Unentschieden im Spitzenspiel Bayern kann mit dem 0:0 in Dortmund besser leben

Dortmund · Bayern München hat die deutsche Meisterschaft nicht beim 1:2 gegen Mainz verloren. Die Bayern haben sie beim 0:0 im ehemaligen Westfalenstadion auch nicht gewonnen. Sie sind durch das torlose Unentschieden bei Borussia Dortmund allerdings der Titelverteidigung ein Stück näher gekommen, weil sie sich den einzigen Verfolger vom Hals gehalten haben.

FC Bayern München: Pep Guardiola nimmt sich Joshua Kimmich zur Brust
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Guardiola nimmt sich Kimmich zur Brust

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Foto: dpa, hpl wst sam ase

Zu großem Triumphgeheul verleitete das die Spieler nicht. "Natürlich wäre ich zufrieden, wenn der Fünf-Punkte-Vorsprung bis zum Ende hält, aber wir stehen weiterhin unter Druck", sagte Thomas Müller, "mit dieser Einstellung müssen wir in die nächsten Spiele gehen."

Beide Mannschaften gingen ein irrwitziges Tempo

Auch wenn keine Tore fielen, kam das Publikum in Dortmund auf seine Kosten. Beide Mannschaften gingen ein irrwitziges Tempo, beide hatten Chancen. Und die Begegnung unterstrich die Ausnahmestellung beider Teams in der Bundesliga.

Sie bewies jedoch auch den kleinen Vorteil für die Bayern. Der Meister hat die höhere fußballerische Qualität, und er hatte ein Plus an Torgelegenheiten. Kapitän Philipp Lahm urteilte trotzdem: "Es war ein gerechtes Unentschieden." Er sagte das, weil die Münchner mit der Punkteteilung besser leben können.

Die stärksten Münchner waren die beiden zentralen Mittelfeldspieler Xabi Alonso und Arturo Vidal, die zuvor nicht gerade von Kritik verschont worden waren. Sie sortierten die Aktionen der Gäste, und Vidal wuchs mit zunehmender Spieldauer in die Rolle der herausragenden offensiven Figur. Er hätte seine Vorstellung krönen können, aber der Dortmunder Torhüter Roman Bürki lenkte seinen Schuss an die Latte.

Der BVB enttäuschte keineswegs. Sein Trainer Thomas Tuchel hatte eine Fünferkette in der Abwehr aufgestellt, um die Außenstürmer der Bayern zu bremsen und im Ballbesitz selbst schnell über die Außenpositionen zu kommen. Das war ein wirksames Mittel, solange die Kräfte hielten. Als die ballsicheren Bayern das Kommando übernahmen, waren die Dortmunder in der Abwehr gebunden, es gab kaum noch Entlastung.

Selbst die langen Pässe auf den Sprinter Pierre-Emerick Aubameyang, die im ersten Durchgang die größten Gefahrmomente vor dem Münchner Tor heraufbeschworen hatten, brachten die Bayern nicht mehr in Unruhe. Das lag auch an einer erstaunlichen Vorstellung von Joshua Kimmich in der Bayern-Abwehr.

Der 21-Jährige, ausgebildet als Mittelfeldspieler, trat als Verteidiger mit der Ruhe eines Routiniers und der Ballsicherheit eines ganz Großen auf. "Glückwunsch an Manager Michael Reschke für diese Verpflichtung", sagte sein Trainer Pep Guardiola. Kimmich entspricht genau seinen Vorstellungen von einem Abwehrspieler. "Wir brauchen gute Verteidigung und guten Aufbau", erklärte der Coach. Kimmich lieferte beides.

Dietmar Hamann, ehemaliger Bayern-Spieler und mittlerweile Mitglied der Expertenrunde des Privatsenders Sky, sieht Kimmichs Weg noch lange nicht am Ende. "Ich könnte mir vorstellen, dass er auf den Zug zur EM springt", sagte er. Das können seit dem Abend in Dortmund wieder ein paar Fußballfreunde mehr.

Es war ohnehin ein Abend für Genießer, dessen Ergebnis auch Dortmunds Trainer Thomas Tuchel wahrlich nicht bedauern mochte. "Wir müssen uns davor bewahren, dieses Ergebnis als Enttäuschung zu verstehen", stellte er fest, "ich bin überzeugt, dass wir weiter unseren Weg gehen." In die Nähe der Bayern hat er bereits geführt. Das darf Fußball-Deutschland Hoffnung machen.

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