Halbfinale der Champions League Drei Triple-Jäger und Schalke 04

Düsseldorf (RPO). Der Pokal hat seine eigenen Gesetze, das ist eine längst anerkannte Fußball-Weisheit. Doch auch die Champions League folgt ihrer eigenen Logik. So hat der Titelverteidiger schlechte Karten und in der jüngeren Vergangenheit triumphierten stets die "Übermannschaften".

Champions-League-Sieger als Spieler und Trainer
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Foto: dpa/Petr David Josek

Seit der Saison 1992/93 wird der Titel "Champions League" unter den besten Klubmannschaften Europas ausgespielt, vorher firmierte der Wettbewerb unter dem Namen Europapokal der Landesmeister und war nur nationalen Titelträgern vorbehalten. Noch nie hat es eine Mannschaft geschafft, in der Champions League den Titel zu verteidigen.

Der Fluch des Titelverteidigers

Der letzte Klub, dem dieses Kunststück im Vorgänger-Modus gelang, war der AC Mailand, der 1990 den Triumph aus dem Vorjahr wiederholte. Früher war das anders: Real Madrid gewann die ersten fünf Wettbewerbe in Serie (1956 bis 1960), Benfica Lissabon (1961 und 1962), Inter Mailand (1964 und 1965), Ajax Amsterdam (1971 bis 1973), der FC Bayern (1974 bis 1976), der FC Liverpool (1977 und 1978) und Nottingham Forest (1979 und 1980) machten vor, wie man den Titel in der Königsklasse erfolgreich verteidigt.

Ein weiteres Muster, das sich in der Champions League beobachten lässt: In den vergangenen zwei Spielzeiten gewann der Sieger neben dem "Pokal mit den großen Ohren", wie die einst vom Bremer Designer Horst Heeren entworfene Trophäe umgangssprachlich genannt wird, auch zusätzlich die nationale Meisterschaft und den heimischen Pokalwettbewerb. Barcelona schaffte das historische "Triple" 2009 ebenso wie Inter Mailand 2010. Inter setzte sich im Finale gegen den FC Bayern durch, der ebenfalls schon das nationale "Double" in der Tasche hatte.

Schalke ist die "Triple"-Ausnahme

Von den aktuellen Halbfinalisten haben drei Mannschaften ebenfalls noch die theoretische Chance auf das "Triple" — lediglich der deutsche Vertreter Schalke 04 tanzt, Stand heute, aus der Reihe. Die Königsblauen dümpeln in der Bundesliga nur im Mittelfeld der Tabelle herum, stehen aber zumindest im DFB-Pokalfinale gegen Zweitligist MSV Duisburg.

Schalkes Halbfinal-Gegner Manchester United führt die englische Premier League nach 32 Spielen souverän an und steht im FA-Cup-Halbfinale. Am Samstag geht es im Derby beim Stadtrivalen City um den Einzug ins Finale, das wie das Champions-League-Endspiel im Londoner Wembley-Stadion ausgetragen wird. United träumt vom zweiten "Triple" der Vereinsgeschichte nach 1999, als der FC Bayern in der Nachspielzeit des Endspiels um Europas Krone besiegt wurde.

Historische Sieger

Doch auch die anderen beiden verbliebenen Klubs dürfen sich noch Hoffnung machen, künftig in einem Atemzug mit den historischen Triple-Siegern Celtic Glasgow (1967), Ajax Amsterdam (1972), PSV Eindhoven (1988), Manchester United (1999), FC Barcelona (2009) und Inter Mailand (2010) genannt zu werden.

Freilich hat Real Madrid in der spanischen Primera Division gegenüber dem großen Konkurrenten aus Barcelona die schlechteren Karten, aber bei acht Zählern Rückstand vor dem direkten Liga-Duell am Samstag im heimischen Estadio Santiago Bernabeu und bei noch sieben ausstehenden Partien zumindest noch die Möglichkeit auf den nationalen Titelgewinn. Im Pokalfinale stehen sich die beiden spanischen Giganten ebenfalls gegenüber.

Rangnick und die Champions

Auch bei den Trainern nimmt Schalke in Person von Ralf Rangnick die Rolle des Außenseiters ein. Während Rangnick noch keinen internationalen Titel in seiner Vita vorweisen kann, haben seine drei Widersacher allesamt schon große Triumphe gefeiert. Manchesters Trainer-Denkmal Sir Alex Ferguson war schon 1999 und 2007 für die Triumphe in der Königsklasse verantwortlich, Barcelonas Josep Guardiola gewann als Spieler und Trainer den Europapokal und Reals Jose Mourinho könnte der erste Trainer der Geschichte sein, dem der Coup mit drei verschiedenen Vereinen (FC Porto, Inter und Real) gelingt.

Schalke ist also im Konzert der Großen in allen Belangen der ganz große Außenseiter. Doch die Champions League wäre nicht die Champions League, hätte sie nicht auch alle Jahre wieder ein Herz für die vergleichsweise kleinen Klubs. Schalke ist nicht chancenlos: Wer hätte schon gedacht, dass 2005 Liverpool gewinnt, 2001 die Bayern nach 25 Jahren wieder den Titel nach München holen, 1997 Borussia Dortmund Juventus Turin bezwingt oder Steaua Bukarest sich 1986 in die Siegerliste einträgt.

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