TV-Geld-Gipfel DFL setzt sich gegen Bayern durch

Düsseldorf/Frankfurt · Die Deutsche Fußball Liga steht zur Zentralvermarktung der TV-Rechte. Auch der FC Bayern fügt sich dem Votum der 36 Profivereine. Er hatte vorher laut über eine Einzelvermarktung nachgedacht.

Karl-Heinz Rummenigge: Stürmer-Star, Legionär, Bayern-Boss
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Das ist Karl-Heinz Rummenigge

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Foto: dpa/Matthias Balk

Dem FC Bayern München geht's gut. Sehr gut sogar. Rund eine halbe Milliarde Euro setzte der Fußball-Rekordmeister vergangene Saison um, das Abo auf den Meistertitel hat er um ein weiteres Spieljahr verlängern können. Dem FC Bayern München geht's aber offenbar nicht gut genug. Das hat sein Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge bei der Mitgliederversammlung verraten. Mit düsterer Miene blickte er auf die Einnahmen aus der TV-Vermarktung. Sie lagen vergangenes Jahr bei 58 Millionen Euro.

Für Rummenigge zu wenig, um auf Dauer international konkurrenzfähig zu sein. Deshalb drohte er vor der Sitzung der Deutschen Fußball Liga, der Vertretung aller 36 Profiklubs, in Frankfurt. Weil in Deutschland die TV-Rechte zentral durch die DFL vermarktet und nach Leistung verteilt werden, müsse die Interessenvertretung der Vereine für den nächsten TV-Vertrag deutlich mehr Geld herausschlagen, sagte Rummenigge. Andernfalls werde der größte Verein sich selbst vermarkten. Diese Einzelvermarktung könnte ihm bis zu 200 Millionen Euro im Jahr bescheren. Die Lücke zu den Mitbewerbern wäre mehr als nur geschlossen.

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Vorerst bleibt das ein Drohszenario. Denn der FC Bayern ist nach der Sitzung der DFL nicht aus der Zentralvermarktung ausgestiegen. Von brummigen Bayern war ebensowenig die Rede wie von der Rebellion des FC St. Pauli. Dessen Geschäftsführer Andreas Rettig hatte im Interesse der Klub-Klientel einen kleinen Aufstand der Entrechteten angeführt.

Er forderte, alle Klubs von der Zentralvermarktung auszuschließen, die sich zu mehr als der Hälfte im Besitz eines Konzerns oder Mäzens befinden. Dazu gehören Rettigs Heimatklub Bayer Leverkusen und VfL Wolfsburg, die TSG Hoffenheim und bald auch Hannover 96.

Rettig erhielt für seinen Vorstoß Beifall von den kampfeslustigen Fans am Millerntor, die sich immer noch als Außenposten des wahren Fußballs im Kommerztheater der Neuzeit betrachten. Das reichte ihm aber wohl schon. Nachdem ihm die Kollegen unter den Spitzenmanagern der Klubs vor der Versammlung noch einmal die Sachlage erklärt hatten, zog der FC St. Pauli einen offiziellen Antrag zurück.

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Damit war die zweite drohende Palastrevolution erst einmal vom Tisch. "Die Versammlung hat sich etwas anders als erwartet abgespielt", sagte Reinhard Rauball, zurzeit Liga- und DFB-Präsident in einer Person.

Christian Seifert, als Geschäftsführer der DFL der starke Mann in der Organisation, erteilte den Münchner Plänen eine Absage. "Wir werden künftig gut mit einer Zentralvermarktung fahren", sagte er, "es gibt gute Gründe dafür." Dennoch machte er den Bayern Hoffnung auf eine deutlich höhere Summe aus dem neuen TV-Vertrag.

"Über die Verteilung muss natürlich diskutiert werden", erklärte Seifert, "aber erst dann, wenn man weiß, was es zu verteilen gibt." Die DFL strebt in einem neuen Vertrag ab der Saison 2017/18 eine Steigerung des Gesamterlöses von 850 Millionen auf rund eine Milliarde Euro an. Das würde dem stärksten DFL-Mitglied, das die Bayern sind, höhere Einnahmen garantieren.

Im Vergleich zu dem, was vor allem die englischen Klubs auf dem TV-Rechtemarkt einsacken, bleibt das allerdings im Bereich von Kleingeld. Die englische Premier League wird ab der Spielzeit 2016/17 bereits über drei Milliarden Euro aus den TV-Rechten an ihre Klubs ausschütten können. Der Wettbewerbsvorteil der Engländer wird damit noch einmal größer. "Diese Differenz", hatte Rummenigge der "Sportbild" gesagt, "ist auch durch noch so kreatives und kluges Handeln nicht auszugleichen."

Grund für die Überlegenheit der Briten sind die Einnahmen aus dem TV-Auslandsgeschäft. Die Bundesliga musste sich vergangenes Jahr mit vergleichsweise schäbigen 75 Millionen Euro bescheiden, die Engländer machten eine runde Milliarde. Auch deshalb schickt die DFL ihre Teams im Sommer und Winter auf Werbetourneen in die USA und nach Asien. Die Bayern und Borussia Dortmund unterhalten eigene Niederlassungen. Und DFL-Chef Seifert wiederholt Jahr um Jahr: "Da sind noch Steigerungen drin."

Ob die den Bayern auf Dauer ausreichend erscheinen, ist eine ganz andere Frage. Rummenigge hat sie mit seiner Drohung zumindest im Ansatz beantwortet. Noch steht sein Klub jedoch zum Solidaritätsprinzip der Zentralvermarktung. Auch die vermeintlichen Rebellen von St. Pauli scheren da nicht mehr aus. Rettig wunderte sich über "den Eindruck, die Zentralvermarktung steht auf dem Prüfstand und die Solidarität infrage. Unsere Intention war nie, dass die 2. Liga einen Verteilungskampf einläutet". Das übernehmen dann vielleicht doch noch mal die Bayern.

(pet)
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