laufbahn verpasst. Diesen einen noch fehlenden Pokal hätte er aber so gerne gewonnen. "Ich habe ihn lieb und zwinkere ihm zu, denn er treibt mich voran, mich weiterhin täglich zu motivieren und infrage zu stellen", hatte er dem kicker gesagt.

Wie es weitergeht und ob das Finale tatsächlich Buffons letzte Chance auf den Henkelpott war, wird sich in der nächsten Saison herausstellen. Bis Sommer 2018 läuft sein Vertrag bei Juve noch, die WM in Russland will er auf jeden Fall spielen. Er fühle sich noch immer "wie ein kleiner Junge", sagte Buffon in Cardiff. Zumindest einen letzten Anlauf auf den Triumph in der Königsklasse wird der "heilige Gigi" noch nehmen.

(ems/sid)
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