Stuttgart schlägt HSV kurz vor Schluss Kramnys Jeans geht beim Jubel kaputt

Stuttgart · Den Verlust seiner schicken Jeans verschmerzte Jürgen Kramny angesichts des so wichtigen Erfolgs gegen den Hamburger SV leichten Herzens. "Die muss ich wohl wegschmeißen", sagte der Trainer des VfB Stuttgart schmunzelnd.

VfB Stuttgart: Jürgen Kramny grätscht Daniel Didavi beim Jubel um
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Kramny grätscht Didavi beim Torjubel um

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Foto: dpa, fdt hpl

Das "mindestens 100 Euro teure" Stück war extrem in Mitleidenschaft gezogen worden, als Kramny nach dem späten Siegtreffer des eingewechselten Winter-Zugangs Artem Krawets (88. Minute) zum hochverdienten 2:1 (0:0) beim wilden Jubel auf dem nach Dauerregen seifigen Rasen ausrutschte. Spielmacher Daniel Didavi, der entscheidend zur 1:0-Führung beigetragen hatte, prallte mit dem Coach zusammen und zerstörte dabei die Jeans.

So blieb es bei der Hose als einzigem Verlust auf VfB-Seite. Beinahe hätte der Tabellen-15. der Fußball-Bundesliga aber auch zwei Punkte verloren. Artjoms Rudnevs glückte für die Hanseaten mit einem spektakulären Flugkopfball der kaum noch für möglich gehaltene Ausgleich (75.), nachdem Aaron Hunt zuvor einen Didavi-Kopfball ins eigene Tor abgefälscht hatte (66.).

"Remis wäre eine Niederlage gewesen"

"Ein Remis wäre wie eine Niederlage gewesen", urteilte Sportvorstand Robin Dutt im Hinblick auf die Dominanz und das haushohe Chancenplus seines VfB. Wie so oft in dieser Saison blieb indes die mangelhafte Chancenverwertung das größte Manko. "Die Effektivität ist nach wie vor ein Problem", räumte Kapitän Christian Gentner ein. Nur zwei Treffer bei 24 Torschüssen, darunter acht Riesenmöglichkeiten, sind zu wenig. "Wir hätten es uns einfacher machen können", klagte Kramny. "Vor dem HSV-Tor hätten wir schon drei, vier machen müssen."

Durch ihren dritten Sieg in Serie konnten die nun insgesamt fünfmal in Folge ungeschlagenen Stuttgarter den Abstand zu den direkten Abstiegsplätzen weiter vergrößern. "Ein überragendes Gefühl", sagte Didavi. Aber aufatmen kann sein Team trotz der beeindruckenden Aufholjagd unter Kramny, der den selbstherrlichen, aber kläglich gescheiterten Alexander Zorniger vor gut zwei Monaten abgelöst hat, noch lange nicht.

"Wir stecken nach wie vor im Abstiegskampf", konstatierte Kramny. "Der Abstand zu den Abstiegsplätzen ist noch zu gering." Immerhin zwei Punkte sind es nun auf Werder Bremen auf dem Relegationsrang, zum Tabellenzehnten Ingolstadt fehlen auch nur zwei Zähler. Wenn der VfB weiter mit einer solchen Mentalität, Moral, Kampfkraft und solch absolutem Siegeswillen agiert, sollte ihm - eine bessere Effektivität vorausgesetzt - der angestrebte Vorstoß ins Mittelfeld bald gelingen.

Dutt zeigte sich durchaus zuversichtlich und bemühte einen Vergleich zum Radsport: "Bei der Tour de France würde ich sagen, wir haben das Hauptfeld erreicht." Von Entwarnung wollte der Manager angesichts der nach wie vor gefährlichen Lage jedoch nichts wissen. Aber wie Dutt stufte auch Kramny es positiv ein, dass der VfB nun den Anschluss zu einem Kreis von fünf, sechs Konkurrenten geschafft habe.

"Wir haben den Sieg verdient, ohne Frage", lautete Kramnys Fazit. HSV-Kollege Bruno Labbadia stimmte mit einer kleinen Einschränkung zu: "Man muss klar sagen, der Sieg des VfB ist nicht unverdient. Aber ich bin extrem enttäuscht, dass wir den Punkt nicht mitgenommen haben. Und eine abgezockte Mannschaft gewinnt hier."

(seeg/dpa)
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