Marketing-Tour der Bundesligisten Echte Liebe auf Reisen

Shanghai/Düsseldorf · Europa ist nicht mehr groß genug für viele Bundesligisten. Der FC Bayern und der BVB machen mittlerweile einen Millionenumsatz in Asien und Nordamerika. Dafür sind sie immer länger zu Werbetouren unterwegs.

 Chinesische Fans feiern den BVB.

Chinesische Fans feiern den BVB.

Foto: dpa, zyf sam sab

Vor ein paar Tagen hat Borussia Dortmund gegen ein internationales Schwergewicht die Form getestet. Die Westfalen gewannen 4:1 gegen Manchester United - in Shanghai. In Asien sind derzeit viele Top-Klubs unterwegs. China gehört zu den wichtigsten Ländern, wenn es darum geht, die Vermarktung im Ausland anzukurbeln. Hans-Joachim Watzke war hernach total entzückt von der Unterstützung der Fans. "Wenn man sieht, dass 6000 BVB-Fans in Schwarz-Gelb im Stadion waren, scheint unser Engagement zu greifen", sagt der Geschäftsführer des BVB. Er unterschlug dabei allerdings großzügig, dass der überwiegende Teil der anderen 54.000 Zuschauer in dem Rot von United gekleidet war. Die Kräfteverhältnisse zwischen der Premier League und der Bundesliga spiegelt das ganz gut. Sportlich können die Klubs hierzulande durchaus mithalten, in Sachen Vermarktung sind die Engländer enteilt.

In Deutschland war man lange sehr zufrieden mit dem eigenen Markt. Das Interesse, sich einem breiteren Publikum vorzustellen, war jedenfalls nicht besonders ausgeprägt. Bis vor drei Jahren fuhr überhaupt kein Team aus der Bundesliga in ein Trainingslager außerhalb Europas. Der FC Bayern München war 2014 die erste Mannschaft, die den Sprung in die USA wagte. Mittlerweile unterhält der deutsche Rekordmeister sogar ein eigenes Büro in New York und tourt in dieser Woche wieder durch die Staaten.

Im vergangenen Jahr waren es in München und Dortmund zwei Klubs, in diesem Jahr sind es schon vier - neben Bayern und Dortmund noch Mainz (USA) und Schalke (China). Die Deutsche Fußball Liga fördert solche Touren finanziell in durchaus erheblichem Umfang. Je nach Abschneiden in der abgelaufenen Saison sind bis zu 300.000 Euro an Zuschuss drin. In anderen Ländern ist man seit jeher vermarktungstechnisch deutlich offensiver unterwegs. In diesem Sommer zum Beispiel sind gleich 19 Premier-League-Klubs auf Werbetour, 13 davon in Übersee. Nur Aufsteiger Middlesbrough ist zur Vorbereitung auf der Insel geblieben.

Die deutschen Klubs haben lange vor allem über die Nachteile gestöhnt. Reisestrapazen, Zeitverschiebung, Klimaveränderung und die verlorene Vorbereitungszeit waren für sie stets gute Argumente, sich eher gegen die Eroberung von neuen Märkten auf fremden Kontinenten zu entscheiden. Die kleineren Klubs haben sich nicht so viele Chancen ausgerechnet, in anderen Ländern Fuß zu fassen. Doch das Beispiel Mainz zeigt, dass auch da langsam ein Umdenken einsetzt.

"Man merkt natürlich, dass wir nicht Bayern München sind und um unsere Termine herum kein Verkehrschaos entsteht. Aber das war jetzt mal ein Anfang für uns, auf dem wir aufbauen können", wird Mainz-Trainer Martin Schmidt in der "Welt" zitiert.

Der FC Bayern beschäftigt einen Vorstand für Internationalisierung und Strategie. Jörg Wacker, der vorher für einen Wettanbieter arbeitete, hat nach dem US-Markt nun auch wie Konkurrent Borussia Dortmund Asien im Blick. Die Westfalen haben in Shanghai bereits eine Dependance eröffnet, im September ziehen die Münchner nach. Schließlich wollen sie sich kein gutes Geschäft entgehen lassen. Der BVB hofft, derweil im nächsten Jahr rund 30 Millionen Euro in China umsetzen zu können. Schon bald, bekräftigte Watzke im Interview mit der "Bild am Sonntag", will der Klub zehn Prozent des Umsatzes im asiatischen Raum erzielen. Und das soll erst der Anfang sein.

(gic)
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