BVB und Co. verlieren ihre Stars Ausverkauf bei den Bayern-Verfolgern

Anstatt mit hoher Qualität die Lücke zu Bayern München zu schließen, haben die Verfolger des Serienmeisters in der Bundesliga derzeit mit dem Verlust ihrer Leistungsträger zu kämpfen.

Henrich Mchitarjan ist nur einer von mehreren Leistungsträgern, die der BVB ersetzen muss.

Henrich Mchitarjan ist nur einer von mehreren Leistungsträgern, die der BVB ersetzen muss.

Foto: dpa, frg kno lof

Die Stars zieht es in die Ferne, die Trainer sind zum Neuanfang gezwungen, und der Rückstand auf den Branchen-Primus wächst: Die Verfolger von Rekordmeister Bayern München haben derzeit mit großen Qualitätsverlusten zu kämpfen und machen für die neue Saison der Bundesliga nur wenig Hoffnung auf ein spannendes Titelrennen.

Bei Vizemeister Borussia Dortmund haben sich bereits die Leitfiguren Mats Hummels, Ilkay Gündogan und Henrich Mchitarjan bereits verabschiedet und damit vorerst kaum zu schließende Lücken gerissen. Bayer Leverkusen bangt nach wie vor um seine Top-Stars Chicharito und Ömer Toprak, die sich noch nicht klar zu ihrer Zukunft geäußert haben.

Bei Champions-League-Viertelfinalist VfL Wolfsburg droht sicher nicht zuletzt wegen der verspielten Europacup-Qualifikation sogar der Ausverkauf. Derzeit das gefragteste Objekt der Begierde im "Wolfsrudel" ist Weltmeister Julian Draxler. Der Ex-Schalker, der im EM-Achtelfinale gegen die Slowakei (3:0) einmal mehr sein besonderes Können aufblitzen ließ, soll in England beim FC Arsenal und FC Liverpool auf dem Wunschzettel stehen. Laut Medienberichten sind die Klubs bereit, bis zu 60 Millionen Euro Ablöse zu zahlen. Manager Klaus Allofs hatte zuvor schon eingeräumt, dass Wolfsburg nicht das Ende von Draxlers fußballerischen Träumen sei.

Vor dem Abschluss steht bereits der Wechsel von Wolfsburgs André Schürrle zu Borussia Dortmund. Der 55-malige Nationalspieler teilte den "Wölfen" mit, dass er gehen wolle. Auch Luiz Gustavo, Ricardo Rodriguez und Vieirinha sollen sich mit Abwanderungsgedanken tragen, alle werden - wie auch Draxler - von Berater Roger Wittmann betreut. Allofs traf sich am Dienstag mit Wittmann und sagte der "Bild": "Klar, dass wir eine Menge zu bereden haben."

Ebenfalls auf dem Sprung ist Stürmer Max Kruse. "Max ist freigestellt worden, klopft eine Transfergeschichte ab", sagte Wolfsburgs Trainer Dieter Hecking am Mittwoch zu Sky Sport News HD.

Aderlass beim BVB

Den größten Aderlass jedoch hat bislang Dortmund zu verkraften. Weltmeister Hummels (zu Bayern München), Nationalspieler Gündogan (Manchester City) und Torjäger Mchitarjan (Manchester United bildeten zuletzt eine lebenswichtige Achse für die Westfalen. "Wir werden keinen dieser Spieler eins zu eins ersetzen", machte BVB-Trainer Thomas Tuchel die zu erwartenden Auswirkungen der Transfers klar.

Tuchel musste auch eingestehen, dass sein Team vor einem Neuanfang stehe. "Wir gehen den Weg mit jungen, ausländischen Spieler. Es ist ein riskanter Weg", sagte der Coach und schloss sogar eine Veränderung der Dortmunder Spielphilosophie nicht aus. Auch das kostet Zeit. Verpflichtet wurden bislang Marc Bartra (FC Barcelona), Sebastian Rode (Bayern München), Emre Mor (FC Nordsjaelland), Ousmane Dembélé (Stade Rennes), Mikel Merino (CA Osasuna) und der frischgekürte Europameister Raphaël Guerreiro (FC Lorient).

Auch Leverkusen muss einen großen Einschnitt fürchten. Noch immer ist nicht klar, ob Chicharito und Ömer Toprak bleiben. Beide gehörten in der vergangenen Saison zu den absoluten Leistungsträger, insbesondere in der Champions League. "Ich kann nicht sagen, dass er zu 100 Prozent bleibt. Aber ich hoffe es natürlich", sagte Trainer Roger Schmidt über Abwehrchef Toprak. Um Chicharito gibt es seit der Winterpause Wechselgerüchte, der Mexikaner hat beim Werksklub noch Vertrag bis 2018.

Borussia Mönchengladbach gab mit Granit Xhaka (zu Arsenal/45 Millionen Euro) ebenfalls seinen Top-Spieler ab, ersetzte ihn mit Weltmeister Christoph Kramer. Schalke 04 steht derzeit noch relativ gut da. Im Schweizer EM-Teilnehmer Breel Embolo haben Sportvorstand Christian Heidel und Trainer Markus Weinzierl ein heiß umworbenes Talent eingefangen. Sollten die Königsblauen zudem Nationspieler Leroy Sané noch halten können, dürften sich die Gelsenkirchener deutlich verbessern. An den Bayern wird aber auch der Altmeister nicht vorbeiziehen.

Für wenig Schrecken sorgte bislang auch der hoch eingeschätzte Neuling RB Leipzig. Dank Klub-Eigner und Milliardär Dietrich Mateschitz wurde zwar schon munter investiert, doch die Neuzugänge Naby Keita (Red Bull Salzburg/15 Millionen Euro) und Timo Werner (VfB Stuttgart/10 Mio. Euro) sind eher Spieler für die Zukunft. Im ersten Bundesliga-Jahr werden die Sachsen mit ihrem bisherigen Kader jedenfalls auch noch keine Bäume ausreißen.

(sid)
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