Sechs Klubs wollen mehr TV-Gelder "Team Marktwert" fordert stärkere Gewichtung von Traditionsklubs

Wer viele Fans hat, sollte künftig auch mehr Fernsehgelder erhalten: Diese Meinung vertreten sechs Traditionsklubs der Bundesliga. Sie fordern eine Neuausrichtung der TV-Geld-Verteilung - und wollen den Rest der Liga möglichst schnell davon überzeugen.

Die TV-Einnahmen der Bundesliga-Klubs
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Foto: ddp, ddp

Bundesliga-Klubs mit zahlreichen Fans, Mitgliedern und großer Bekanntheit sollten nach Ansicht einiger Traditionsvereine künftig stärker als bisher von Fernsehgeldern profitieren. "Das bisherige Modell der Aufteilung der TV-Erlöse sollte überarbeitet werden", sagte Kölns Geschäftsführer Alexander Wehrle dem "Handelsblatt" (Mittwoch). "Die Bedeutung jedes Klubs für die Liga sollte ebenfalls ein Gewicht haben." Um künftig eine andere Staffelung zu erreichen, schlossen sich die Kölner mit den Traditionsklubs Eintracht Frankfurt, Werder Bremen, VfB Stuttgart, Hamburger SV und Hertha BSC zu dem Bündnis "Team Marktwert" zusammen.

Neben dem einheitlichen Sockelbetrag für alle Klubs und der Berücksichtigung des Tabellenplatzes will das "Team Marktwert" eine dritte Säule als Bewertungskriterium durchsetzen: "den tatsächlichen Marktwert eines Klubs", wie es in einer gemeinsamen Mitteilung vom Mittwoch heißt. Bisher werden neben einer paritätischen Verteilung der TV-Einnahmen rund 35 Prozent des Betrages gestaffelt nach dem Tabellenstand an die 18 Erstligisten ausgeschüttet. Wehrle nannte auch "Interaktionsraten bei Social Media" als mögliches Bewertungskriterium für die Zukunft.

Manager Klaus Allofs vom VfL Wolfsburg nannte den bestehenden Verteilungsschlüssel dagegen als "sehr sinnvoll". Zugleich äußerte er Verständnis für das neugegründete "Team Marktwert". "Ich kann nachvollziehen, dass es Überlegungen für andere Modelle gibt. Darin sehe ich aber keine Fronten, die aufgebaut werden", erklärte Allofs am Mittwoch auf Anfrage. Er befürwortet weiterhin das aktuelle Modell, das eine Verteilung von 35 Prozent der TV-Einnahmen nach sportlichen Gesichtspunkten wie der Fünf-Jahres-Wertung vorsieht.

Die Transferbilanz der Bundesliga
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"Was die Markenstärke betrifft, stehen wir sicher auf einem ordentlichen einstelligen Platz", meinte der Manager des Tabellenneunten Köln. "Wenn wir die Tabelle der TV-Einnahmen betrachten würden, wären wir aber nur auf Platz 16."

Auch der Präsident des VfB Stuttgart, Bernd Wahler, forderte eine stärkere Berücksichtigung von Traditionsklubs. Wer den Wert der Bundesliga steigere, weil er "viele Fans hat und für öffentliches Interesse sorgt", solle bei der Verteilung der Einnahmen auch entsprechend berücksichtigt werden, sagte Wahler.

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1899 Hoffenheim als Verein mit vergleichsweise schwacher Fanbasis reagierte gelassen auf den Vorstoß. "Die Idee der sogenannten Traditionsklubs ist nicht neu", sagte Geschäftsführer Frank Briel.

"Wir werden dazu in den relevanten Gremien Stellung nehmen und unsere Position vertreten", kündigte er an. Der VfL Wolfsburg hatte bereits vor einem Jahr skeptisch auf die Überlegungen reagiert. Manager Klaus Allofs bezeichnete die Bewertung der neuen Kriterien als problematisch.

Das "Team Marktwert" will nun noch vor der kommenden Vergabe der TV-Rechte im April ein entsprechendes Modell erarbeiten. Ziel sei es, dafür eine Mehrheit im Ligaverband zu erhalten, heißt es in der Mitteilung: "Alle großen internationalen Ligen (England, Spanien, Italien, Frankreich, Niederlande) haben inzwischen Verteilungs-Modelle, die mehrere Kennzahlen berücksichtigen." Dieses Modell solle dann künftig auch auf die Verteilung der TV-Erlöse in der 2. Bundesliga angewendet werden können.

(dpa)
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