Schlussverkauf mit fadem Beigeschmack Kritik an Transferperiode: "Zurück zum 1. August"

Am letzten Tag des Sommerschlussverkaufs gaben einige Bundesligisten noch mal Millionen aus. Einige Klubs aber sprechen auch von Wettbewerbsverzerrung.

Julian Draxler und Dante beim VfL Wolfsburg angekommen
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Draxler und Dante: Erst Training, dann Vorstellung in Wolfsburg

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Foto: dpa, pst nic

Nein, sagte Klaus Allofs ruhig, aber doch bestimmt, nein, er könne "das Gejammer nicht verstehen." Das Gejammer? Kaum war der Sommerschlussverkauf für Fußballer in Europa zu Ende gegangen, kritisierten einige Verantwortliche aus der Bundesliga die hektische Pokerei. Und sie forderten: Keine Transfers mehr nach dem ersten Spieltag. Kein Thema für Allofs: "Wir haben es gerne gemacht", sagte er zu den atemlosen Transferaktivitäten kurz vor Ladenschluss.

Der Geschäftsführer Sport des VfL Wolfsburg gab kurz vor Ende der Transferperiode drei Spieler ab — und holte drei: Der Kader ist nun deutlich verändert. "Dieser Termin ist ja nicht willkürlich gewählt", sagte Allofs, das liegt an der späten Qualifikation für die internationalen Wettbewerbe. Da muss man Vereinen auch die Möglichkeit geben, darauf zu reagieren. Eine gewisse Unruhe entsteht, aber es ist jedem Verein selbst überlassen, ob er sich darauf einlässt."

Insgesamt gab die Liga 412 Millionen Euro aus. Bemerkenswert in der hektischen Schlussphase allerdings: Horst Heldt wurde seine Draxler-Millionen nicht los. Der VfB Stuttgart legte sich quer und gab den umworbenen Filip Kostic trotz eines Angebots von angeblich weit jenseits der 15 Millionen einfach nicht her. Eine Entscheidung gegen den Trend: Sonst bekommen Spieler, die unzufrieden sind und wechseln wollen, ihren Willen. VfB-Sportvorstand Robin Dutt aber sah keine Chance, den Verlust von Kostic kurzfristig aufzufangen.

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Alle Transfers: die Übersicht

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Dutt verweigerte sich damit auch einem Trend, den Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke anprangert. Es sei "grauenvoll", betonte er, was in der Schlussphase dieser Transferperiode passiert sei. Die "ganz großen und reichen Klubs" würden mit ihren Millionen kurz vor Transferschluss "alles durcheinanderwürfeln". Heißt: Die Saisonvorbereitung ist für die Katz. Daher forderte Watzke bei Sky: "Wir müssen das Transferfenster zurückschieben auf den 1. August."

Derzeit läuft die erste Phase für internationale Transfers laut FIFA-Reglement von 1. Juli bis 31. August - in England einen Tag länger. Für die Bundesliga bedeutet das in dieser Saison: Ab dem vierten Spieltag in eineinhalb Wochen sehen die Kader zum Teil noch mal ein bisschen anders aus als vorher. "Es wäre auf jeden Fall fairer", sagt auch Eintracht Frankfurts Vorstandsvorsitzender Heribert Bruchhagen, "wenn das Transferfenster mit dem ersten Spieltag schließt."

Auch andere Manager wie Max Eberl (Borussia Mönchengladbach) oder Stefan Reuter (FC Augsburg) schlossen sich der Meinung von Watzke oder Bruchhagen an - auch wenn gerade Reuter nach dem Verkauf von Rahman Abdul Baba an den FC Chelsea (bis zu 30 Millionen) auch ein Profiteur der Transferperiode war. "Grundsätzlich", sagte er Bild, "finde ich die Idee gut, das Fenster früher zu schließen." 87 Prozent der Leser von Bild fanden das in einer Blitzumfrage auch.

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Die rund 412 Millionen Euro, die die 18 Bundesligisten an Ablösen und Leihgebühren für neues Personal ausgaben, ist nicht mal die Hälfte der 1,1 Milliarden, mit denen die 20 englischen Erstligisten vor ihrem eigenen "deadline day" am Dienstag um sich warfen. Auch Spaniens Primera Division (570 Millionen) und Italiens Serie A (600) gaben deutlich mehr aus als die Klubs der Bundesliga.

In diesem Jahr zahlten englische Klubs 220 Millionen Euro für 16 Spieler aus der Bundesliga. Im kommenden Jahr könnte es freilich noch etwas turbulenter zugehen als diesmal. Dann erhalten die 20 Premier-League-Klubs pro Jahr 3,2 Milliarden Euro aus dem Verkauf der TV-Rechte. Der Wechsel von De Gea zu Real dürfte bis dahin abgeschlossen sein. Ab 1. Januar (und bis 31. Januar) darf wieder gewechselt werden.

(sid)
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