Erste Punkte in der Liga Schalke spielt auch endlich mit

Es hat sechs Spieltage gedauert, bis der FC Schalke 04 sich auch dazu entschließen konnte, am Spielbetrieb der Bundesliga teilzunehmen. Gegen Borussia Mönchengladbach wuchsen die Königsblauen nicht gerade zu einem Riesen heran, immerhin waren aber schon einmal deutliche Fortschritte zu erkennen.

 Erleichterung bei Schalke nach dem Gewinn der ersten Punkte.

Erleichterung bei Schalke nach dem Gewinn der ersten Punkte.

Foto: dpa, bt hak

Dementsprechend erleichtert zeigte sich auch Markus Weinzierl nach zuvor fünf Niederlagen. "Es ist eine riesige Last von unseren Schultern gefallen. Wenn du so einen Start hinlegst und dann 4:0 gewinnst, dann ist das eine riesen Erleichterung", verkündete der Trainer der Gelsenkirchener. "Es war keine einfache Woche für die Mannschaft. Das sind alles junge Burschen, die das erst einmal verarbeiten müssen. Nun so eine Reaktion zu zeigen, das ist ein riesen Kompliment wert. Ich bin stolz. Es ist keine Selbstverständlichkeit, dem Druck so standzuhalten."

Natürlich unterschlug Weinzierl gerne, dass Mönchengladbach nun auch nicht gerade übertrieben engagierte Gegenwehr ablieferte. Im Gegenteil. Die Borussia entpuppte sich als der ideale Aufbaugegner für eine bis dato total verunsicherte Mannschaft. "Wir haben mit Leidenschaft gespielt, sind über den Schweinehund gegangen und haben das notwendige Glück erzwungen", diagnostizierte Weinzierl. "In der zweiten Halbzeit war Gladbach anfangs besser, aber wir waren effektiver. Das hat uns in den letzten Wochen gefehlt, dass wir als Mannschaft unser Tor verteidigen und vorne eiskalt sind. So muss das eigentlich Woche für Woche sein." Bislang war es das aber Woche für Woche nicht.

Sportvorstand Christian Heidel hatte schon die ganz große Motivationskeule rausgeholt und der Mannschaft in einer Besprechung den Ernst der Lage nähergebracht. Wer nicht auf dem Platz Leistung zeigt, dem drohte Heidel die Verbannung aus dem Kader an. Derartige Töne hört man eigentlich erst in der Schlussphase des Abstiegskampf. Doch Heidel wollte es vermutlich erst gar nicht so weit kommen lassen und polterte munter drauf los. "Ich werde mich jetzt bestimmt nicht mit Genugtuung hinstellen und behaupten, dass wir gewonnen haben, weil ich zwei oder drei Worte gesprochen habe", befand Heidel. "Ich hatte das Gefühl, das mal sagen zu müssen. Dass auch die Mannschaft ein Gefühl dafür bekommt, um was es hier geht. Wir haben das in der Woche gut aufgearbeitet. Wir haben ein gutes Spiel gegen Salzburg und auch heute gemacht. Das ist ganz wichtig. Es war mein Eindruck, dass es wichtig war, für die Situation zu sensibilisieren. Es ist ein Anfang geschaffen, aber auch nicht mehr. Es war auch keine Brandrede, das war äußerst ruhig. Da ging es nur um Sensibilisierung. Wir haben drei Punkte gemacht, nicht mehr und nicht weniger. Jetzt müssen wir in Augsburg nachlegen."

Die Spieler jedenfalls sind durchaus bereit für weitere Erfolgstaten. Breel Embolo gehörte erneut zu den verhaltensauffälligsten Spielern an diesem Abend. Der Zugang aus der Schweiz verdiente sich nicht nur durch seine zwei Treffer gegen Gladbach ein Fleißkärtchen. Der 19-Jährige ging äußerst engagiert an sein Tagwerk und ließ den erkälteten Klaas-Jan Huntelaar schnell vergessen. Nicht alle hatten ihm zugetraut, sich so schnell in seinem neuen Revier zu akklimatisieren. Ottmar Hitzfeld, einst Schweizer Nationaltrainer, hatte geunkt, der Wechsel vom FC Basel zum FC Schalke würde noch zu früh für die Offensivkraft kommen. Embolo wäre besser beraten gewesen, zu RB Leipzig in die Bundesliga zu wechseln. Nach nun zwei starken Auftritten im Dress der Knappen dürfte die Kritik an dem Talent sehr schnell verstummen. "Schwer war es nicht, aber es war neu für mich", sagte Embolo über den aufkommenden Gegenwind. "Ich habe das noch nie erlebt. Die Mannschaft stand hinter mir und der Trainer hat mir viel Vertrauen gegeben. Auf dem Platz sind wir eine eingeschworenen Einheit. So müssen wir weitermachen."

Nach der Länderspielpause geht es zum FC Augsburg — dem alten Arbeitgeber von Markus Weinzierl. "Wir werden weiter unseren Weg gehen", sagt er. Der Anfang ist gemacht. Immerhin.

(gic)
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