BVB blamiert sich gegen Nikosia Verunsichert, gehemmt und planlos

Borussia Dortmund ist auch im zweiten Spiel gegen Apoel Nikosia in der Champions League nicht über ein 1:1 hinausgekommen. "Kopf hoch, hart arbeiten, kämpfen", sagte Trainer Peter Bosz nach dem Auftritt.

BVB-Frust nach peinlichem Remis gegen Nikosia
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BVB-Frust nach peinlichem Remis gegen Nikosia

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Foto: rtr, sw

Ein Dortmunder stemmte sich mit großer Vehemenz gegen die riesige Blamage, dem zweiten 1:1 gegen das intrrnational zweitklassige Apoel Nikosia innerhalb von zwei Wochen. Stadionsprecher Norbert Dickel verkündete die Nachspielzeit mit einem flammenden Appell: "Auf geht's, kommt! Kommt!" Irgendwie hatte man aber das Gefühl, als wäre er der einzige im riesigen Dortmunder Stadion, der nicht von einer seltsamen Lethargie befallen war. Die Dortmunder Mannschaft - ein von der Angst gehemmtes Ensemble. Die Fans - besangen ihren Klub monoton, aber peitschten nicht zu einer großen Schlussoffensive. Das Pfeifkonzert - deutlich leiser als angemessen. Und Trainer Peter Bosz kleidete in der Pressekonferenz nach dem Spiel seine Enttäuschung in Worte wie "wir müssen zu Hause gegen Nikosia gewinnen", "mangelndes Selbstvertrauen", "nicht glücklich". Es klang schon ein wenig verzweifelt: "Kopf hoch, hart arbeiten, kämpfen."

Es ist schon erstaunlich, wie innerhalb kürzester Zeit aus dem furios stürmenden Tabellenführer Borussia Dortmund ein von Selbstzweifeln und Verunsicherung gepeinigtes Gebilde wurde, das vor dem Spitzenspiel gegen den FC Bayern angesichts der sportlichen Krise zittern muss. Nach dem 1:1 gegen Nikosia, demselben Ergebnis wie im Hinspiel, ist noch nicht einmal der Trostpreis Europa League im punktemäßig schlechtesten Königsklassen-Auftritt in der Vereinshistorie sicher.

Die beste Nachricht des Abends war noch: Der BVB hat den direkten Vergleich gegen Nikosia nicht verloren. Jetzt entscheidet das bessere Torverhältnis im Kampf um Platz drei. Und dafür zählt es, gegen Tottenham und Real Madrid nicht zu viele Gegentore zu kassieren - nicht gerade Dortmunds Stärke. "Es ist eine schwere Phase, in der es nicht läuft", sagte Kapitän Marcel Schmelzer im TV. "Da müssen wir durch. Weiter hart arbeiten, trainieren, dann kommen wir da raus."

In der ersten Halbzeit waren die Dortmunder drückend überlegen gewesen, hatten 78 Prozent Ballbesitz - nur machten sie daraus zu wenig. Eine geniale Aktion brachte die verdiente Führung: Shinji Kagawa spielte den Ball per Außenristpass in den Lauf von Raphael Guerreiro, der per Heber zum 1:0 traf (29.). Das war es aber auch, weil Torjäger Pierre-Emerick Aubameyang in einigen Aktionen zwar sehr bemüht, aber weiter glücklos war. In der 39. Minute erarbeitete er sich einen Ballgewinn, lief alleine auf das Tor zu und brachte nur eine verunglückte Mischung aus Torschuss und Querpass ins Toraus zustande. Das 1:0 zur Pause war eine äußerst dünne Führung. Die Dortmunder Abwehr war vor dem Wechsel kaum einmal ernsthaft gefordert.

Eine pomadige und schlampige Spielweise hatte BVB-Sportdirektor Michael Zorc der Mannschaft nach dem 2:4 in Hannover zuletzt vorgeworfen. In der ersten Halbzeit war davon nichts zu sehen gewesen, aber gleich nach Wiederbeginn zeigte sich erneut, wie anfällig die BVB-Abwehr ist. Mit der ersten Offensiv-Aktion gelang den Zyprern gleich der Ausgleich. Nach einem Ballverlust im Mittelfeld überlief Aloneftis die ganze Dortmunder Abwehr, Carlao kam in den Rücken der Abwehr und flankte nach innen, und Mickael Poté drehte Ömer Toprak mit einer Rotation einen Knoten in die Beine und traf ins lange Eck.

Pierre-Emerick Aubameyang vergibt zwei Hochkaräter per Kopf
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Aubameyang vergibt zwei Hochkaräter per Kopf

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Foto: ap, PK

Es dauerte ein paar Minuten, bis sich der BVB von dem Schock erholt hatte. Die größte Chance zur erneuten Führung hatte wieder Aubameyang, der an die Latte köpfte. Mit zunehmender Spieldauer kroch den Dortmundern die Verunsicherung in die Kleider. Die Angst vor einer erneuten Blamage gegen das international zweitklassige Team aus Zypern hemmte jede Offensiv-Aktion der Schwarz-Gelben. Planlos und ohne jegliche Idee versuchten sie, die zyprische Zehn-Mann-Verteidigung zu überwinden.

"Es ist mein Job, den Spielern Vertrauen zu geben, aber ein Sieg ist die beste Medizin", sagte Bosz. Nur wenn es gegen Apoel nicht reicht, gegen wen dann? Vielleicht kommt Bayern ja jetzt mal zur rechten Zeit, hofft Bosz.

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