"Sind doch alle im Gefängnis" Bundesliga reagiert mit Spott auf WM-Pläne der Fifa

Frankfurt/Main · Die offensichtlich geplante Aufstockung der WM-Teilnehmer auf 40 Nationen hat in der Bundesliga für Kopfschütteln gesorgt.

Bittere Ironie und kollektives Kopfschütteln: Nachdem die Fifa mitten in ihrer tiefsten Krise tatsächlich noch mit abstrusen Mammut-WM-Plänen um die Ecke gekommen ist, haben die Macher der Fußball-Bundesliga endgültig den Glauben in den Weltverband verloren. "Wer redet denn da noch? Die sind doch alle im Gefängnis", kommentierte Horst Heldt voller Spott das Vorhaben, die Endrunden ab 2026 mit 40 Mannschaften auszutragen.

Auch Heldts möglicher Nachfolger als Manager von Schalke 04 verhöhnte die Fifa, die derzeit doch wirklich Besseres zu tun haben sollte, als sich selbst weitere Probleme zu schaffen. "Ich würde einfach alle mitspielen lassen", sagte Sportchef Christian Heidel vom FSV Mainz 05 zunächst mit beißender Ironie, um dann dem Plan auch ernsthaft eine Absage zu erteilen.

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"Ich bin kein Freund davon, weil das Turnier immer mehr ausgeweitet wird. Das ist immer noch eine Leistungsveranstaltung, an der die Besten teilnehmen sollten", äußerte Heidel: "Die 40 Besten - das hört sich komisch an. Ich kann mich noch erinnern, dass es früher 16 Teams waren."

Auch Manager Klaus Allofs vom VfL Wolfsburg hält nichts von einer Aufstockung von derzeit 32 auf 40 Teilnehmer, über die das Fifa-Exekutivkomitee am Donnerstag beraten hat. "Ich bin da konservativ. Wir sollten nicht versuchen, dass System zu verbessern", äußerte der Vize-Weltmeister von 1986.

Von einer Verbesserung kann bei den Plänen, über die das Exekutivkomitee noch nicht entschieden hat, tatsächlich nicht die Rede sein. Viel mehr sieht es eher nach einem Anreiz des Exko für die 209 Fifa-Mitgliedsländer aus. Getreu dem Motto: Wenn ihr die Reformen beim Kongress am 26. Februar absegnet, geben wir euch im Gegenzug mehr WM-Plätze.

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Foto: afp, nk/rix

Aus diesem Grund scheint es auch nicht unwahrscheinlich, dass das Exko bei seiner Sitzung am Tag vor dem Kongress in Zürich die Aufstockung beschließen wird. Interesse daran haben vor allem die Afrikaner und die Asiaten. Daraus machte Exko-Mitglied Wolfgang Niersbach keinen Hehl.

"Es war erkennbar, dass sich besonders die asiatischen und afrikanischen Vertreter dafür einsetzten", sagte Niersbach, der als Folge der WM-Affäre 2006 als Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zurückgetreten war: "Das Thema wurde zunächst zur weiteren Prüfung an die Administration gegeben."

Und geprüft werden müssen viele Dinge. Wie der Modus aussehen soll und wie lange ein solches Turnier gehen würde, sind nur zwei von zahlreichen unbeantworteten Fragen. Auch der erste Gastgeber einer solchen Mega-WM ist noch offen. Denn während über die Aufstockung das Exko alleine entscheiden kann, wird das Austragungsland erstmals durch den Kongress gewählt - und das geschieht frühestens 2017 in Kuala Lumpur.

Das Thema der Aufstockung wird sicher auch in den kommenden Wochen beim Wahlkampf der Präsidentschaftskandidaten eine wichtige Rolle spielen. Vielleicht kommt einer der Anwärter sogar auf die Idee, noch mehr als 40 zu bieten. Fest scheint momentan nur eins zu stehen: Bei den kommenden Turnieren 2018 in Russland und 2022 in Katar gehen in jedem Fall wie bisher 32 Länder an den Start.

(areh/sid)
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