"Viel zu wenig für die Bundesliga" Der 1. FC Köln gibt ein Bild des Jammers ab

Nach dem 0:2 (0:1) gegen Hertha BSC und einer über weite Strecken leblosen Vorstellung droht auch der letzte Funken Hoffnung auf den Klassenerhalt zu verglühen. Der 1. FC Köln scheint ein hoffnungsloser Fall zu sein.

Kölns Torwart Timo Horn schleicht in Richtung Südtribüne.

Kölns Torwart Timo Horn schleicht in Richtung Südtribüne.

Foto: dpa, mb kno

Es war ein Bild des Jammers. Ein Bild, das nur ein designierter Absteiger abgeben kann. Mit leeren Gesichtern und hängenden Köpfen schlichen einzelne Spieler des 1. FC Köln in Richtung Südtribüne. Dort wartete nur noch der harte Kern der leiderprobten Fans, während die meisten Zuschauer das Stadion längst verlassen hatte.

Die elfte Saisonniederlage am 13. Spieltag, besiegelt durch einen Doppelpack von Vedad Ibisevic (17./64. Foulelfmeter), traf ganz Köln ins Herz.

Nur drei Tage zuvor hatte der FC mit dem Sieg in der Europa League gegen den FC Arsenal (1:0) ein Lebenszeichen gesendet, nun stellte Torwart Timo Horn fest: "Das war viel zu wenig, um in der Bundesliga zu bestehen." Trainer Peter Stöger gab bei Sky zu: "Mit jeder Niederlage, mit jedem Rückstand wird es schwieriger, den Glauben zu vermitteln." Aufgeben will er aber weiter nicht: "Ich habe einen Vertrag unterschrieben und versuche, ihn so gut es geht zu erfüllen."

Das wird von Spieltag zu Spieltag komplizierter. Der Rückstand auf den SC Freiburg auf Relegationsplatz 16 beträgt bereits neun Punkte, zudem gehen dem FC die Profis aus. Nach zahlreichen Ausfällen standen gegen Berlin beim Schlusspfiff vier Teenager auf dem Platz. Darunter Yann Aurel Bisseck, mit 16 Jahren, 11 Monaten und 28 Tagen zweitjüngster Bundesliga-Debütant nach dem Dortmunder Nuri Sahin in der Saison 2005/06.

Auf die Personalprobleme wollten die Kölner den nächsten Rückschlag nicht schieben, auch nicht auf die Totenstille, die teilweise im Stadion herrschte. "Die Fans haben extreme Geduld mit uns, aber nur zwei Punkte, das ist einfach brutal", sagte Kapitän Matthias Lehmann, der in der Dreierkette aushelfen musste und den Elfmeter, der zum 0:2 führte, mit einem stümperhaften Einsatz gegen Davie Selke verschuldete.

Schon der 0:1-Rückstand hatte ins Bild der derzeit desolaten Kölner gepasst. Lukas Klünter verstolperte den Ball zur Ecke, bei der die gesamte FC-Abwehr Ibisevic aus den Augen verlor. Die Gastgeber waren zwar um eine schnelle Antwort bemüht, doch bis auf einen ordentlichen Angriff über Startelf-Debütant Claudio Pizarro und Sehrou Guirassy blieb Köln im ersten Abschnitt völlig harmlos.

Dabei war auch die Hertha ohne viel Selbstvertrauen angetreten. Doch nach dem Aus in der Europa League am Donnerstag durfte sich Trainer Pal Dardai endlich über den ersten Auswärtssieg der Saison freuen. "Das erste Tor war wichtig, in der zweiten Halbzeit haben wir sehr diszipliniert verteidigt und die Konter gut ausgespielt", sagte der Ungar.

Wie wenig Vertrauen in die Wende in Köln noch herrscht, zeigte eine Szene in der 49. Minute. Herthas Karim Rekik hatte den Ball im Strafraum mit der Hand berührt, Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus beriet sich minutenlang mit dem Videoassistenten Guido Winkmann und entschied sich gegen den Strafstoß für den FC. Proteste gab es daraufhin kaum, auch nicht von den Zuschauern, die sich in Köln anscheinend an die Niederlagen gewöhnt haben.

(sid/ak)
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