Ende der Transfer-Periode Der Winter-Wahnsinn in der Bundesliga bleibt aus

Köln · Beim mutmaßlichen Hype auf dem Spielermarkt hielt sich Bundesliga spürbar zurück. Bayern München holte auf den letzten Drücker Serdar Tasci, insgesamt spielte die Weltmeister-Liga im internationalen Millionengeschäft aber fast nur eine Statistenrolle.

Das ist Serdar Tasci
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Foto: dpa, geb kno

Bayern München holte auf den letzten Drücker Serdar Tasci, doch ansonsten blieb es weitgehend ruhig: Beim Winter-Wahnsinn auf dem internationalen Spielermarkt hat sich die Fußball-Bundesliga fast mit einer Statistenrolle begnügt. Geschätzt rund 48 Millionen Euro investierten die 18 Klubs der Weltmeister-Liga für "nur" 43 neue Profis - beinahe Peanuts im Vergleich zu den Ausgaben der Premier League (gut 171 Millionen Euro) und besonders des wachsenden Super-League-Giganten in China (rund 202).

Trotz der weitgehend zurückhaltenden, aber finanziell besonnen wirkenden Personalpolitik erwirtschaftete das deutsche Oberhaus einen negativen Transfersaldo: Durch Einnahmen von lediglich rund 31 Millionen Euro entstand ein Minus von gut 16,5 Millionen Euro. Gut 30 Millionen Euro und damit über 60 Prozent der Gesamtausgaben flossen an ausländische Klubs, andererseits kassierten die Vereine auch über 20 Millionen von Konkurrenten aus anderen Nationen.

Der Bundesliga-Rekord für Winter-Transfers aus dem Vorjahr von gut 65 Millionen Euro schien lediglich bis zum Durchbruch der 40-Millionen-Grenze Mitte Januar zu wackeln. Danach jedoch bestimmten hauptsächlich "Schnäppchen" und Leihgeschäfte das Geschehen auf dem deutschen Markt.

Scheinbar orientierten sich viele Klubs an der Devise von Bayern Münchens Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge: "Gute Spieler werden im Winter nicht abgegeben, Notkäufe bleiben, was sie sind, und kosten nur Geld."

Ironischerweise war es ausgerechnet der FC Bayern, der am Montag in letzter Sekunde auf die Verletzungen von Jerome Boateng und Javi Martinez reagierte. Der deutsche Rekordmeister lieh den 14-maligen Nationalspieler Tasci bis zum Saisonende vom russischen Spitzenklub Spartak Moskau aus und sicherte sich eine Kaufoption. Die Leihgebühr für den 28 Jahre alten Ex-Stuttgarter beträgt angeblich 2,5 Millionen Euro. Zuvor hatten die Bayern Jan Kirchhoff (für eine Million Euro zum AFC Sunderland) und das gescheiterte Talent Sinan Kurt (für 500.000 Euro zu Hertha BSC) verkauft.

Den teuersten Transfer wickelte wie schon vor Jahresfrist Pokalsieger VfL Wolfsburg ab - diesmal allerdings in umgekehrter Richtung: Die Niedersachsen verkauften Timm Klose für elf Millionen Euro an den Premier-League-Klub Norwich City, nachdem die Wölfe 2015 Weltmeister Andre Schürrle für 32 Millionen vom englischen Topklub FC Chelsea in die Autostadt geholt hatten.

Am meisten Geld nahm Borussia Mönchengladbach in die Hand: Für acht Millionen Euro kauften die Rheinländer Jonas Hofmann vom Ligarivalen Borussia Dortmund und überwiesen zudem die bemerkenswerte Leihgebühr von 2,5 Millionen Euro für Martin Hinteregger an RB Salzburg.

Naturgemäß waren Teams aus dem Kreis der Abstiegskandidaten besonders aktiv: Bei Schlusslicht Hannover 96 sollen gleich sechs neue Spieler für eine Trendwende sorgen, am Montag liehen die Niedersachsen Innenverteidiger Alexander Milosevic vom türkischen Fußball-Erstligisten Besiktas Istanbul aus. Bei Werder Bremen sollen gleich fünf neue Spieler zum angestrebten Klassenerhalt beitragen.

Das Kontrastprogramm zu 96 und Werder lieferten Borussia Dortmund nach vergeblichen Bemühungen um Verstärkungen und Bayer Leverkusen. Der Hamburger SV verpflichtete am Montag noch Josip Drmic auf Leihbasis von Borussia Mönchengladbach.

Das rotierende Spieler-Karussell führte manch prominenten Namen wieder in die Bundesliga zurück: Neben Tasci will sich der Weltmeister und "Ur-Dortmunder" Kevin Großkreutz nach seinem Fehlschlag bei Galatasaray Istanbul nun beim VfB Stuttgart beweisen, während Hugo Almeida dem Ruf seines früheren Bremer Trainers Thomas Schaaf nach Hannover folgte.

Große Erwartungen liegen außer auf dem Neu-Gladbacher Hofmann auch in Wolfsburg auf dem brasilianischen 4,5 Millionen-Einkauf Bruno Henrique. Bei Eintracht Frankfurt soll der Mexikaner Marco Fabian seine Ablöse von 3,5 Millionen Euro mit Toren für den Klassenerhalt refinanzieren.

(ems/sid)
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