Dubai und Katar Klubs lassen Kritik an Trainingslagern abprallen

Viele Bundesligisten werden für Trainingslager an umstrittenen Orten kritisiert. Die Kritik stößt bei vielen Vereinsvertretern auf überraschend taube Ohren.

FC Bayern München: Franck Ribery läuft bei erstem Training Doha
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Ribery läuft bei erster Trainingseinheit in Doha

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Foto: afp, KJ/BLA

Im Winter sind die Fußball-Bedingungen in Katar hervorragend. Schließlich wird in dem Emirat im Dezember 2022 sogar ein WM-Turnier ausgetragen. Ein Trainingslager am Golf ist für den deutschen Vorzeigeklub Bayern München somit normal. Weshalb der deutsche Meister es schon zum sechsten Mal in Folge dort abhält. Und auch nicht einsieht, warum der Branchenführer sich dafür rechtfertigen müsste. Immerhin, einen Stopp in Saudi-Arabien, wie er 2015 von den Bayern durchgeführt wurde, gibt es in diesem Jahr nicht.

Für Michael Zorc ist ein Trainingslager in dem Land, in dem Zwangsarbeiter ausgebeutet werden, Frauen kaum Rechte haben und Homosexualität mit fünf Jahren Gefängnis bestraft wird, dagegen ein "No-Go". Borussia Dortmunds Manager bereitet sich mit dem Bundesliga-Zweiten lieber in Dubai auf die Rückrunde vor - was für manchen politisch interessierten BVB-Fan aber nur unwesentlich besser ist.

Das Fanportal schwatzgelb.de fragte, wie ein Trainingslager in den Vereinigten Arabischen Emiraten mit der Klub-Satzung in Einklang zu bringen sei. Der Hinweis des Klubs, man habe "trotz lukrativer Angebote mehrere Testspiel-Offerten aus Ländern ausgeschlagen, in denen die Menschenrechts-Situation nicht mit den Maßstäben von Borussia Dortmund in Einklang zu bringen" seien, wurde nur als "Hohn" empfunden.

Zorc hält diese Diskussion für "scheinheilig", schließlich sei Dubai "eine klare Urlaubsdestination für halb Europa". Ein Trainingslager eines Bundesligaklubs sei aber eben "keine jährliche Sauftour des Kreisligavereins nach Malle", meinte schwatzgelb.de und ein Bundesligist, "ob man es nun will oder nicht, Botschafter der Bundesliga und für Deutschland".

Dass bei der Wahl eines Trainingslagers nicht nur Faktoren wie Klima oder Trainingsbedingungen einfließen, beweist die Bundesliga ja selbst. Schließlich befinden sich Bayer Leverkusen und Schalke 04 nicht zuletzt im Auftrag der Deutschen Fußball Liga (DFL) in den USA. Schalkes Marketing-Vorstand Alexander Jobst betont, dies sei keine Werbetour, gestand aber, dass die USA "ein interessanter Markt für uns" sind. Dass die Schalker diesmal nicht nach Katar flogen, habe aber - natürlich - keine politischen Gründe: "Nach vier Jahren in Katar war ein Tapetenwechsel gewünscht."

Den brauchte Eintracht Frankfurt offenbar nicht. Die Hessen bereiten sich schon zum vierten Mal in Abu Dhabi vor. Man müsse eben "für bestmögliche Bedingungen sorgen", lautete die Begründung von Spordirektor Bruno Hübner. Und dem Freundschaftsspiel gegen den saudischen Klub Al-Ahli misst Trainer Armin Veh fast schon eine missionarische Aufgabe bei: "Bisher haben sportliche Begegnungen und Dialog eher zu einer Veränderung in einer Unrechtsgesellschaft geführt."

Rolf Müller, Präsident des Landessportbundes Hessen, fragte sich derweil, ob der "Sportwelt die Moral abhanden gekommen" ist. Es sei "ein vollkommen falsches Signal", denn wenn Vereine in solche Länder reisen "erwarte ich zumindest eine kritische Einordnung von Seiten des Vereins".

Doch nicht einmal dazu sehen sich die Klubs genötigt. "Wir haben uns geäußert dazu, aber wir werden uns jetzt nicht nochmal dazu äußern und nochmal äußern und uns dann zu den Äußerungen, die dazu gekommen sind, nochmal äußern, damit die, die sich geäußert haben, wieder auf die Äußerungen reagieren", sagte Sportvorstand Matthias Sammer. Dieser schön zurechtgelegte Spruch klingt fast schon spöttisch in Richtung der Kritiker, nachdem Klub-Chef Karl-Heinz Rummenigge erklärt hatte, man wisse, "dass wir in ein Land fahren, in denen die Menschen teilweise eine andere Kultur pflegen".

Langjährige Mitglieder wie Yalcin Imre erklärten nun ihren Vereins-Austritt, weil die "erneuten Begründungen von Herrn Rummenigge und Co. einer Beleidigung für alle nahe kommt, denen das Thema Menschenrechte wichtig ist". Wenn die Bayern 2017 zum siebten Mal nach Katar führen, würde dies aber niemanden überraschen.

(sid)
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