Bundesliga-Torjäger der 90er Keine grauen Haare: Kirsten auch mit 50 noch der "Schwatte"

Er war der erfolgreichste Bundesliga-Torjäger der 90er Jahre. Am Freitag feiert Ulf Kirsten seinen 50. Geburtstag.

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Foto: dpa, hrad nic

Die Haare sind auch mit 50 immer noch pechschwarz, und deshalb ist auch der Spitzname noch derselbe. "Ich bin immer noch für alle der Schwatte", sagt Ulf Kirsten dem SID: "Die Allerwenigsten sagen Ulf. Aber ich habe kein Problem damit."

Auch nicht mit dem Älterwerden, denn dass der 100-malige Nationalspieler ab Freitag 50 ist, kümmert ihn nicht. "Bisher ist es einfach nur ein Geburtstag", versichert er: "Daran, ob es schlimm ist, habe ich noch keinen Gedanken verschwendet." Deshalb will er den Tag auch nicht verschämt vorbeigleiten lassen, sondern richtig feiern, "mit etwa 100 Leuten. Ich habe alle eingeladen, die mir etwas bedeuten und hoffe, ich habe niemanden vergessen".

Was den erfolgreichsten Bundesliga-Torjäger der 90er Jahre jedoch grämt, ist die Tatsache, dass das Fußballspielen ihm immer schwerer fällt. "Ich hatte zwei schwere Operationen an den Knien, der Knöchel tut weh", berichtet er: "Aber für zehn Minuten oder eine Viertelstunde kann ich noch spielen."

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Und wenn er dies tut, zum Beispiel mit den "Fußball-Legenden" oder bei der Schneefußball-WM, zeigt er immer noch jene Knipser-Qualitäten, die ihn zum fünfterfolgreichsten Torjäger der Liga-Geschichte gemacht haben - auch wenn keiner seiner 182 Treffer zum "Tor des Monats" gewählt wurde.

Nach seinen 13 Profi-Jahren bei Bayer Leverkusen war Kirsten auch Coach bei den Rheinländern, zunächst zwei Jahre Assistent beim Bundesliga-Team, dann sechs Jahre Cheftrainer der 2. Mannschaft in der Regionalliga West. Heute arbeitet der "Schwatte" bei der "Sportmanufaktur" in Köln.

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"Ich bin in der Spielerbetreuung und -beratung tätig und in der Firmenberatung", äußert er: "Es ist ein breites Feld." Seine Trainer-Karriere hat er aber nicht für beendet erklärt. "Wenn sich etwas anbietet, würde ich darüber nachdenken", sagt er: "Aber eher nur als Co-Trainer. Die vorderste Front wäre mir zu stressig."

"Seine" beiden Klubs Bayer und Dynamo Dresden, wo er von 1979 bis zur Wende 1990 auf Torejagd ging, verfolgt er derzeit mit gemischten Gefühlen. Leverkusen eher mit Sorge, ein Urteil über den in die Kritik geratenen Roger Schmidt will er sich nicht erlauben. "Dafür bin ich zu weit weg", sagt Kirsten, betont aber: "Es ist eine schwierige Situation. Bei der Qualität der Mannschaft müsste man eigentlich Punkte in der Größenordnung von Dortmund haben." Nach 14 Spieltagen hat Bayer aber elf Zähler weniger als die Borussia.

Dafür hat Dynamo als Tabellenführer der 3. Liga schon zehn Zähler Vorsprung auf die Konkurrenz. "Wir gehen alle davon aus, dass es mit dem Aufstieg klappt", sagt Kirsten: "Es war von vornherein klar, dass Dynamo eine gute Rolle spielen wird. Dass es so optimal läuft, hätten sie wohl selbst nicht gedacht. Aber im Moment gibt es einfach nichts Besseres in der 3. Liga."

Sein Kontakt zu Dynamo sei aber nach dem Abgang von Sohn Benjamin im Sommer "sicher nicht mehr ganz so eng". Das habe aber "auch andere Gründe", die er nicht erläutern will. Benjamin ist inzwischen Stammtorhüter beim niederländischen Erstligisten NEC Nijmegen und gibt dort, wie der stolze Vater berichtet, "eine richtig gute Visitenkarte ab".

Der Name Kirsten bleibt also im Profi-Fußball erhalten. Doch der Vater, der "Schwatte", bleibt sowieso unvergessen.

(sid)
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