Kieferbruch beendet Diskussionen WM für Hummels wohl endgültig gelaufen

Düsseldorf (RPO). Mit dem Oberkieferbruch von Mats Hummels am Freitagabend löste sich für Bundestrainer Joachim Löw eine lästige Diskussion auf eine traurige Art und Weise von ganz allein in Luft auf.

Kieferbruch bei Mats Hummels
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Seit Wochen und Monaten hatten zahlreiche Experten hartnäckig die Nominierung des Innenverteidigers von Borussia Dortmund gefordert. Löw hatte sich jedoch nicht erweichen lassen und den Kapitän der U21-Nationalelf sogar extra angerufen, um zu sagen, dass seine Zeit "nach der WM in Südafrika" komme.

Nun wird der 21-Jährige wohl bis weit in den April ausfallen und seine Lobbyisten notgedrungen leiser werden. "Die Chancen waren eh nicht riesig. Jetzt wird es ganz schwer", sagte er. Die Verletzung des U21-Europameisters, der dem DFB-Nachwuchs im EM-Qualifikationsspiel am Dienstag gegen Island fehlte, ist umso ärgerlicher, da sie ihn auf dem vorläufigen Höhepunkt seiner Karriere ereilte. Seine Leistungen in den letzten Monaten waren derart überragend, dass die Zahl der Fürsprecher fast täglich wuchs und Löw fast schon in Erklärungsnot geriet.

"Hummels wird Nationalspieler, da bin mir sicher. Der Junge hat enormes Potenzial", sagte DFB-Sportdirektor Matthias Sammer, ohne einen Zeitpunkt zu benennen. Deutschlands Weltmeister-Verteidiger Jürgen Kohler erklärte:"Mit Hummels kann Jogi nichts falsch machen. Ich sehe keine bessere Alternative."

Klopp stichelt gegen Löw

Für die Verantwortlichen in Dortmund war Hummels' Nichtberücksichtigung beim A-Team sogar unglaublich. "Wenn Jogi Löw ihn nicht mit zur WM nimmt, kann man ihn nur beglückwünschen", sagte Trainer Jürgen Klopp: "Denn dann muss er eine herausragende Mannschaft haben."

Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke unterstellte Löw sogar indirekt Ahnungslosigkeit: "Jogi Löw will eine vernünftige Truppe mit zur WM nach Südafrika nehmen. Und da gehört Mats unbedingt dazu. Das sieht doch jeder." Löws Erklärung, er habe "Spieler, die weiter, reifer und erfahrener sind", müsse man akzeptieren, so Watzke, "aber ich bin da völlig anderer Auffassung."

Angesichts solcher Fürsprachen konnte sich der Sohn einer Sportjournalistin und des Trainers Hermann Hummels - in Mainz kurioserweise einst Coach vom heutigen BVB-Trainer Klopp - in vorsichtiger Demut üben.

Sommerurlaub schon gebucht

Er denke schon, dass man es wagen könnte, ihn zu nominieren, sagte Hummels, der neben der Profi-Karriere noch seinen Zivildienst in einem Dortmunder Seniorenstift leistet. Den gebuchten Sommerurlaub werde er dafür gerne streichen, auch wenn er keine Reiserücktrittsversicherung abschließen konnte. "Doch zum Glück bin ich in einem Alter, in dem ich entspannt sagen kann: Wenn es in diesem Jahr nicht klappt, dann bleiben mir noch ein paar weitere Möglichkeiten."

In Westfalen setzen sie sich auch deshalb so für Hummels ein, weil der intelligente Publikumsliebling neben Klopp als Gesicht des BVB aufgebaut werden soll und als größter Transfer-Coup der letzten Jahre gilt. Bei Rekordmeister Bayern München wollten sie ihn eigentlich nur an den BVB verleihen. Als Trainer Jürgen Klinsmann keine Verwendung für Hummels sah, schlug der BVB zu und kaufte ihn für 4,25 Millionen. Für seinen Förderer Hermann Gerland, heute Co-Trainer beim FC Bayern, unfassbar: "Ich habe schon immer gewusst, dass er eine Bombe wird. Wir hätten ihn nie abgeben dürfen. "

Für Hummels sprechen jedenfalls zahlreiche Fakten. Von den ersten 21 Spielen, in denen er mit Neben Subotic die Innenverteidigung bildete, verlor der BVB keines, zudem gelangen ihm bereits fünf Saisontore. "Bei Mats stimmt das gesamte Paket", sagt Klopp. Löw hat es bisher noch nicht ausreichend überzeugt. Die Verletzung nimmt dem Thema etwas Brisanz, doch spätestens nach der WM liegt es auf Wiedervorlage.

(SID/born)
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