0:3-Pleite auf Schalke Hecking sauer: "Die Mannschaft spielt nicht wie eine Mannschaft"

Gelsenkirchen · Andre Breitenreiter wollte den Ball flachhalten. Natürlich freute sich der Cheftrainer des FC Schalke 04 über den 3:0-Sieg gegen den VfL Wolfsburg, durch den sich seine Mannschaft in der Bundesliga-Tabelle auf Rang vier verbesserte und nun sechs Punkte Vorsprung auf einen direkten Konkurrenten um eine Platz im europäischen Wettbewerb hat. Doch noch vor zwei Wochen nach dem 1:3 im eigenen Stadion gegen Werder Bremen schien der FC Schalke in der Krise. Die Siege in Mainz und gegen Wolfsburg haben den Himmel für die Fans wieder königsblau werden lassen. Die Profis haben auf dem Platz die richtigen Antworten gegeben.

Julian Draxlers bittere Rückkehr nach Schalke
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Draxlers bittere Rückkehr nach Schalke

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Breitenreiter sprach von einem fantastischen Spiel, in dem seine Akteure sehr präsent waren, aggressiv auftraten, dem Gegner wenig gestatteten. Und mit drei Schüssen aufs Tor drei Treffer erzielten. Klaas-Jan Huntelaar veredelte einen Konter zum 1:0 (24.), Johannes Geis belohnte sich für viel Freistoß-Training mit dem Treffer zum 2:0 (35.), und der in der Winterpause vom 1. FC Nürnberg gekommene Alessandro Schöpf traf wenige Minuten nach seiner Einwechslung zum 3:0 (87.). Wie beim 1:0 hatte Verteidiger Junior Caicara die Vorarbeit geleistet.

Wolfsburgs Trainer Dieter Hecking neigt in Phasen des Erfolgs nicht zum Überschwang, und auch jetzt präsentierte er sich in der ersten längeren schwierigen Phase seiner Amtszeit (seit Januar 2013) recht souverän. "Die Mannschaft spielt nicht wie eine Mannschaft", sagte er und ergänzte. "Ein Negativerlebnis reicht schon aus, um uns aus dem Gleichgewicht zu bringen." Pech hatte Daniel Caliguiri, dessen Schuss die Latte streifte. Da stand es noch 0:0. Doch es war zu wenig, was die vor Saisonbeginn als Mitfavorit gehandelten Wolfsburger zeigten. "Uns fehlt auch das Quäntchen Glück", meinte Caligiuri — doch das ist zu einfach gedacht.

FC Schalke 04: Alessandro Schöpf erzielt erstes Bundesliga-Tor
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Schalkes Schöpf erzielt erstes Bundesliga-Tor

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Nach dem 0:1 waren die Gäste bis zur Pause nicht mehr präsent. Erfolgsversprechendes Aufbauspiel fand nicht statt. In der zweiten Halbzeit, als die Schalker ihrem Gegner mehr Raum ließen, war die Überlegenheit trügerisch — wirklich Gefahr bestand nie. Seit sieben Spielen sieglos, nur drei von 21 möglichen Punkten, nur sechs Punkte in zehn Auswärtsspielen und damit das schwächste aller 18 Bundesligateams — am "Jetzt-ist-Krise-Schild" malen die Profis sehr intensiv. "Wir müssen jetzt die richtigen Schlüsse ziehen", betonte Hecking mit Blick auf das nächste Heimspiel gegen den unangenehmen Aufsteiger Ingolstadt.

Draxlers bitteres Wiedersehen mit den alten Kollegen

Nach dem Abpfiff umarmte Julian Draxler seine alten Kameraden. Im September hatte er nach 14 Jahren auf Schalke überraschend die "Flucht" nach Wolfsburg angetreten. Als er nun erstmals wieder die Arena betrat, gab es ein Pfeifkonzert. Auch wenn der 22-Jährige am Ball, wurde gepfiffen, jeder Fehlpass gefeiert. "Es war schön, die alten Gesichter wieder zu sehen. Es ist einfach toll, in diesem schönen Stadion zu sein, unabhängig davon, was auf den Rängen passiert", sagte Draxler, der von "einem Spiel zum Vergessen" sprach und damit auch sich meinte. "Wir müssen mit unserer Leistung zeigen, dass wir da oben hingehören", sagte der Nationalspieler, der bei der 0:3-Niederlage der Schalke im Hinspiel noch zum Team der Gäste gehörte. Sein Wechsel hat immerhin 35 Millionen Euro in die Kasse der Schalker gespült — und gegen Wolfsburg wurde Draxler im Schalke Team nicht vermisst.

"Man hat gemerkt, dass wir das Spiel gewinnen wollten", sagte Schalkes Manager Horst Heldt, der sich über schöne Tore und wichtige Punkte freute. Am Freitag fährt Schalke zum FSV Mainz. Dessen Manager Christian Heidel wird als Held-Nachfolger gehandelt. Für den ehemaligen Bundesliga-Profi ist dies kein besonderes Spiel. "In der nächsten Woche fällt die Entscheidung", sagte er mit Blick auf seine Zukunft. Die des FC Schalke sieht längst wieder positiv aus.

(RPO)
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