Finale der Champions League Pirlo und Xavi: Götterdämmerung in Berlin

Berlin · Für Xavi und Andrea Pirlo dürfte das Champions-League-Finale der letzte große Auftritt sein. Die beiden werden von Fans und Teamkollegen verehrt, weil sie mit ihrem Spielstil eine ganze Generation geprägt haben.

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Beim unwiderstehlichen Lionel Messi dürfte das größte Raunen durchs Olympiastadion gehen. Beim aufstrebenden Paul Pogba wird man ganz genau hinschauen, beim unberechenbaren Luis Suarez auf eine verrückte Aktion hoffen. Das Herz der Fußballfans dürften im Champions-League-Finale zwischen dem FC Barcelona und Juventus Turin aber zwei Spieler berühren, die eigentlich aus der Mode gekommen sind: Andrea Pirlo (35) und Xavi Hernandez (35).

Xavi, über viele Jahre das Gehirn der Barca-Mannschaft und Mr. Tiki-Taka höchstpersönlich, verlässt mit dem Endspiel am Samstagabend (20.45 Uhr/Live-Ticker) definitiv die große Fußball-Bühne. Auch für Juve-Star Pirlo, den coolen Schweiger und genialen Spielmacher, könnte es der letzte große Auftritt sein. 70.500 Zuschauer werden Zeuge einer Götterdämmerung.

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Xavi und Pirlo prägten mit ihrem Spielstil eine ganze Generation und werden von Fans und Profis gleichermaßen verehrt. "Wenn ich Andrea mit dem Ball sehe, frage ich mich, ob ich mich überhaupt Fußballer nennen darf", sagte Pirlos ehemaliger Teamkollege Gennaro Gattuso. Juve-Torwart Gianluigi Buffon sah in ihm gar "den Beweis für die Existenz Gottes". Und auch Barcas Andres Iniesta sagte: "Andrea Pirlo ist ein einzigartiger Spieler, der das gegnerische Team mit nur einem Pass zerlegen kann."

Pirlo nimmt seine Position als Mittelfeldspieler wörtlich. Er grätscht hinten keine Bälle weg, er sucht keinen Abschluss im Strafraum. In der Mitte des Spielfelds, da ist er der große Meister. Unaufgeregt, immer anspielbar, mit einem einmaligen Verständnis für Zeit und Raum.

Sollte Pirlo seine Karriere nach der Saison tatsächlich außerhalb Europas ausklingen lassen, es wäre ein großer Verlust für die Fangemeinde. "No Pirlo, No Party" - der Slogan auf den weißen Fanshirts ist Kult. Genau wir Pirlos stoische Art, die er auch bei der Ankunft in Berlin am Freitag an den Tag legte. Cool und unaufgeregt spazierte der Weltmeister von 2006 an den kreischenden Fans vorbei ins Teamhotel am Gendarmenmarkt. Übel nehmen ihm die Anhänger diese Unnahbarkeit nicht. Sie passt perfekt zu seinem Spiel.

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Auch Xavi ist auf dem Rasen für seine Mitspieler immer präsent, ohne selbst groß aufzufallen. Er spielt oft den Pass vor dem entscheidenden Pass. Genau wie Pirlo war Xavi zwar nie schnell auf den Beinen, aber immer schnell im Kopf. In der Schaltzentrale der spanischen Passmaschine führte Xavi sein Heimatland zum WM- (2010) und EM-Sieg (2008 und 2012). Insgesamt gewann er 23 Titel. Kein Zufall.

Xavi sei "der beste Spieler in der spanischen Fußball-Geschichte", schwärmt Teamkollege Lionel Messi. Ein geflügeltes Sprichwort auf der iberischen Halbinsel lautet: "Geht es Xavi gut, geht es Spanien gut."

Starallüren sind Xavi fremd. Dass er in Barcas Meistermannschaft keine zentrale Rolle mehr spielt und meist nur noch von der Bank ins Spiel kommt, darüber beklagt sich der Champions-League-Rekordprofi (150 Einsätze) öffentlich nicht. Zur kommenden Saison wechselt er zum katarischen Klub Al-Sadd.

Vorher haben Xavi und Pirlo aber noch einen letzten großen Auftritt. Die Fans sollten es genießen. Solche Spieler wird es vielleicht nie mehr geben.

(sid)
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