Die Lage der Liga Frankfurt ist das neue Gladbach

Meinung | Düsseldorf · Mit wachsendem Erfolg wachsen auch die Ansprüche. Und denen läuft Borussia Mönchengladbach derzeit hinterher. Andere Mannschaften übernehmen die Rolle des Emporkömmlings.

Eintracht Frankfurt - 1. FC Köln: die Bilder des Spiels
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Frankfurt - Köln: die Bilder des Spiels

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Wer wissen will, wie schnell sich die Zeiten ändern im Fußball, der muss nur mal sechs Jahre zurückblättern. Nach zehn Bundesliga-Spieltagen der Saison 2010/11 lag Borussia Mönchengladbach auf dem letzten Platz, sechs Pünktchen hatte der einstige Meister. Die zweite Liga war mal wieder sehr nah. Für zwölf Punkte nach zehn Spielen hätten sich die Gladbacher damals gegenseitig krachend auf die Schultern gehauen und erste Autokorsos durch den Stadtteil Eicken gestartet.

Im Herbst 2016 hat die Borussia zwölf Punkte nach zehn Spielen, aber von guter Laune ist nichts zu erkennen. Denn die Ansprüche sind nun andere. Der Dauer-Abstiegskandidat des beginnenden Jahrhunderts ist in die Liga der Europacup-Mannschaften aufgestiegen — mit unternehmerischem Geschick und vielen richtigen Entscheidungen.

Die Erfolge nähren Ansprüche. Das ist selbstverständlich. Ganz sicher laufen die Gladbacher nun ein erhebliches Stück hinter den eigenen Ansprüchen her. Sie lernen gerade, dass auch richtige Entscheidungen keinen Erfolg garantieren. Die positive Überraschung der vergangenen Spielzeiten steckt in einer Findungskrise.

Andere übernehmen die Mönchengladbacher Rolle des Emporkömmlings im oberen Drittel mit guten Aussichten auf eine längere Verweildauer. Hoffenheim mit seinem erstaunlichen Trainer Julian Nagelsmann, der ein einstweilen früheres Kellerkind richtig Fußball spielen lässt; Leipzig, Berlin, Frankfurt, Köln.

Die vielleicht größte Überraschung ist Eintracht Frankfurt. Auf die alten Tage entdeckt die Eintracht die Tugend der Beständigkeit. Trainer Niko Kovac ist es in kurzer Zeit gelungen, aus einem buchstäblich zusammengewürfelten Haufen ein echtes Team zu formen, in dem jeder weiß, was er tun muss. Und er hat es offenbar auch verstanden, das chronisch unruhige Umfeld des Klubs deutlich zu entspannen. Beides sind echte Kunststücke und aller Ehren wert. Übrigens: Am Ende der Saison 2010/11 rettete sich Gladbach in der Relegation, Frankfurt stieg ab. Auch das zum Thema: So schnell kann's gehen.

(RP)
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