Zehn Hingucker des Bundesliga-Spieltags Schneller Volland, genauer Calhanoglu, unglücklicher Klein

Düsseldorf · Der FC Bayern beherrschte die Schlagzeilen des 2. Spieltags der Bundesliga – direkt, oder indirekt. Gleich vier der zehn Hingucker des Spieltags beschäftigen sich mit dem spektakulären Auswärtssieg der Bayern bei der TSG Hoffenheim. Sehen Sie selbst, wer noch den Sprung in unsere Rubrik geschafft hat.

Gegen den FC Bayern München: Kevin Volland trifft nach neun Sekunden
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Rekord eingestellt: Volland trifft nach neun Sekunden

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Foto: dpa, ude soe

Der FC Bayern beherrschte die Schlagzeilen des 2. Spieltags der Bundesliga — direkt, oder indirekt. Gleich vier der zehn Hingucker des Spieltags beschäftigen sich mit dem spektakulären Auswärtssieg der Bayern bei der TSG Hoffenheim. Sehen Sie selbst, wer noch den Sprung in unsere Rubrik geschafft hat.

Sein Rekordtreffer war Kevin Volland nach der bitteren Last-Minute-Pleite herzlich egal. "Ich freue mich über jedes Bundesligator", sagte der Nationalspieler lapidar. Am meisten aber eben über die, die am Ende nicht nur für die Statistik wertvoll sind.

"Es überwiegt die Enttäuschung", sagte der 23-Jährige. Bereits nach neun Sekunden hatte Volland beim 1:2 (1:1) gegen Rekordmeister Bayern München getroffen, Weltmeister-Torwart Manuel Neuer überwand er dabei nach einem katastrophalen Fehlpass von David Alaba. Genauso schnell war nur der Leverkusener Karim Bellarabi im vergangenen Jahr am ersten Spieltag bei Borussia Dortmund (2:0). "Natürlich lauerst du. Aber da kommt dann viel zusammen, da gehört auch Glück dazu", sagte Volland, der nach dem Schlusspfiff noch auf dem Rasen mit Neuer den Treffer analysierte. "Er hat gesagt, dass er die Beine eigentlich gar nicht so weit aufgemacht hat", sagte Volland: "Als Stürmer denkst du da nicht viel nach, sondern versuchst einfach, das Ding reinzuhauen."

Schöner geht's kaum. Der Freistoßtreffer von Hakan Calhanoglu zum 1:0-Sieg von Bayer Leverkusen bei Hannover 96 war perfekt. "Natürlich möchte man den Ball gerne halten", sagte 96-Schlussmann Ron-Robert Zieler. Der Nationaltorwart musste aber resignierend anfügen: "Aber er kann den Ball halt jederzeit so hervorragend treffen, dass er reingeht." Leverkusens Trainer Roger Schmidt ergänzte: "Es ist ja generell nicht ungewöhnlich, dass ein Spieler mal einen Freistoß reinmacht. Hakan braucht dafür aber nur zwei Versuche." Gegen Hannover setzte der türkische Freistoßspezialist einen weiteren Versuch noch an die Latte, Zieler wäre erneut geschlagen gewesen.

Calhanoglu erzielte in Hannover sein elftes direktes Freistoßtor im 67. Bundesliga-Spiel, schon in den letzten beiden Spielzeiten schoss er jeweils ligaweit die meisten direkten Freistoßtore.

"Kevin De Bruyne war sehr bemüht" — die Bewertung der Leistung des belgischen Superstars des VfL Wolfsburg durch Trainer Dieter Hecking fiel zurückhaltend aus. Offenbar geht der Poker zwischen Wolfsburg und Manchester City doch nicht spurlos an Deutschlands Fußballer vorbei.

Für De Bruyne, der in den ersten Bundesligaspielen gegen Frankfurt (2:1) und in Köln (1:1) schwache Leistungen zeigte, soll Manchester City angeblich 70 bis 80 Millionen Euro bieten. "Es ist schon richtig, dass uns das beeinflusst", sagte Manager Klaus Allofs nach dem Remis in Köln: "Aber wir können doch jetzt nicht jammern. Wir müssen auch lernen, mit solchen Störfeuern oder Ungewissheiten umzugehen." Allofs flüchtete sich angesichts der anhaltenden Fragen zum Vertrag von De Bruyne schon in Galgenhumor: "Kevin hat sich mit seiner Leistung dem Rest der Mannschaft angepasst. Das ist doch ein gutes Zeichen, er ist noch ein Bestandteil des Teams", sagte der 58-Jährige.

Zum ersten Mal in der zugegebenermaßen noch jungen Saison stand Patrick Herrmann in der Startelf von Borussia Mönchengladbach. Und der 24-Jährige meldete sich gleich mit einem Tor zurück. Herrmann brachte die Borussen mit seinem Treffer zum 1:1 gegen den FSV Mainz 05 zurück ins Spiel. Doch der Jubel war nur von kurzer Dauer, denn am Ende verlor der Dritte des Vorjahres das Spiel mit 1:2 und findet sich am Ende der Tabelle wieder.

"Über das Tor kann ich mich überhaupt nicht freuen", sagte Herrmann, der mit der mangelnden Chancenverwertung nach der Pause haderte: "Wir hatten drei, vier hundertprozentige Torchancen." In der Einzelkritik gab's für Herrmann übrigns eine 3+.

Sein folgenschwerer Fehlschuss kommt Eugen Polanski teuer zu stehen. "Ich werde der Mannschaft einen ausgeben", sagte der Mittelfeldabräumer der TSG 1899 Hoffenheim nach seinem vergebenen Elfmeter beim 1:2 (1:1) gegen Rekordmeister Bayern München: "Wir können es nicht mehr ändern. Ich nehme das auf meine Kappe."

Der 29-Jährige hatte in der 74. Minute der höchst unterhaltsamen Partie den Hoffenheimer Führungstreffer auf dem Fuß - den (berechtigten) Handelfmeter setzte er gegen Weltmeister-Torwart Manuel Neuer aber nur an den Pfosten. Es blieb vorerst beim 1:1, in der 90. Minute erzielte Robert Lewandowski auf der Gegenseite das entscheidende Tor für die nur noch in Unterzahl spielenden Bayern. "Es fällt schwer, die richtigen Worte zu finden", sagte 1899-Trainer Markus Gisdol, der zwar im vergebenen Elfmeter den "Knackpunkt" der Partie sah, Polanski aber nicht die Schuld an der Niederlage gab: "Er war sich sicher. Ich mache ihm keinen Vorwurf. Er hatte den Mut, die Verantwortung zu übernehmen. Und so schlecht war er ja auch nicht geschossen." Das sah der Fehlschütze im Übrigen auch so. "Ich würde wieder so schießen — und wahrscheinlich geht er beim nächsten Mal rein", sagte Polanski.

Nach dem Abpfiff philosophierte Philipp Lahm ausgedehnt über die verschiedenen Auslegungen der Schiedsrichter beim (immer noch verbotenen) Handspiel im Fußball. Die Quintessenz seiner Aussagen war, dass es nach wie vor keine einheitliche Linie gebe und die Profis dadurch verunsichert seien.

Damit lag der Weltmeister und Kapitän von Bayern München fraglos richtig, doch mit dem kuriosen Platzverweis für seinen Weltmeister- und Teamkollegen Jerome Boateng (72.) beim 2:1 (1:1) bei 1899 Hoffenheim hatte dies so gar nichts zu tun. An der Entscheidung von Referee Tobias Stieler (Hamburg), der in der hektischen Schlussphase nicht immer den Überblick behalten hatte, gab es nichts zu beanstanden. Der in der Freistoß-Mauer postierte Boateng ging eindeutig mit dem Ellbogen zum Ball — ganz klar eine Gelbe Karte. Nicht gerade clever von Boateng, der nur wenige Sekunden zuvor schon für ein Foul verwarnt worden war. Dass es am Ende dennoch gut für die Bayern ausging, ist die eine Seite der Medaille. Dass der Innenverteidiger im Topspiel gegen Bayer Leverkusen gesperrt fehlt, ist die andere.

Als Robert Lewandowski in der 67. Minute für Kapitän Philipp Lahm ins Spiel kam, deutete zunächst nichts auf ein Happy End für Bayern München hin. Es sah vielmehr danach aus, dass der Pole beim Rekordmeister in die Rolle des Unglücksraben schlüpfen würde.

Erst vergab der 27-Jährige beim Stand von 1:1 bei 1899 Hoffenheim eine Großchance (69.), dann sah Jerome Boateng die Gelb-Rote Karte (72.) und die Hoffenheimer bekamen einen Handelfmeter zugesprochen (74.). Doch am Ende stach der Joker. Der Last-Minute-Treffer Lewandowskis sicherte den Bayern den glücklichen 2:1 (1:1)-Sieg am 2. Bundesliga-Spieltag. Dass Lewandowski als Matchwinner gefeiert wurde, war dem Torjäger nach Abpfiff aber mal wieder nicht anzumerken. "Das 2:1 gemacht, den nächsten Dreier geholt", sagte der Pole gewohnt emotionslos zu seiner erfolgreichen Kurzarbeit. Seine Kollegen freuten sich dafür um so mehr...

Doppelt getroffen, erneut eine erstklassige Bewerbung für die deutsche Nationalmannschaft abgegeben — und doch mit hängendem Kopf vom Platz gegangen. Für Angreifer Daniel Ginczek vom VfB Stuttgart hielt der zweite Bundesliga-Spieltag ein Wechselbad der Gefühle bereit.

Mit seinen ersten beiden Saisontoren in der 23. und 42. Minute machte Ginczek bei der unglücklichen 2:3 (2:1)-Niederlage beim Hamburger SV da weiter, wo er in der abgelaufenen Saison mit sieben Treffern in den letzten neun Spielen aufgehört hatte. Wohl nur der Platzverweis gegen Mitspieler Florian Klein nach 53 Minuten verhinderte, dass sein Doppelpack mit Punkten für dem VfB veredelt wurde. Nichtsdestotrotz wird der antrittsschnelle, robuste und vor dem Tor eiskalte Sauerländer immer mehr zu einem Mann für Löw. "Für mich ist er ein Stürmer, der zu höherem berufen ist", sagte Sky-Experte Lothar Matthäus am Samstag und reihte sich in die immer größer werdende Schar der Ginczek-Fürsprecher ein.

Bis zu seinem ersten Spiel über 90 Minuten muss sich Alexander Baumjohann noch etwas gedulden. Zwei Kreuzbandrisse hat der Hertha-Profi hinter sich, zwei Spielzeiten fast komplett pausiert. Nach dem Ende seiner Leidenszeit will Trainer Pal Dardai nichts überhasten. Langsam führt er seinen Mittelfeldspieler an den Bundesliga-Alltag heran. "Ich bin sehr dankbar, wieder auf dem Platz zu stehen. Da ist es mir momentan egal, ob es eine Minute ist oder 90 Minuten sind", sagte der gefeierte Rückkehrer Baumjohann. "Jede Minute hilft mir, in eine bessere Verfassung zu kommen."

"Es war natürlich ein unglaubliches Gefühl", gestand Baumjohann. Auf ein Bundesliga-Spiel hatte der frühere Spieler des FC Bayern, von Mönchengladbach und Schalke seit dem 26. April 2014 gewartet. Im August des Vorjahrs spielte er noch einmal im DFB-Pokal. 370 Tage war das am Freitagabend her. "Er hat eine exzellente Technik, hat ein gutes Auge und kann den letzten Pass spielen", lobte Dardai. Baumjohann bringt damit etwas mit, was die Hertha dringend braucht.

In der turbulenten Vorsaison war Florian Klein beim VfB Stuttgart ein Muster an Beständigkeit. In allen 34 Bundesliga-Spielen dabei, verteidigte der österreichische Nationalspieler solide und sah dabei die Winzigkeit von zwei Gelben Karten. Beim 2:3 (2:1) beim Hamburger SV benötigte er für diese Ausbeute zwischen seiner ersten und zweiten Gelben Karte gerade einmal 81 Sekunden. Die Folge: Völlig unnötiger Platzverweis in der 53. Minute gegen Klein und die völlig unnötige Wende in einem Spiel, das der 2:1 führende VfB in Gleichzahl wohl kaum verloren hätte.

"Wir haben wenig zugelassen bis zum Platzverweis, danach war es ein anderes Spiel. Das ist sehr ärgerlich", sagte Stuttgarts neuer Trainer Alex Zorniger. Profiteur von Kleins Dummheit wurde der bis dahin spielerisch schwache HSV, der in Überzahl wie wild anrannte und dank zweier später Tore das Spiel noch drehte. Dabei hatte Klein letztlich sogar Glück. Seine zweite Gelbe Karte hätte eigentlich glatt Rot sein müssen, der Einsatz des 28-Jährigen gegen Matthias Ostrzolek mit gestrecktem Bein war am Rande der Körperverletzung. Weil Schiedsrichter Günter Perl (Pullach) die Situation anders bewertete, kommt Klein mit einem Spiel Sperre davon. Eine Geldstrafe durch den VfB könnte noch folgen.

(sid/dpa/RPO)
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