"Zum Kotzen!" HSV zittert wieder vor dem Abstiegsgespenst

Dortmund/Hamburg · Der Hamburger SV wollte endlich mal wieder eine ruhige Saison erleben. Es wird jedoch erneut dramatisch. Und ausgerechnet jetzt steht das Nordderby an.

Rene Adler sieht nach Notbremse die Rote Karte
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Adler sieht nach Notbremse die Rote Karte

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Lewis Holtby war dreckig und verschwitzt, seine Haare dampften, und auch in ihm brodelte es. "Es ist zum Kotzen!", sagte der Kapitän des Hamburger SV nach dem 0:3 bei Borussia Dortmund. "Zum Kotzen, dass wir uns nicht belohnen, und ganz schlimm, dass wir so viele wichtige Spieler verloren haben." Jetzt müsse die Mannschaft zeigen, dass sie Charakter besitze.

Was vier Tage doch verändern können. Am Mittwoch noch war ein Interview mit Bruno Labbadia erschienen, in der "Sportbild", und Holtbys Trainer brauste darin ein wenig auf. "Ich will keine ruhige Saison! Wir alle hier wollen mehr", sagte er. Nun heißt es: Von wegen Ruhe - nach zwei Drama-Spielzeiten mit der Rettung in der Relegation wird es schon wieder eng für den HSV.

An einem 30. Spieltag, an dem sich alles gegen die Hamburger wendete, hat sich die abstiegskampfgeplagte Mannschaft ein Nordderby mit Endspielcharakter eingehandelt. Drei Punkte nur noch beträgt der Vorsprung auf den Tabellen-16. Werder Bremen vor dem Heimspiel am Freitag (20.30 Uhr/Live-Ticker). Holtby will aufrütteln und spricht vom "wichtigsten Spiel des Jahres", für Stürmer Sven Schipplock wird es gar "ein Spiel um den Klassenerhalt". Schon wieder.

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Das Restprogramm der Abstiegskandidaten

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Und in dieses Spiel geht der HSV mit großen Sorgen. Torhüter René Adler wird nach seiner Roten Karte wegen einer Notbremse (ein Spiel gesperrt) fehlen, zudem humpelten beim BVB drei Spieler angeschlagen vom Feld: Pierre-Michel Lasogga (Knieverletzung), Nicolai Müller und Albin Ekdal (beide muskuläre Probleme). "Ich hoffe, dass es bei ihnen nicht so schlimm ist", sagte Holtby fast flehend.

Dass die Rote Karte zumindest umstritten war, weil nach Adlers Aktion gegen Shinji Kagawa außerhalb des Strafraums noch andere Verteidiger hätten eingreifen können, half Labbadia auch nicht weiter. "Ich brauche meine Kraft für andere Dinge. Nicht dafür, mich über den Schiedsrichter aufzuregen", sagte er: "Wir waren bisher nie in der Nähe der Abstiegsränge."

Um Platz zehn oder elf herum hat sich der HSV in dieser "ruhigen" Saison stets aufgehalten, das war trügerisch. Nun ist er immer noch Zwölfter, aber der Tabellenkeller ist am Wochenende wie von einem Hammerschlag zusammengestaucht worden.

Vereine mit positivem Trend wie 1899 Hoffenheim kommen emporgeschossen, die Hamburger rutschen von oben hinein. Immerhin ist das Restprogramm den Namen nach nicht sonderlich schwierig: Es geht nach Mainz und gegen Wolfsburg, ein Endspiel beim FC Augsburg am 14. Mai sollte sich der HSV besser ersparen.

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Die Leistung am Sonntag jedenfalls spricht für eine Zitterpartie. Bei einer B-Elf mit zwei 17-Jährigen in Testspiel-Atmosphäre waren die Hamburger bis auf ein kurzes Aufblitzen chancen- und am Ende auch wehrlos. Das Gute allerdings: Ein Sieg gegen Werder, und das Thema Abstieg ist gegessen. Es würde ruhig. Zumindest vorerst.

(jado/sid)
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