"No Pirlo, No Party" Juve-Star Andrea Pirlo verzaubert die Fußball-Welt

Die Hoffnungen der Juve-Fans liegen auf Andrea Pirlo. Der 35-Jährige ist Dreh- und Angelpunkt der "Alten Dame" - und doch könnte das Champions-League-Finale sein letzter großer Auftritt werden.

Das ist Andrea Pirlo
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Foto: dpa, mau ss nic

Er hat ein eigenes Weingut, ist auf dem Platz mehr Künstler als Sportler und besitzt mehr Lässigkeit als die meisten Hollywood-Schauspieler: Juves Mittelfeldregisseur Andrea Pirlo ist nicht nur für Turiner Fans ein höchst ungewöhnlicher Fußballer. Beim Champions-League-Finale am Samstag (20.45/im Live-Ticker) in Berlin gegen den FC Barcelona könnte der 35-Jährige mit einem großen Titel von der europäischen Fußball-Bühne abtreten.

Der Verlust für die Fangemeinde wäre groß. "No Pirlo, No Party" - der Slogan auf den weißen Fanshirts ist Kult. Genau wir Pirlos stoische Art, die er auch bei der Ankunft am Freitagmittag an den Tag legte. Cool und unaufgeregt spazierte der Weltmeister von 2006 an den kreischenden Fans vorbei ins Teamhotel am Gendarmenmarkt. Übel nehmen ihm die Anhänger diese Unnahbarkeit nicht. Denn sie passt perfekt zu seinem Spiel.

"Wenn ich Andrea mit dem Ball sehe, frage ich mich, ob ich mich überhaupt Fußballer nennen darf", sagte Pirlos ehemaliger Teamkollege Gennaro Gattuso. Juve-Torwart Gianluigi Buffon sah in ihm gar "den Beweis für die Existenz Gottes". Und auch Barcas Andres Iniesta sagte: "Andrea Pirlo ist ein einzigartigen Spieler, der das gegnerische Team mit nur einem Pass zerlegen kann."

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Seine wehenden Haare, der Vollbart - und natürlich das Weingut, das er sich in Capriano del Colle vor Jahren zugelegt hat, machen das Bild des außergewöhnlichen Profis perfekt. Fast wie ein Feldherr schreitet Pirlo durch das Mittelfeld, immer bereit, dort zuzuschlagen, wo die gegnerische Abwehr auch nur die kleinste Lücke offenbart. Er ist auf den Beinen nicht schnell, aber im Kopf zu schnell für seine Gegner. Seine Pässe, Freistöße und Flanken kommen mit ungeheurer Präzision bei den mitspielern an. Das musste auch schon die DFB-Elf erfahren.

Sowohl im WM-Halbfinale 2006 als auch im EM-Halbfinale 2012 war er einer der Gründe für die deutschen Niederlagen. Mit seiner Vorlage zu Fabio Grosso im WM-Halbfinale 2006 leitete er das 1:0 und damit das Ende des deutschen Sommermärchens ein. Pirlo beherrscht in Topform das Tempo eines Spiels. "Metronom" oder "Architekt" sind nur einige Spitznamen, die er in seiner Heimat trägt.

Abseits des Spielfelds beherrscht vor allem eins: Schweigen. Nur selten stellt er sich den Medien. Nicht erst, seitdem er im vergangenen Jahr in die Klatschspalten geriet. Er trennte sich von seiner Frau Deborah, mit der er zwei Kinder hat, und ging eine Beziehung mit einer PR-Managerin ein. Von da an machten Paparazzi Jagd auf ihn.

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Dabei schien Pirlos Karriere in völlig andere Bahnen zu laufen. Nach seinem Serie-A-Debüt mit nur 16 Jahren in Brescia wurde er als Supertalent hochgejubelt. Dann aber schnell zum Versager abgestempelt, als er bei Inter Mailand als Spielmacher nicht zurechtkam.

Zwei Ausleihen später landete er schließlich beim AC Milan, wo Trainer Carlo Ancelotti sein Talent erkannte und ihn um wenige Meter nach hinten versetzte. Mit Erfolg: Pirlo gewann zweimal die Champions League, mehrere Meistertitel und 2010 die WM. Nur ein Jahr später war er dann für Mailand zu alt. Er wechselte nach Turin. Ablösefrei. Seitdem gewann Juve vier Meistertitel. Und Milan? Nichts.

Doch nun scheint sich auch die Liaison mit der "Alten Dame" dem Ende zuzuneigen. Immer wieder wurden Wechselgerüchte laut. Finanzstarke außereuropäische "Operettenligen" locken den Italiener. Doch vorher hat Pirlo noch ein Ziel: "Für mich wäre es ein Traum, mit Juve den Champions-League-Titel in Berlin zu gewinnen, in derselben Stadt, in der ich Weltmeister geworden bin."

(sid)
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