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Abgang der Klub-Idole "Echte Liebe" zählt nicht mehr

Düsseldorf · Draxlers neues Revier ist in Wolfsburg. Großkreutz wechselt in die Türkei. Schweinsteiger spielt in England – drei Spieler, die für ihre Klubs mehr waren als einfache Angestellte. Diese Identifikationsfiguren sind nicht mehr gefragt.

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Draxlers neues Revier ist in Wolfsburg. Großkreutz wechselt in die Türkei. Schweinsteiger spielt in England — drei Spieler, die für ihre Klubs mehr waren als einfache Angestellte. Diese Identifikationsfiguren sind nicht mehr gefragt.

Kevin Großkreutz ist ein Dortmunder Jung. Er ist im Stadtteil Eving aufgewachsen und ist bereits als Siebenjähriger mit Dauerkarte zum Stadion des ortsansässigen Ballspielvereins 09 gegangen. Seit 2009 spielte er dann als Berufsfußballer auch beim Klub, mit dem ihn eine echte Liebe verbindet. Großkreutz ist zur Identifikationsfigur geworden. Sozusagen ein emotionaler Anführer. Sportlich stand er schon länger nicht mehr in der ersten Reihe.

Großkreutz wollte allerdings nicht mit 27 Jahren bei den Westfalen als Maskottchen in Rente gehen, dem man Döner-Affäre und andere Eskapaden gerne großzügig verziehen hat. Und so hat er bereits vor ein paar Wochen recht deutlich angemerkt, dass es in der Beziehung mit Borussia kriselt. Der neue Trainer Thomas Tuchel war nur bedingt bereit, das energisch zu bestreiten. Für eine Ablöse von rund einer Million Euro wechselt Nationalspieler Großkreutz nun zu Galatasaray Istanbul. Bei dem türkischen Klub wird er Arbeitskollege von Lukas Podolski.

Der Abgang von Großkreutz passt in eine Zeit, in der die Kader der Vereine nach ausschließlich leistungsorientierten Gesichtspunkten aufgerüstet werden. Da ist kein Platz mehr für Romantik. Wer nicht hundertprozentig ins Konzept passt, wird aussortiert — auch wenn man sich als Vereinslegende noch bis vor kurzem als unantastbar empfunden hat. Diese Erfahrung haben in diesem Sommer bereits ein paar andere Profis gemacht — sie wurden freundlich zum Wechsel eingeladen oder haben selbst auf eine Veränderung gedrängt, weil es woanders mehr Wertschätzung und Geld gibt.

Den Anfang hat Bastian Schweinsteiger gemacht. Nach 17 Jahren beim FC Bayern München ist der 31-Jährige zu Manchester United gewechselt. Über den Grad der Freiwilligkeit gibt es unterschiedliche Interpretationen. In der offiziellen Sprachregelung dankte der alte Arbeitgeber für die herausragenden Verdienste, und Schweinsteiger betonte artig, der Wechsel erscheine ihm sinnvoll, weil er zum Abschluss der Karriere noch einmal neue Eindrücke im Ausland sammeln wollte.

Tatsächlich hätte er vermutlich auch darauf verzichten können. Aber ein Spieler spürt, wenn die Zeit gekommen ist. Wenn sich der Trainer nicht mehr bedingungslos hinter einen stellt. Wenn der Verein bereits munter nach neuen Spielern für die eigene Position Ausschau hält. Manchester zählt immerhin zu den feinsten Fußballstandorten des Kontinents und bietet Schweinsteiger im fortgeschrittenen Alter die Möglichkeit, auf höchstem Niveau zu spielen. Die Anhängerschaft der "Red Devils" hat ihn schnell ins Herz geschlossen und dem Deutschen einen Fangesang gewidmet — eine Ehre, die nur wenigen in der Szene auf der Insel zuteil wird.

Im Mai vor zwei Jahren schickte der FC Schalke 04 ein paar Kleinlaster durchs Revier. "Mit Stolz und Leidenschaft bis 2018" stand auf den Plakaten, die auf der Ladefläche transportiert wurden. Sogar am Stadion des Erzrivalen Borussia Dortmund machte einer der Transporter halt. Das neue Selbstbewusstsein der Königsblauen sollte wirklich jeder sehen. Es ging um die Vertragsverlängerung von Mittelfeldspieler Julian Draxler. Der gebürtige Gelsenkirchener war dem Verein im Alter von acht Jahren beigetreten. Im Januar 2011 debütierte er als jüngster Spieler der Klubgeschichte mit 17 Jahren und 117 Tagen in der Bundesliga. Draxler sollte die Zukunft von Schalke sein. Er sollte eine Rolle spielen wie einst Olaf Thon. Doch es wurde schnell klar, dass es so weit nicht kommen würde.

Schon eine lange Zeit ging das Herumgeeiere um die Zukunft Draxlers. Arsenal London für 45 Millionen Euro? Oder zu Juventus Turin für ein paar Millionen weniger? Am Ende ist die Wahl auf den VfL Wolfsburg gefallen, der dank des Transfers von Kevin De Bruyne zu Manchester City für 80 Millionen Euro über Kleingeld in der Portokasse verfügt. Schalke bekommt von den Niedersachsen 35 Millionen überwiesen, erfolgsabhängig können angeblich weitere acht Millionen Euro dazukommen.

In Wolfsburg ist Draxler nur einer von vielen. Ein Hochbegabter, der dorthin geht, wo ihm die besten Bedingungen geboten werden. Mit echter Liebe hat das wenig zu tun. In Schalke haben sie bereits einen neuen Hoffnungsträger gefunden. Leroy Sané (19) soll die großen Träume im Revier stillen - bis das nächste Angebot kommt.

(gic)
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