Bundesligisten wieder im Training Der Fußball-Winter ist schon vorbei

Düsseldorf · Heute nimmt als letzter Bundesligist Borussia Dortmund die Vorbereitung auf den Rückrundenstart auf. Am übernächsten Wochenende steht bereits der 18. Bundesliga-Spieltag auf dem Programm.

Der Winter-Fahrplan der Bundesligisten
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Foto: dpa, geb lof

Früher war bestimmt nicht alles besser. Auch im Fußball nicht. Das könnten diejenigen bestätigen, die jetzt über die kurze Winterpause bei den Profis jammern, wenn sie im dicken Geschichtsbuch der Bundesliga mal bis zur Saison 1964/65 zurückblättern. Im zweiten Spieljahr der Profiliga begann die Pause am 17. Dezember, und am 2. Januar ging es weiter. Gejammert wurde damals auch, allerdings eher über das Wetter, das so ähnlich war wie heute. Es regnete, und die Temperaturen waren für die Jahreszeit zu mild.

Warum ist die Pause in diesem Jahr so kurz? Das liegt an der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland. Vom 14. Juni bis 15. Juli findet das wichtigste Turnier statt. Selbstverständlich mit dem locker qualifizierten Titelverteidiger Deutschland, der die Krone des Weltfußballs natürlich verteidigen will. Dazu sind ein paar Wochen Vorbereitung dringend notwendig. Und weil im späten Frühling auch noch die Endspiele in den europäischen Wettbewerben und im DFB-Pokal auf dem Programm stehen, muss die Liga am 12. Mai beendet sein. Zwischen dem letzten Hinrunden-Spieltag und dem ersten Rückrunden-Spieltag (12. Januar) liegen deshalb nur knapp vier Wochen.

Was machen die Bundesligisten? Der Trend zum Kurztrip in den Süden ist zumindest vorerst gestoppt. Acht von 18 Klubs finden, dass die klimatischen Bedingungen Ausflüge ins vermeintlich wärmere Ausland überflüssig machen: Leipzig, Leverkusen, Mönchengladbach, Hoffenheim, Hertha BSC, Hannover, Mainz und Köln. Darüber hinaus glauben ihre Manager, dass der Aufwand für Reisen, der damit verbundene Stress und die Kürze des Aufenthalts in südlicheren Gegenden in keinem Verhältnis zum Ertrag stehen. Der Rest tummelt sich in Spanien; nur die Bayern tanzen aus der Reihe. Der Meister fliegt für fünf Tage nach Katar. Ein echtes Vorbereitungstraining wird das nicht. Die Reise dient eher der Sponsorenpflege. Zum Glück gibt es sogar noch politischen Beistand. Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) glaubt, dass sich durch den Besuch der Bayern die beklagenswerte Lage der Arbeiter auf den WM-Baustellen bessere, weil Katar ins Blickfeld rücke. So hat Bayerns Klubchef Karl-Heinz Rummenigge den strapaziösen Abstecher ins Emirat dankbar gerechtfertigt.

Wie sieht das Trainingsprogramm aus? An den Grundlagen kann und muss nicht mehr gearbeitet werden. Bayern Münchens Trainer Jupp Heynckes hat wie die meisten seiner Kollegen den Spielern ein Vier-Tages-Programm für die Heimarbeit vor den Festtagen mit in den kurzen Urlaub gegeben. "Danach ist es ganz gut, wenn die Spieler mal für eine Woche abschalten können", sagt Heynckes.

Wer hat neue Spieler? Gleich drei Klubs werden versuchen (müssen), neues Angriffspersonal einzuspielen. Sandro Wagner ist als Zweitbesetzung hinter Mittelstürmer Robert Lewandowski bei den Bayern vorgesehen. "Ich bin heiß auf meine Aufgabe. Ich werde voll angreifen", verspricht Wagner. So was hört der Trainer gern. Mario Gomez ist aus Wolfsburg in die Stuttgarter Heimat zurückgekehrt. "Ich kann es kaum erwarten, dass es losgeht", sagt er. Er kämpft im Fernduell mit Wagner um einen Platz in Joachim Löws WM-Kader. Solche Ambitionen hat Simon Terodde nicht. Er ging von Stuttgart zum Tabellenletzten Köln. Und er hat auch noch nichts gesagt.

Wie sieht die Pause im Ausland aus? Die Spanier haben noch bis unmittelbar vor Weihnachten gespielt. Nach zwei Wochen Spielpause stehen sie am Wochenende wieder in der Meisterschaft. Die Italiener vertrieben sich die Zeit über die Festtage mit Pokalspielen. Und die Engländer spielen eigentlich immer. Das Wort Winterpause kennt dort niemand.

Was fehlt durch die kurze Pause? Wo wenig Urlaub ist, gibt es auch kaum Gelegenheit, die Ferien zu überziehen. Und weil bis auf Dortmund, das heute die Arbeit wieder aufnimmt, alle Teams wieder im Hamsterrad stecken, fehlen zu diesem Jahreswechsel die schönen Geschichten von Brasilianern und Afrikanern, die zufällig mal wieder das Flugzeug in die Arbeitsheimat verpasst haben. Es fehlen deshalb auch die einfallsreichen Begründungen, ein wenig öffentlicher Aufruhr und ein paar saftige Geldstrafen. Das ist natürlich schade.

(pet)
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