Die zehn Hingucker des Spieltags Dreifacher Meier, nervige Darmstädter und armer Stranzl

Düsseldorf · Alexander Meier und Martin Stranzl haben am 4. Spieltag gezeigt, wie breit das Erfolgsspektrum bei einem Comeback ist. Während der Frankfurter beim 6:2 seiner Mannschaft dreimal traf, erlebte der Gladbacher den Abpffif beim 0:3 seiner Mannschaft schwer benommen im Krankenhaus.

Alex Meier mit Dreierpack beim Comeback gegen den 1. FC Köln
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Alex Meier mit Dreierpack beim Comeback

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Foto: afp, apr

Drei umjubelte Tore waren für Armin dann doch genug, einen zusätzlichen Sonderapplaus wollte der Trainer des Fußball-Bundesligisten Eintracht Frankfurt seinem Goalgetter Alexander Meier mit einer verfrühten Auswechslung nicht bescheren. "Er braucht ja die Spiele, um fit zu werden", sagte Veh: "Wenn er spielt und es geht noch, dann ist es nicht so wichtig, dass er ausgewechselt wird und er sich feiern lassen kann. Dann ist es wichtiger, dass er durchspielt."

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Fünf Monate hatte Meier nach einer Knie-OP pausiert, aber schon ein Spiel genügte, um zu beweisen, dass er als Torschützenkönig weiter DIE Waffe der Frankfurter ist. Beim 6:2-Triumph über den 1. FC Köln erzielte Meier drei Treffer — "unnormal" bezeichnete Veh danach die Vorstellung des 32-Jährigen, für den die Gala selbst ebenfalls alles andere als alltäglich war. "Das war etwas Besonderes. Damit hat keiner gerechnet", sagte Meier.

Seit 23 Jahren werden die Bundesliga-Daten professionell erfasst, der Chaostag von Hannovers Innenverteidiger Felipe bei der 2:4 (1:2)-Heimniederlage der Niedersachsen gegen Tabellenführer Borussia Dortmund ist zumindest seither auf jeden Fall beispiellos. Gleich an drei der vier Gegentore war der wuschelköpfige Brasilianer ziemlich tollpatschig beteiligt. Als einer der ersten verschwand Felipe nach dem Schlusspfiff in der Kabine.

Der 28-Jährige verursachte in der 35. Minute einen Foulelfmeter, sein Handspiel in der 85. Minute hatte einen weiteren Strafstoß zur Folge. Und dazwischen grätschte der Abwehrspieler in der 67. Minute eine Hereingabe ins eigene Tor. Verständlicherweise war der Südamerikaner nach der für ihn völlig verkorksten Partie für niemanden zu sprechen.

Auf dem Feld hatte Knut Kircher die aufgebrachten Augsburger noch zu beruhigen und überzeugen versucht - kurz darauf konnte er sich in der Kabine bei Trainer Markus Weinzierl und Manager Stefan Reuter nur noch entschuldigen. "Wir sind als Schiedsrichter Menschen und machen Fehler", sagte der einstige Fifa-Referee in bemerkenswerter Offenheit. "Wenn man das im Nachhinein so sieht und wahrnimmt, bricht einem kein Zacken aus der Krone, Sorry zu sagen."

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Mal wieder stand ein Unparteiischer in der Fußball-Bundesliga im Fokus, und wieder erhitzte ein falscher Pfiff die Gemüter. Dass sich der Schiedsrichter danach hinstellt, und nach Studium der TV-Bilder ein klares Mea Culpa formuliert, ist nicht Alltag. "Da muss man auch mal den Mumm haben zu sagen: So, jetzt ist es so." Dabei hatte Kircher selbst die Szene gar nicht gesehen, sondern sich auf seinen Assistenten Robert Kempter verlassen.

Augsburgs Trainer Weinzierl war davon kaum zu beruhigen. Er forderte sogar, dass Linienrichter Kempter in nächster Zeit nicht mehr bei Spielen seiner Mannschaft eingesetzt werde. Ansonsten sage er lieber nichts über seine Gefühle, meinte der FCA-Coach, "sonst werde ich auch noch persönlich bestraft, die Mannschaft ist schon genug gestraft worden. Das war eine katastrophale Entscheidung, wir sind beschissen worden", schimpfte Weinzierl über die Szene des Spiels. Ganz so neutral schilderte er aber nicht, wie er die Szene gesehen hatte. "Da weißt du nicht, ob du lachen oder weinen sollst", meinte Weinzierl. "Da will der Linienrichter auch mal wichtig werden. Du reißt dir den Arsch auf, das ist wirklich sehr bitter."

Tony Jantschke ist bei Borussia Mönchengladbach für viele Qualitäten bekannt: Der 25-Jährige kann hinten rechts spielen, in der Innenverteidigung und — wenn wie am Freitag Bedarf herrscht — auch auf der Sechser-Position auflaufen. Doch das ging diesmal völlig schief. In der 11. Minute brachte Jantschke das Unheil mit einem verunglückten Abspiel auf den Weg, das die Bezeichnung "tödlicher Pass" rechtfertigte. Pierre-Michel Lasogga hatte nicht einmal Zeit, sich zu bedanken, sondern umkurvte Torwart Yann Sommer und schob den Ball zum 0:1 für den Hamburger SV ins Tor.

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Hätten Sie gewusst, was der Orbitaboden ist? Martin Stranzl erfuhr es am Freitag auf schmerzhafte Art und Weise. Bei einem Zusammenprall mit Mitspieler Havard Nordtveit erlitt der Österreicher einen Bruch der Augenhöhle. Der alternative Name "Blow-out-Fraktur" deutet an, warum Stranzl völlig benommen liegen blieb, in stabiler Seitenlage in den Rettungswagen getragen und noch in der Nacht nach dem Spiel operiert wurde. Jetzt fehlt er der Borussia sechs bis acht Wochen — sein Comeback nach fast einem halben Jahr dauerte nur eine gute Stunde.

Der jüngste Coup der Mauerkünstler versetzte Marco Sailer in Hochstimmung. Mit diebischer Freude beschrieb der Darmstädter Angreifer die vergeblichen Versuche von Bayer Leverkusen, die unerwartete 0:1-Niederlage in stürmischen Schlussminuten doch noch abzuwenden: "Es macht Spaß, wenn der Gegner die Nerven verliert und ihm nichts mehr einfällt." Nicht minder euphorisch kommentierte Mittelfeldspieler Peter Niemeyer die kluge Taktik des Aufsteigers beim ersten Bundesliga-Sieg seit gut 33 Jahren: "Es war doch klar, dass wir am Ende mit Mann und Maus verteidigen. Wir haben hier gegen eine Millionen-Truppe gespielt."

Vom Notnagel zur Stammkraft: Dass er sich bei Borussia Dortmund als rechter Außenverteidiger zur festen Größe entwickeln könnte, hätte sich Matthias Ginter noch vor zwei Monaten nicht vorstellen können. "Ich habe mit dem Trainer während der Vorbereitung darüber gesprochen, und wir haben es ausprobiert. Es ist etwas total Neues und macht Riesenspaß", sagte der Ex-Freiburger nach dem 4:2-Sieg des Tabellenführers bei Hannover 96.

Weniger Vergnügen bereitete den Niedersachsen der starke Auftritt des 21-Jährigen. Ginter bereitete zwei Tore vor und ließ die Gastgeber auf deren linken Angriffsseite überhaupt nicht zum Zuge kommen. Trainer Thomas Tuchel: "Matthias fühlt sich da richtig wohl. Er löst seine Aufgaben dort mit großer Ruhe und Beharrlichkeit." Ansprüche Richtung Nationalmannschaft stellt Ginter allerdings (noch) nicht: "Da bin ich der falsche Ansprechpartner." Bei Bundestrainer Joachim Löw hatte zuletzt Emre Can vom FC Liverpool auf dieser Position nur bedingt überzeugen können.

82 Minuten lang war Werder Bremen nicht hungrig und verzichtete auf die "Pizza"-Lieferung. Dann feierte Claudio Pizarro in der Sinsheimer Arena beim Stand von 1:1 doch noch sein Comeback. Der Joker schien wirkungslos zu bleiben, die Nachspielzeit war bereits angebrochen, als ein langer Ball den Peruaner erreichte. Der hätte durchaus abziehen können, zog aber nach innen. Das Dribbling geriet etwas holprig, aber Pizarro blieb am Ball — und sah links neben sich Sturmkollege Anthony Ujah. Der Ex-Kölner blieb eiskalt und spitzelte den Ball zum vielumjubelten Siegtreffer über die Linie. Am 3:1 durch Zlatko Junuzovic war Pizarro dann aber unbeteiligt.

Ein Rekord in der vierten Minute: Klaas-Jan Huntelaar hat im Spiel gegen den FSV Mainz 05 seinen vierten Bundesliga-Elfmeter in Folge verschossen. Das hatten vor dem Schalker nur Nuri Sahin, Marko Pantelic, Bruno Labbadia und Harry Decheiver hinbekommen. Doch wann immer Huntelaar verschießt, ist das meistens kein Fluch für S04. Dafür sorgte er in der 61. Minute höchstpersönlich mit dem Treffer zum 2:1. Damit sind die Schalke in sechs der sieben Bundesliga-Spiele, in denen der Niederländer einen Elfmeter vergab, als Sieger vom Platz gegangen.

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