Taktik in Madrid geht nicht auf Verlässt Guardiola als Unvollendeter die Bayern?

Madrid · Für den FC Bayern wird es nach dem 0:1 bei Atletico Madrid schwer, sich den Traum von San Siro und vom Triple zu erfüllen. Doch die Hoffnung lebt beim Rekordmeister.

Guardiolas Niederlagen mit den Bayern
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Die Lage ist gefährlich, die Botschaft eindeutig: "Wir würden einen Fehler machen, wenn wir jetzt hadern. Ich möchte nach Mailand", rief Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge den enttäuschten Spielern und Trainer Pep Guardiola beim Mitternachtsbankett im noblen Hotel Eurostars Tower zu.

Das 0:1 (0:1) bei Atletico Madrid im Halbfinal-Hinspiel der Champions League hatte den FC Bayern erschüttert, nachdem ein gewagter Plan von Gardiola schiefgegangen war. Doch nicht nur Rummenigge war bemüht, den Blick möglichst schnell in Richtung Rückspiel am kommenden Dienstag (20.45 Uhr/Live-Ticker) in München zu lenken.

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"Erstmal ist man niedergeschlagen. Wir wollten hier ein Tor schießen und nicht verlieren. Aber ich schaue positiv nach vorne. Es ist noch nicht vorbei", betonte deshalb auch Kapitän Philipp Lahm tapfer. Man habe dem FC Bayern "einen Stein in den Weg gelegt, aber es gibt am Dienstag eine gute Gelegenheit, diesen Stein wieder aus dem Weg zu räumen, damit wir unseren großen Traum weiterleben", führte Rummenigge bei seiner Rede weiter aus. Die rund 400 Edelfans klatschten begeistert Applaus.

Für weitere Frustbewältigung sorgte am Donnerstagnachmittag Ligarivale Borussia Dortmund. In einer Ad-hoc-Meldung verkündete der Pokal-Finalgegner, dass Weltmeister Mats Hummels dem BVB seinen Wechselwunsch zu den Münchnern mitgeteilt hat. Nach wochenlangen Gerüchten herrscht nun (fast) Klarheit - und die Bayern können die Personalplanungen für die kommende Spielzeit intensivieren.

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Es ist der Traum vom Finale am 28. Mai im Mailänder San Siro - und natürlich der große Traum vom zweiten Triple nach 2013, der die Münchner beseelt. Bereits am Samstag (15.30 Uhr/Live-Ticker) könnte der FC Bayern den historischen vierten deutschen Meistertitel in Serie, den 26. insgesamt, einfahren, am 21. Mai steht zudem das Pokalfinale gegen Dortmund an - doch dies alles war am späten Mittwochabend nur Nebensache. "Wir konzentrieren uns auf die Champions League, das ist sehr wichtig für uns", unterstrich Torwart Manuel Neuer.

In der Königsklasse entscheidet sich, ob der FC Bayern eine gute oder eine "königliche" Saison hingelegt hat. Dort entscheidet sich, ob Guardiola München als Unvollendeter in Richtung Manchester verlässt, nachdem er in den vergangenen beiden Jahren jeweils im Halbfinale der Königsklasse krachend gescheitert war, oder doch noch die Krönung erfährt.

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Diese könnte Guardiola aber auch in diesem Jahr versagt bleiben. Das Atlético von Trainer Diego Simeone erwies sich im Vicente Calderón als der erwartet unangenehme und aggressive Kontrahent, der zudem von den Schwächen der eine Halbzeit lang indisponierten Münchner profitierte. Beim Tor des Tages durch Saúl Niguez (11.) ließen sich die Bayern wie eine Schülermannschaft düpieren. Dass zudem der erhoffte Auswärtstreffer nicht gelang, macht die Herausforderung gegen die Defensivkünstler aus Spanien nun noch spannender.

"Wir haben jetzt eine größere Aufgabe vor uns als wir haben wollten. Deswegen bin ich schon ein bisschen verärgert, dass wir kein Tor erzielt haben", meinte Thomas Müller. Der Weltmeister saß zusammen mit Franck Ribery zunächst überraschend nur auf der Bank. Guardiola hatte ohne Not Thiago und Kingsley Coman vorgezogen, doch ohne Erfolg. Schon einmal hatte sich der Spanier in einem Halbfinale verzockt, 2013 im Rückspiel gegen Real (0:4).

"Ich wollte einen Linksfuß auf links und einen Rechtsfuß auf rechts haben. Und ich wollte einen Mittelfeldspieler mehr haben", begründete Guardiola bei Sky sein missglücktes Wechselspiel. Vielleicht gebe es nächste Woche "wieder eine neue Option". Dass der Bayern-Coach Müller und Ribéry dann erneut nicht in der Startelf aufbietet, erscheint ausgeschlossen.

Müller wollte aus seiner Ausbootung zumindest keine große Nummer machen. "Darüber ist man nicht glücklich. Aber für Enttäuschung ist, wenn man als Team erfolgreich sein will, in so einem Moment wenig Platz", sagte der 26-Jährige gelassen. Für ihn sei es vielmehr wichtig, den Ärger über die Niederlage in "Emotion umzuwandeln. Wir werden am Dienstag richtig einen raushauen." Allerdings warnte er vor einem Gegentor, "sonst wird es schwierig".

Die Marschroute hat der Offensivspieler deshalb schon klar vor Augen: "Wir müssen zielstrebig nach vorne spielen, dürfen aber nicht blind nach vorne rennen wie kleine Kinder. Wir müssen kühlen Kopf bewahren." Man müsse "intelligent" agieren, sagte Guardiola.

Dies forderte auch Lahm, nachdem die Bayern vor zwei Jahren gegen Real auch nach einem 0:1 im Hinspiel beim Rückspiel in München früh die Entscheidung gesucht hatten, dann aber brutal ausgekontert wurden. "Daraus haben wir absolut gelernt, dass wir nicht innerhalb von 15 Minuten das Ergebnis drehen müssen, wir haben 90 Minuten Zeit."

(sid)
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