Ex-Nationalspieler Tobias Rau Fußball ist eine "Scheinwelt"

Düsseldorf (RPO). Knapp acht Monate nach dem Rücktritt als Fußball-Profi hat Ex-Nationalspieler Tobias Rau mit dem Millionengeschäft abgerechnet. Rau bezeichnete den Fußball als "Scheinwelt" und nannte den hohen psychischen Druck als Grund für sein frühes Karriere-Ende.

 Tobias Rau kam mit dem ständigen Druck im Profigeschäft nicht klar.

Tobias Rau kam mit dem ständigen Druck im Profigeschäft nicht klar.

Foto: ddp

Er habe die Schuhe vor acht Monaten schon mit 27 an den Nagel gehängt, "weil ich eines loswerden wollte: Diesen extremen Leistungsdruck, der als Profifußballer auf dir lastet", sagte Rau dem Fußballmagazin 11 Freunde.

Im Fußball herrsche eine extreme Konkurrenzsituation, in der sich "jeder selbst der Nächste" sei. "Leistung und Erfolg sind im Fußball wichtiger als soziales Verhalten. Mitgefühl in der Kabine gibt es nicht. In jedem Spiel, in jedem Training habe ich diesen Druck verspürt - das ist jetzt Vergangenheit und erleichtert meinen Alltag enorm", sagte Rau, der 2003 als junger Spieler vom beschaulichen VfL Wolfsburg zu Bayern München gewechselt war.

Im Fußball-Geschäft gebe es keine echten Freunde. "Ich schätze die Prozentzahl der Spieler, die in ihrer Mannschaft einen Freund besitzen, auf unter drei Prozent. Kein Fußballer würde es wagen, Hilfe bei den Kollegen zu suchen. Regel Nummer eins in der Kabine ist: Niemals Schwäche zeigen! Hilfe muss man sich im privaten Kreis suchen, nicht in der Kabine." Fußball, so lautet Raus Fazit, sei eine "Scheinwelt, in der man seinen Charakter nicht ausleben kann".

In jeder Sommerpause, erzählte Rau, habe er Burnout-Symptome gespürt. "Da habe ich erst gemerkt, wie müde ich war. Als Fußballer bist du ja an fast jedem Wochenende Adrenalinkicks ausgesetzt, die andere vielleicht zwei- oder dreimal im Leben verspüren. Das ist anormal." Die Bundesliga müsse lernen, mit dem Druck professionell umzugehen.

Tobias Rau hatte seine Karriere im besten Fußballeralter beendet, um sich einem Lehramtsstudium zu widmen.

(SID/seeg)
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