Bayern Münchens Gegner Dinamo Zagreb Mamic-Brüder: Skandale, Macht und "Krebsgeschwür"

Zagreb · Bei Bayern Münchens Champions-League-Gegner Dinamo Zagreb stehen Zdravko und Zoran Mamic, Präsident und Trainer, im Zentrum eines Korruptionsskandals.

Dass die "Bad Blue Boys" nicht mehr zu Heimspielen von Dinamo Zagreb kommen, ist eigentlich eine gute Nachricht. Die Fangruppierung, eine Mischung aus Ultras und Hooligans, steht seit ihrer Gründung 1986 für Krawalle; der Playboy bezeichnete sie in einer Reportage als "Armee hemmungsloser Fußballfans" und "brutalste Hooligans Europas". Doch das Fernbleiben der "Bösen Blauen Jungs" ist auch ein Symptom - für die schwere Krankheit des kroatischen Fußballs.

Verursacht hat diese, da sind sich "BBB" und seriöse Medien einig, Bayern Münchens Champions-League-Gegner Dinamo Zagreb. Vor allem Zdravko Mamic, 56, Präsident des Rekordmeisters, aber auch Zoran Mamic, 43, ehemaliger Bundesliga-Profi in Leverkusen und Bochum, Sportdirektor und Trainer. Als Dinamo Mitte Juli in der Qualifikation zur Königsklasse gegen CS Fola Esch aus Luxemburg antrat, wurden die Brüder gerade aus elftägiger Untersuchungshaft entlassen. Die Vorwürfe: Veruntreuung, Steuerhinterziehung, Bestechung. Die Ermittlungen laufen.

Zdravko Mamic sprach von "Konstruktionen und Lügen" sowie einem "politischen Komplott". Er werde seine Unschuld "und die meines Bruders" beweisen. Viel zu befürchten hat das Duo nicht. Ein Normalbürger hätte wohl auf die Reise nach München verzichten müssen, Zdravko und Zoran, die mächtigsten Figuren im kroatischen Fußball, sind am Dienstag (20.45 Uhr/Live-Ticker) in der Allianz Arena aber wie selbstverständlich dabei.

Dabei legen ihnen die Behörden zur Last, "ihr" Dinamo um 117,8 Millionen Kuna (15,4 Millionen Euro) sowie den Staat um 12,2 Millionen Kuna (1,6) geschädigt zu haben. Für die "BBB" sind die Mamics "Diebe", Heimspiele boykottieren sie deshalb. In München aber werden 5000 Zagreb-Fans erwartet, und viele werden wieder die Frage stellen: "Wo ist das Geld geblieben?"

Über 150 Millionen Euro hat Dinamo in den vergangenen zehn Jahren für Spieler wie Luka Modric oder Mario Mandzukic an Ablöse kassiert — nicht wenig davon soll in den Taschen der Mamics versickert sein. Modric wurde im Zuge der Ermittlungen als Zeuge geladen.

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Dinamo aber ist nur die Spitze des Eisbergs. Zdravko Mamic hat sich längst den gesamten kroatischen Fußball Untertan gemacht, das Magazin 11Freunde spricht vom "Krebsgeschwür": Mamic ist Vizepräsident des Verbandes und gilt als weit mächtiger als dessen Boss Davor Suker.

Als Suker Anfang September Nationaltrainer Niko Kovac schasste, wähnten viele Mamic am Werk. Kovacs Nachfolger Ante Cacic, trotz seiner 61 Jahre ein eher unbeschriebenes Blatt, gilt als Mamic-Mann. Die Fans treibt die Sorge um, dass die Nationalelf, für viele ein Heiligtum ("Svetinja"), zu Mamics Privatteam verkommt.

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Zdravko Mamic kümmert es wenig. Kritik erwidert er auf seine Weise: gerne mit Schimpftiraden gegen Spieler ("ich haue dich in Stücke!"), Politiker, sexuelle Minderheiten oder auch Journalisten, denen er droht, sie könnten "in der Dunkelheit verschwinden". Hier und da wird es auch mal handgreiflich.

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Zoran brüstet sich derweil, er habe als Spieler nie beim FC Bayern verloren (zwei Spiele mit Bochum, zwei Unentschieden). In Anspielung auf das sensationelle 2:1 am ersten Spieltag der Champions League gegen den FC Arsenal meinte er: "Wir werden alles tun, um eine weitere Überraschung zu schaffen." Alles?!

(sid)
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