Trainerkarussel dreht sich um Ex-Mainzer Tuchel macht die Liga verrückt

Dortmund · Seit der Trainer bei Mainz 05 ausgeschieden ist, ranken sich Spekulationen um seine Zukunft. Jetzt gilt er beim BVB als erster Anwärter.

Thomas Tuchel im Portät: Ex-Trainer von BVB, Chelsea und Paris Saint-Germain
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Das ist Thomas Tuchel

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Foto: AP/Andy Rain

Thomas Tuchel (41) kann Versuchungen widerstehen. Während der Auszeit, die der Fußball-Lehrer vor elf Monaten begonnen hat, war er vier Wochen mit seiner Frau Sissi, den Kindern Emma und Kim in Italien. Er hat viel Sport getrieben. Und er hat auf Getreide verzichtet. Heißt: Italien-Urlaub ohne Pasta und Pizza. Hut ab, das muss man erst einmal schaffen. Er hat im Land des Dolce Vita abgenommen.

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Foto: dpa, ade nic

Tuchel ist deshalb noch ein bisschen hagerer als in den Jahren, in denen er dem FSV Mainz 05 einen gleichermaßen berauschenden wie erfolgreichen Fußball lehrte. Seitdem er das nicht mehr tut, seitdem er den Bundesligisten im Mai 2014 Knall auf Fall und trotz laufenden Kontrakts verließ und seine ärgsten Kritiker das Wort Verrat verwendeten, geistert er durch den deutschen Profifußball.

Beim aufstrebenden Zweitligisten RB Leipzig plante Sportdirektor Ralf Rangnick mit ihm, der VfB Stuttgart hätte seinen ehemaligen Jugendtrainer gern zurückgeholt, und der Hamburger SV schien ihn fest an der Angel zu haben. Doch dann kam der Tag, als Jürgen Klopp in Dortmund hinwarf, der von einer Panikattacke ergriffene Hamburger SV Bruno Labbadia holte und sich in Stuttgart die Zeichen für ein Engagement Alexander Zornigers verdichteten.

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Jetzt wo viele Puzzlesteine an ihren Stellen liegen, sieht es so aus, als sollte Tuchel im Sommer zum BVB gehen. Als "Klopp 2.0". Von einem Vierjahresvertrag und jährlich fünf Millionen Euro Gehalt ist bereits die Rede. Als weiterer Kandidat beim BVB wird Markus Weinzierl, der freilich seinen Vertrag in Augsburg gerade bis 2019 verlängert hat, genannt. Auch über Lucien Favre wird gesprochen. Aber warum sollte der Schweizer den Champions-League-Kandidaten Mönchengladbach auf dem bisherigen Höhepunkt seines Schaffens verlassen?

Einige Zeit lang trug Tuchel den Beinamen "Deutschlands größtes Trainertalent". Der Schwabe musste seine Karriere, die ihn bis in die Regionalliga geführt hatte, mit 24 wegen einer Knorpelverletzung beenden. Seiner Mutter zuliebe studierte er Betriebswirtschaft ("entspricht gar nicht meinem Talent"), kellnerte nebenbei und fand dank Ralf Rangnicks Initiative als Jugendtrainer seine Erfüllung. Wer in diesem Metier erfolgreich ist, hat Gegner. Tuchel hat sich nie besonders angestrengt, jedermanns Liebling zu sein. Er geht unbeirrt seinen Weg, wirkt besserwisserisch, eckt bei Fans und Journalisten an. Heinz Müller, sein ehemaliger Torhüter, bezeichnet ihn als Diktator. Als er unter Tuchel zu den Mainzer Amateuren strafversetzt wurde, sei Müller aus dem Urlaub gekommen, sein Schrank sei geleert worden. "Der Spind war ausgeräumt, sogar die Bilder meiner Kinder waren rausgerissen und in eine Kiste geworfen, die neben der Toilette stand", berichtet Müller dem "Kicker".

Während Klopp als Teamplayer galt, beschreiben ihn Mainzer Weggefährten als jemand, "der seine Ansichten hat und sich nur äußerst selten vom Gegenteil überzeugen lässt". Passt so einer nach Dortmund? Gegen Tuchel spricht, dass er über keine Erfahrung mit Superstars und keine auf internationaler Ebene hat. Tuchel und der BVB - ein großes Wagnis für den Klub.

(RP)
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