Die Torhüter-Duelle der Bundesliga U21-Held Pollersbeck patzt und zittert

Düsseldorf · In der Vorbereitung geht es bei den 18 Bundesligisten natürlich um die Stammplätze. In dieser Saison lohnt sich besonders ein Blick zwischen die Pfosten, denn fast ein Drittel der Klubs hat sich noch nicht auf eine Nummer Eins festgelegt. Bei einem Klub tobt sogar ein Dreikampf zwischen den Torhütern.

 Hamburgs Julian Pollersbeck nach dem kuriosen Gegentreffer gegen Kiel.

Hamburgs Julian Pollersbeck nach dem kuriosen Gegentreffer gegen Kiel.

Foto: dpa, dbo vge

Torhüter sind Einzelkämpfer. Natürlich sind sie Teil der Mannschaft, doch der Schlussmann hat eine einzigartige Stellung im Team. Eine Eigenart der Position: Ein Torwart wird eigentlich nur im Verletzungsfall ausgewechselt. Hat der Keeper erst einmal den Stammplatz sicher, muss er sich in der Regel schon einige grobe Fehler leisten, damit er vom Trainer ausgetauscht wird. Das bedeutet, dass die Hierarchie unter Torhütern oft klar geregelt ist, doch in dieser Saison verspricht die Torwart-Frage gleich bei einigen Klubs Spannung.

Bei der U21-EM war Julian Pollersbeck einer der großen Stars im deutschen Siegerteam. Der 22-Jährige steigerte sich nach ein paar Unsicherheiten im Turnier und avancierte zum großen Rückhalt der DFB-Auswahl. Seine Nominierung für das Allstar-Team der EM verdiente er sich nicht nur mit seiner Glanzleistung in 120 Minuten plus Elfmeterschießen beim Halbfinalsieg über England. Folgerichtig wechselte der beste Torhüter der abgelaufenen Zweitligaspielzeit vom 1. FC Kaiserslautern nach dem Turnier in Polen zum Bundesligisten Hamburger SV. Der Bundesliga-Dino ließ sich Pollersbecks Dienste 3,5 Millionen Euro Ablöse kosten. Eine Stammplatzgarantie wurde dem Torwart-Talent zwar nicht versprochen, doch der Abgang von Ex-Nationaltorhüter Rene Adler deutete darauf hin, dass der HSV mit Pollersbeck als Nummer Eins plant, auch wenn sich Christian Mathenia, der Adler in der vergangenen Saison mehrmals erfolgreich vertrat, Vertrauen erspielt hat.

Pollersbeck leistet sich zwei schlimme Fehler

Zwei Vorbereitungsspiele und zwei Torwartfehler später wachsen jedoch die Zweifel an der Entscheidung für Pollersbeck. Der bundesligaerfahrene Mathenia darf sich beim HSV als der große Gewinner unter den Torhütern der Vorbereitung sehen — und das, obwohl er nur 45 der 180 Minuten in diesen beiden Spielen zwischen den Pfosten stand. Während Mathenia beim 3:5 der Hamburger gegen Zweitliga-Aufsteiger Holstein Kiel in einer Halbzeit nur einen Elfmetertreffer gegen sich hinnehmen musste, kassierte Pollersbeck nicht nur vier Tore gegen Kiel, sondern dabei auch noch einen kuriosen Gegentreffer aus 70 Metern. Die Premiere im HSV-Trikot ging damit für den Youngster so richtig in die Hose. Beim 1:1 gegen Sparta Rotterdam setzte Trainer Markus Gisdol erneut auf den Neuzugang, doch erneut konnte Pollersbeck das Vertrauen nicht rechtfertigen, gab beim Gegentreffer wieder eine mehr als unglückliche Figur ab.

Der junge Torwart könnte sich zum Bundesligastart in drei Wochen gegen den FC Augsburg plötzlich auf der Ersatzbank wiederfinden. Er selbst gibt sich kämpferisch: "Natürlich ärgere ich mich, aber Fehler passieren. Ich muss daraus lernen, es abhaken und weiter Vollgas geben." Der Klub glaubt langfristig an ihn, doch kurzfristig spricht bei den Norddeutschen vieles dafür, dass Mathenia den Zweikampf zunächst für sich entscheidet. Für Pollersbeck bedeutet das: Er muss sich in Geduld üben — und seine Chance nutzen, wenn er sie denn bekommt.

13 Stammplätze vergeben

Doch nicht nur beim HSV ist der Platz im Tor derzeit vakant. Bei fünf der 18 Bundesligisten wird die Nummer Eins derzeit noch gesucht, beim FC Augsburg machen sich sogar drei Torhüter Hoffnungen. Marvin Hitz geht dort als Platzhirsch ins Rennen, aber nach einigen Patzern in der vergangenen Spielzeit hat er den Job zwischen den Pfosten nicht mehr sicher. Die erfahrenen Ersatzleute Andreas Luthe und Fabian Giefer wittern ihre Chance. Bei Hannover 96 bekommt die bisherige Stammkraft Philipp Tschauner Konkurrenz durch Michael Esser, der zuletzt den Darmstädter Abstieg nicht verhindern konnte. Der Neuzugang sollte sich am Ende durchsetzen, auch weil er immerhin 2,6 Millionen Ablöse kostete.

Auch der zweite Aufsteiger, der VfB Stuttgart, setzt auf ein Duell zwischen den Pfosten. Aber ist es überhaupt ein Duell? Mitch Langerak stieg zwar mit den Schwaben auf, doch gänzlich unumstritten war er nie. Und in Ron-Robert Zieler holte Stuttgart für vier Millionen Euro aus Leicester einen zweiten namhaften Schlussmann. Schwer vorstellbar, dass der Weltmeister lediglich für die Bank geholt wurde. Offener ist da schon der Zweikampf in Leipzig. Obwohl Peter Gulacsi mit einem Bonus in die Saison startet, rechnet sich der neuverpflichtete Schweizer Nationaltorwart Yann Mvogo Chancen aus. Trainer Ralph Hasenhüttl räumt Gulacsi einen kleinen Vorteil ein, sagt aber auch: "Ich möchte schauen, wer der Bessere ist."

(can)
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