Firmino war nur der Anfang England attackiert die Bundesliga

Düsseldorf · Der Rekordtransfer von Roberto Firmino auf die Insel zeigt, dass die Bundesliga bei den Finanzen nicht mit der milliardenschweren Premier League mithalten kann.

Das ist Roberto Firmino
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Rekordablöse für Roberto Firmino, Millionensummen für Durchschnittskicker — der englische Angriff auf die Bundesliga hat bereits ein Jahr früher als erwartet begonnen: Obwohl die Premier League erst ab der übernächsten Saison Milliarden aus ihrem neuen TV-Vertrag scheffelt, droht Deutschland schon jetzt der Insel-Exodus.

"Es war klar, dass die englischen Vereine nach dem neuen TV-Deal ganz andere Möglichkeiten haben. Man muss nur auf die Geld-Tabellen schauen. Da bekommt ja der Letzte auf der Insel noch mehr Kohle als die Bayern", sagte Sportdirektor Rudi Völler von Bayer Leverkusen der "Bild".

Sein Kollege Christian Heidel vom FSV Mainz 05 hatte es zuletzt schon auf den Punkt gebracht: "Wenn die Engländer einsteigen, wird das automatisch heißen, dass wir das Portemonnaie zulassen können."

Hintergrund ist der TV-Vertrag, den die Premier League im Februar abgeschlossen haben. Von 2016 bis 2019 kassieren die Insel-Klubs knapp 3,2 Milliarden Euro pro Saison (insgesamt 9,5 Milliarden). Zum Vergleich: Die Deutsche Fußball Liga (DFL) plant für die Spielzeit 2016/17 mit Einnahmen in Höhe von 835 Millionen Euro.

Die DFL-Spitze hat bereits ausgeschlossen, dass die Bundesliga jemals in englische Sphären vordringen wird. "An diesen Zahlen dürfen wir uns nicht orientieren — wir dürfen sie aber auch nicht ignorieren", sagte DFL-Boss Christian Seifert: "Durch jedes noch so gewagte Manöver kommen wir nicht in englische Bereiche."

Seifert hat die Entwicklung bereits vor Wochen prophezeit. "Tatsache ist, dass englische Mittelfeldklubs in der Lage sein werden, dasselbe oder sogar mehr Gehalt zu zahlen als deutsche Klubs heute ihren Spitzenspielern bezahlen, von eher durchschnittlichen Spielern ganz abgesehen", sagte der DFL-Geschäftsführer. Es sei deshalb nicht aus der Luft gegriffen, wenn man befürchte, "dass sich die mit Abstand reichste Liga der Welt in der Bundesliga bedienen könnte".

Für die deutschen Vereine, die vom englischen TV-Deal durch die hohen Ablösesummen indirekt auch profitieren, geht es nun um Schadensbegrenzung — die finanzielle Lücke soll nicht noch größer werden. Mit Blick auf den neuen TV-Vertrag, der im Frühjahr 2016 abgeschlossen werden soll, wird über einschneidende Veränderungen diskutiert.

"Es gibt Möglichkeiten und Hebel"

"Es gibt Möglichkeiten und Hebel, die finanzielle Situation zu verbessern. Ob das nun mit einem Montagsspiel, mit 12-Uhr-Anstoßzeiten oder der Verlegung der Sportschau geschieht, muss offen diskutiert werden", sagte Sportchef Klaus Allofs vom DFB-Pokalsieger VfL Wolfsburg.

Auch Seifert hat bereits in dasselbe Horn gestoßen — obwohl das bundesweite Fan-Bündnis "ProFans" den DFL-Boss in einem offenen Brief aufgefordert hat, die Anstoßzeiten nicht noch breiter zu fächern.

"Wir befinden uns in einem Verdrängungswettbewerb der Ligen", sagte Seifert: "Von daher benötigen wir eine ehrliche Diskussion in der Liga: Sind wir mit Blick auf den neuen TV-Vertrag bereit, notfalls auch unpopuläre Maßnahmen zu ergreifen, um weiter die besten Spieler der Welt in der Bundesliga zu halten?"

Panik hat die Klubverantwortlichen aber trotz der englischen Milliarden noch nicht befallen. "Ich glaube nicht, dass wir in Angst vor dem neuen englischen Vertrag erstarren müssen", sagte Allofs: "Die Bundesliga ist immer einen anderen Weg gegangen als die Premier League - und so wird es auch bleiben."

Mehrheitseigner Dietmar Hopp von 1899 Hoffenheim, dessen Klub 41 Millionen Euro für Firmino kassiert, sieht es ähnlich. "Noch ist der deutsche Fußball Weltmeister, noch ist er in der Champions League mehr als gut vertreten", sagte der Milliardär: "England kann nicht alle Fußballer dieser Welt beschäftigen. Deutschland war bei der Bezahlung schon immer hinter England - aber trotzdem immer konkurrenzfähig."

(sid)
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