Kritik an Fandel und Krug Leistung der Schiedsrichter leidet unter internem Machtkampf

Schiri-Knatsch in der Bundesliga: Die Schiedsrichter-Führung um Herbert Fandel und Hellmut Krug sieht sich großer Kritik ausgesetzt.

 Herbert Fandel wird sich aus "persönlichen Gründen" aus dem Tagesgeschäft zurückziehen.

Herbert Fandel wird sich aus "persönlichen Gründen" aus dem Tagesgeschäft zurückziehen.

Foto: dpa, geb lof hpl

Sie sollen Fairness fördern, Gerechtigkeit und ein harmonisches Miteinander - jetzt aber stehen Herbert Fandel und Hellmut Krug wegen angeblichen Fehlverhaltens selbst im Kreuzfeuer der Kritik. "Das ist systematisches Mobbing", sagte Ex-Schiedsrichter Babak Rafati der Bild-Zeitung und ätzte gegen die Führung der Bundesliga-Unparteiischen. Und der einstige Weltklasse-Referee Markus Merk ergänzte bei Sky: "Es stimmt nicht mehr bei den Schiedsrichtern. Bei ihnen herrscht großer Unmut."

Auslöser für den aktuellen Zoff im Lager der Schwarzkittel soll eine vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) kurz vor dem Start der Bundesliga-Rückrunde in Auftrag gegebene anonyme Befragung der Referees sein. Das Ziel: Die Erstellung eines Leitbildes. Das Ergebnis: Vorwürfe und Kritik den Führungsstil von Schiedsrichter-Boss Fandel und Krug, der in der Schiri-Kommission des DFB die Interessen der Deutschen Fußball Liga (DFL) vertritt, betreffend.

"Endlich trauen sich die Ersten, das auszusprechen, was gängige Praxis ist", sagt Rafati. Der 45-Jährige, der im November 2011 unmittelbar vor seinem geplanten Einsatz beim Erstliga-Spiel 1. FC Köln gegen FSV Mainz 05 in seinem Hotelzimmer offenbar wegen des immensen Drucks auf die Spielleiter einen Suizidversuch unternommen hatte, spricht sogar von "menschenverachtenden Mechanismen".

Ob die Vorwürfe berechtigt sind, können wohl nur die Beteiligten selbst beurteilen. Thorsten Kinhöfer, ehemaliger Bundesliga- und Fifa-Referee, weiß jedenfalls um die großen Erwartungen, die Krug an die Regelhüter stellt. Werden diese nicht erfüllt, kommt er "damit nicht so zurecht, wie er es vielleicht sollte", sagt Kinhöfer in der Bild am Sonntag.

Hinzukommt ein interner Machtkampf der Alphatiere Fandel und Krug, der möglicherweise auf den Schultern der aktiven Unparteiischen ausgetragen wird. "In diesem Machtkampf spitzen sich schon Dinge zu und letztendlich sind die Leittragenden die Schiedsrichter und demzufolge auch die Leistungen der Schiedsrichter", sagte der ehemalige Fifa-Referee Bernd Heynemann Sky Sport News HD.

Chronologie zu Babak Rafatis Selbstmordversuch
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Foto: dapd, Thomas Lohnes

Fandel und Krug dementieren Machtkampf

Fandel und Krug wiegelten dieses Thema derweil zwar ab, sprachen von einer "guten und vertrauensvollen Zusammenarbeit" in den vergangenen sechs Jahren, in denen Fandel der Kommission vorsteht. Die wird im Sommer aber enden, weil sich Fandel aus dem Tagesgeschäft zurückzieht - "aus persönlichen Gründen", wie er sagte.

Feststeht angesichts der angespannten Situation jedenfalls, dass sich etwas tun muss im Schiedsrichterwesen des DFB. "Wir sind seit Jahren auf einem guten Weg", sagt Ronny Zimmermann, Vertreter des DFB-Präsidiums in der Schiri-Kommission - auf einem Weg, der nun vielleicht in eine andere, verträglichere Richtung gehen kann.

Wegen Fandels Rückzug führen DFB und Liga bereits interne Gespräche über mögliche Aufstellungen in der Zukunft, die für Kinhöfer aber unabhängig von etwaigen Namen geführt werden müssen. "Wir brauchen neue Strukturen", sagt der 47-Jährige, "und mir fehlt auch jemand, der die Schiris in der Öffentlichkeit vertritt."

Sein ehemaliger Kollege Merk kommt dafür aber nicht infrage. "Ich bin ja glücklicherweise nicht jobsuchend. Aber dort, wo man Kompetenz schätzt und meine Person sucht, da bin ich zumindest immer beratend dabei", äußerte der Sky-Experte.

(sid)
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