19. Bundesliga-Spieltag Hingucker: Einmal in Stuttgart in zerrissenen Jeans

Düsseldorf · Borussia Dortmunds Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang ist weiter auf Rekordjagd – bekam dabei aber diesmal Hilfe durch den Schiedsrichter. Einen Torklau der anderen Art vollzog Claudio Pizarro. Die Hingucker des 19. Bundesliga-Spieltags.

VfB Stuttgart: Jürgen Kramny grätscht Daniel Didavi beim Jubel um
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Kramny grätscht Didavi beim Torjubel um

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Borussia Dortmunds Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang ist weiter auf Rekordjagd — bekam dabei aber diesmal Hilfe durch den Schiedsrichter. Einen Torklau der anderen Art vollzog Claudio Pizarro. Die Hingucker des 19. Bundesliga-Spieltags.

Eine Sekunde lang dachte Mats Hummels, es wäre um ihn geschehen. Sein "Rückpass" aus 25 Metern war ihm zum Lupfer über den eigenen Torwart zum Eigentor geraten, und alles sah danach aus, als werde es wieder eine Diskussion über den Kapitän von Borussia Dortmund geben, wie es sie in aller Regelmäßigkeit gibt. "Die Ingolstädter haben so euphorisch gejubelt. Ich dachte tatsächlich, er gibt ihn", sagte Hummels über Schiedsrichter Guido Winkmann. Doch es kam anders: Der Assistent an der Seitenlinie intervenierte.

"Foul, Foul, Foul!", sei ihm via Headset zugerufen worden, berichtete Winkmann. Freistoß Hummels. Für den war die Sache eindeutig: "Ein klares Foul" von Dario Lezcano, der ihn bedrängt hatte. Kein Grund zur Aufregung. Der BVB gewann 2:0 (0:0). Anders sah das Marvin Matip, Innenverteidiger des FC Ingolstadt. Er vermutete einen Weltmeisterbonus: "Ein Mats Hummels darf vielleicht keine Eigentore machen." Stimmt aber nicht: Gegen den Hamburger SV hat er in dieser Saison schon eins erzielt.

Den Verlust seiner schicken Jeans verschmerzte Jürgen Kramny angesichts des so wichtigen Erfolgs gegen den Hamburger SV leichten Herzens. "Die muss ich wohl wegschmeißen", sagte der Trainer des VfB Stuttgart schmunzelnd. Das "mindestens 100 Euro teure" Stück war extrem in Mitleidenschaft gezogen worden, als Kramny nach dem späten Siegtreffer des eingewechselten Winter-Zugangs Artem Krawets (88. Minute) zum hochverdienten 2:1 (0:0) beim wilden Jubel auf dem nach Dauerregen seifigen Rasen ausrutschte. Spielmacher Daniel Didavi, der entscheidend zur 1:0-Führung beigetragen hatte, prallte mit dem Coach zusammen und zerstörte dabei die Jeans.

Seit 557 Minuten wartet die Borussia auf einen Treffer in einem Freitagsspiel der Bundesliga. Den letzten Sieg gab es am 22. November 2013 beim VfB Stuttgart, als Oscar Wendt auch das bis heute letzte Freitagstor für die Gladbacher erzielte. Raffael und Lars Stindl hatten beim 0:1 in Mainz beste Chancen, dem vermeintlichen Fluch ein Ende zu setzen. Doch in der 72. Minute verdaddelte das Sturmduo eine riesige Doppelchance.

Nach zwei Spielen der Rückrunde haben die Borussen noch keinen Punkt eingesammelt und sind dabei, aus der Spitzengruppe zu purzeln. Und es gibt eine schlechte Nachricht. Nächste Woche kommt Werder Bremen in den Borussia-Park — am Freitag.

Pierre-Emerick Aubameyang beantwortete die Frage nach Gerd Müller mit dem breitesten Lächeln der Bundesliga. "Noch einmal 20 Tore? Das ist sehr, sehr viel", sagte Afrikas Fußballer des Jahres. "Aber wer weiß?" Gegen den FC Ingolstadt hatte der Toptorjäger von Borussia Dortmund seine Saisontore Nummer 19 und 20 erzielt. Eines davon hätte wegen einer Abseitsposition allerdings nie und nimmer zählen dürfen.

Im Quervergleich mit dem "Bomber der Nation" liegt er damit sogar vorne: In Müllers unglaublicher 40-Tore-Saison 1971/72 stand der Zähler nach 19 Spieltagen nicht bei 20, sondern bei 18. Erschien dies bisher als statistische Spielerei, muss man nun sagen: Warum nicht? Allein aufgrund der vergebenen Chancen in den Spielen zuvor beim 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach könnte Aubameyang bereits bei 24 Toren stehen. Wenig spricht dafür, dass seine Serie aufhört.

Stefan Kießling war wieder zu Scherzen zumute. "Anscheinend gönnt er mir nichts", sagte der Torjäger von Bayer Leverkusen nach dem 3:0 gegen Hannover 96. Ein Tor hatte er gemacht, also legte Sturmpartner Javier Hernandez zwei nach. Beim 5:0 im vorherigen Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach hatte Kießling zweimal getroffen - woraufhin Chicharito dreimal traf. Und spätestens die Tatsache, dass Kießling von den sechs Toren seines Sturmpartners auch noch drei vorbereitete, zeigt: Kießling und Chicharito sind derzeit das Sturmduo der Bundesliga.

"Es wird insgesamt besser, man gewöhnt sich aneinander und weiß, wie der andere sich verhält", analysierte Kießling: "Wir sind auf einem sehr guten Weg." Bleibt nur die Frage: Wieso führte Trainer Roger Schmidt die beiden erst am 16. Spieltag zusammen? Zuvor betonte er immer, sie könnten zusammen spielen. Doch meist bot er nur einen auf, und das war Chicharito. Kießling wollte den Klub verlassen und hätte Schmidt nicht auf zwei Spitzen umgestellt, würde er heute wohl für Hannover stürmen. Und Chicharito trifft noch häufiger als in seiner guten Phase als alleiniger Stürmer. "Er knipst auch im Training alles weg", meinte Weltmeister Christoph Kramer lächelnd.

Claudio Pizarro legte sein typisches, schelmisches Lächeln auf. "Ja, ja, ich war dran", sagte der Peruaner im ZDF und räumte letzte Zweifel an seinem historischen Doppelpack aus: "Ich habe ihm das Tor geklaut." Die vieldiskutierte Szene hatte sich in der 77. Spielminute des Duells zwischen Werder Bremen und Hertha BSC ereignet. Zwei Minuten nach seinem verwandelten Foulelfmeter (75.) drückte der 37 Jahre alte Torjäger einen Kopfball von Santiago Garcia zum 3:3-Endstand über die Torlinie. Und sicherte Werder damit nach zweimaligem Zwei-Tore-Rückstand noch einen Punkt. Das Weserstadion stand kopf.

Doch damit nicht genug, Pizarros fünftes Saisontor war ein besonderes. Der 181. Treffer in seiner langen Bundesliga-Karriere schiebt den früheren Profi von Bayern München auf Rang fünf in der ewigen Torjägerliste, er zog mit Ulf Kirsten gleich. Doch euphorisch war Pizarro danach nicht. Für Werder bleibt die Situation gefährlich. "Ich hätte lieber 2:1 gewonnen, aber für die Moral war das unglaublich wichtig", sagte Pizarro, der nun schon dreimal in der Rückrunde zugeschlagen hat. Eine Verlängerung des auslaufenden Vertrags wird für Sportchef Thomas Eichin immer mehr zur Priorität. Denn Pizarros Torhunger ist noch lange nicht genug.

In der 21. Minute durfte Christian Clemens, der Ex-Kölner, der schon bei Borussias 1:2 im Hinspiel getroffen hatte, aus gut 18 Metern ungestört das Führungstor´für den FSV Mainz erzielen. Die Bogenlampe überraschte Torwart Yann Sommer. Für Clemens war es ein besonderer Treffer an einem besonderen Tag: Er fiel im 100. Bundesliga-Spiel des Offensivmannes. Und er bedeutete gleichzeitig den Sieg für die Mainzer.

(areh/sid/dpa)
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