Kolumne: Gegenpressing Fehlt nur noch Bundesliga-Fußball an Weihnachten

Die Liga plant jetzt konkret Erstligaspiele am Sonntagmittag und am Montagabend. Das Vorhaben ist ein Zückerchen fürs Pay-TV – und ein Ärgernis für Fans.

Die DFL plant Montagsspiele in der Bundesliga.

Die DFL plant Montagsspiele in der Bundesliga.

Foto: dpa

Die Liga plant jetzt konkret Erstligaspiele am Sonntagmittag und am Montagabend. Das Vorhaben ist ein Zückerchen fürs Pay-TV — und ein Ärgernis für Fans.

Die Fußball-Bundesliga brummt. Sie brummt immer lauter, eilt von Umsatzrekord zu Umsatzrekord - und ist doch noch nicht zufrieden. Denn in Englands brummt's noch lauter. Dort verdienen sich die Klubs noch dumm und dämlicher, weil die Premier League die Fernsehrechte noch teurer verkauft. Der Letzte in England bekommt mehr TV-Geld als der Erste in Deutschland.

Als emsige und überaus erfolgreiche Interessenvertreterin der Klubs ist es Aufgabe der Deutschen Fußball-Liga (DFL), gegen diesen vermeintlichen Missstand vorzugehen. Eine Gelegenheit dazu bietet sich mit dem neuen Fernsehvertrag, der in zwei Jahren in Kraft tritt. Wenn das Pay-TV mehr zahlen soll, muss die DFL den Sendern mehr bieten: zum Beispiel mehr Spieltermine, so dass weniger Spiele gleichzeitig stattfinden. Überlegungen in diese Richtung gibt es schon eine ganz Weile.

Jetzt liegt das konkrete Vorhaben auf dem Tisch, wie das Magazin "Sponsors" berichtet. Demnach würden maximal zehn Spiele pro Saison vom Samstagnachmittag verlegt. Fünf dieser Partien sollen am Montagabend um 20.15 Uhr stattfinden, die anderen fünf Spiele am Sonntagmittag um 13.30 Uhr. Leverkusens Sportchef Rudi Völler hat den Montagtermin ja schon mal ganz richtig als "Zückerchen fürs Pay-TV" bezeichnet.

Zehn Spiele pro Saison - das klingt nicht viel. Es ist aber eine weitere Abkehr vom traditionsreichen und für die Marke Bundesliga charakteristischen Termin samstags um 15.30 Uhr. Schon jetzt gibt es ja das Freitagabend-, Samstagabend-, das Sonntagnachmittag- und das Sonntagabendspiel. Und die ganze Woche ist mit Zweitliga-, Europa League- und Champions League-Partien durchgepflastert. Noch ist es nicht so weit, dass die Bundesliga dem Beispiel Englands folgt und den zweiten Weihnachtstag als Termin entdeckt. Die Tendenz geht aber genau in diese Richtung. Immer Fußball, Fußball, Fußball.

Die Belange der Fans, für die der Rückweg nach einem Montagabendspiel besonders beschwerlich sein kann, der Respekt vor dem früher mal dem Amateur- und Jugendfußball vorbehaltenen Sonntag, die Interessen anderer Sportarten, die sich Gehör verschaffen wollen - all das spielt keine Rolle, wenn es im großen Fußball um gigantische Summen geht.

Vielleicht ist es an der Zeit, dem Beispiel des eigentlich fußballverrückten Autors Ben Redelings zu folgen. Der hat sich 31 Tage nicht über Fußball informiert. "Fußballfasten" nannte er das Projekt. Seelischen Schaden hat er dabei nachweislich nicht erlitten.

Ihre Meinung? Schreiben Sie dem Autor: kolumne@rheinsiche-post.de

(RP)
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