Seifert kritisiert Ultras "Totengräber der Fankultur"

DFL-Geschäftsführer Christian Seifert verurteilt die jüngsten Verfehlungen verschiedener Ultra-Gruppen in der Liga und fordert härtere Maßnahmen. Von Stehplatzverboten hält er allerdings nichts.

 Kölner Fans beleidigten Dietmar Hopp unter anderem mit diesem Plakat.

Kölner Fans beleidigten Dietmar Hopp unter anderem mit diesem Plakat.

Foto: dpa, jg cul

"Es steht außer Frage: Die Verhaltensweise von einigen Fans ist asozial — das hat nichts mehr mit kritischer Meinungsäußerung zu tun", sagte Seifert bei einem Hintergrundgespräch.

Seifert über ...

... die Attacken auf den Hoffenheimer Mäzen Dietmar Hopp: "In Wahrheit sind diese Personen die Totengräber der Fankultur, um die es ihnen angeblich geht", sagte Seifert. Am vergangenen Freitag war Mäzen Dietmar Hopp beim Auswärtsspiel von 1899 Hoffenheim beim 1. FC Köln auf Plakaten von Ultras des Effzeh beleidigt worden. Auch während der Heimspiele von Eintracht Frankfurt und dem Hamburger SV sorgten am Wochenende Ultras mit dem Einsatz von verbotener Pyrotechnik für Aufsehen. Wie die Kölner müssen auch sie mit erheblichen Strafen durch den Deutschen Fußball-Bund (DFB) rechnen.

... über ein mögliches Stehplatzverbot: Für Seifert ergibt das trotz der Vorfälle wenig Sinn: "Das führt wieder nur zu irgendwelchen Solidarisierungstendenzen. Es geht hier um das Ausloten persönlicher und vielleicht juristischer Grenzen unter dem Deckmantel der Fußballkultur." Über die bildstarken Choreografien der Ultras gelte es nach Meinung des 47-Jährigen jedoch nachzudenken. "Da verzichte ich lieber auf eine Choreografie, wenn der Preis dafür Gewalt-Exzesse und Pyro sind." DFB-Präsident Reinhard Grindel hatte über ein Stehplatzverbot nachgedacht.

... über die Notwendigkeit immer größerer Polizeiaufgebote: "95 Prozent der Zuschauer ist nicht mehr klarzumachen, warum Stadien aussehen wie militärische Krisengebiete, weil über der Stadt die Hubschrauber kreisen und vermummte Polizisten herumlaufen. Wenn das alles nötig ist, um die vermeintliche Fußballkultur zu schützen, sollten wir darüber nachdenken, was wir unter Fußballkultur verstehen."

... über Lösungen im Umgang mit der Fanproblematik: Seifert sieht auch die Vereine in der Pflicht und fordert ein strikteres Vorgehen. "Da braucht es den Willen von allen Seiten. Die anderen 50.000 im Stadion und der DFB tun mehr für die Fußballkultur als die, die Böller abschießen oder Plakate hochhalten oder Raketen in die Blocks des Gegners schießen."

(gic)
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