Kolumne: Gegenpressing Die Bundesliga zieht junge Spieler an

Düsseldorf · Die großen Talente gehen oft nach Deutschland, weil sie hier Spielzeit bekommen. Jüngste Beispiele: Dembélé in Dortmund und Sanches in München.

 RP-Sportchef Robert Peters.

RP-Sportchef Robert Peters.

Foto: Peters

Horst Hrubesch ist in Rente. Ab heute gehört das Feld wieder den System-Analysten, den hochgebildeten Fußball-Wissenschaftlern, ihren "Philosophien" und ihren Vorträgen. Ab heute werden die Spieler wieder das Wunder einer reibungslosen Integration unterstreichen, indem sie nach den ersten vier Ballberührungen für den neuen Klub bereits zärtlich dessen Wappen in Herznähe liebkosen. Der perfekt inszenierte Zirkus ist wieder in der Stadt. Die Bundesliga beginnt.

Eigentlich hat sie ja gar nicht aufgehört. Denn sie erfreut Jahr für Jahr mit steigender Tendenz in der sogenannten Sommerpause mit Gerüchten, Tatsachen und gigantischen Geldschiebereien auf dem Transfermarkt. Der bekannte Ernährungsfachmann Thomas Tuchel, vielen auch als Trainer von Borussia Dortmund unter dem treffenden Spitznamen der dünne Mann bekannt, hat den Markt "verrückt" genannt, "die Preise sind außer Kontrolle". Er weiß das ziemlich genau, denn sein eigener Klub hat in der Pause rund 120 Millionen Euro in Spielerbeine investiert.

Dabei hat die westfälische Borussia einen Trend für die Bundesliga abgebildet. Sie holte vor allem entwicklungsfähige Spieler. Neben den deutschen Nationalspielern Mario Götze (25) und André Schürrle (25), die vor der entscheidenden Phase ihrer Karriere stehen, unter anderem Ousmane Dembélé (19) und Emre Mor (19), hinter denen halb Europa her war. Das gilt ebenfalls für den gleichaltrigen Renato Sanches, den sich die Bayern angelten. Die Bundesliga ist nicht nur für die Zuschauer attraktiv, sondern auch für den vielversprechenden Nachwuchs in Europa.

Es hat sich offenbar herumgesprochen, dass es zielführender ist, sich in Bundesliga-Teams durchzusetzen und damit die stets angestrebte Weltkarriere in Gang zu bringen, als in England für ein extremes Gehalt bestenfalls die Bank zu bevölkern oder auf Leihbasis jedes Jahr zu einem anderen Klub verschoben zu werden. Fälle wie der des einstigen Mönchengladbacher und Bremer Profis Marko Marin haben offensichtlich hellhörig gemacht. Marin wurde vom deutschen Messi zum Leasing-Objekt, das sein Klub Chelsea jahrelang quer über den Kontinent verhökert hat.

Ob Leroy Sané im Luxus-Aufgebot von Manchester City ein ähnlich trostloses Schicksal erwartet, ist nicht heraus. Dagegen spricht zunächst mal die Ablösesumme. 50 Millionen Euro zahlte der Klub der Scheichs den Schalkern für den 20-Jährigen. City tut das in Erwartung einer Wertsteigerung. Die ist aber nur möglich, wenn Sané möglichst oft in Pep Guardiolas Startelf steht. Das große Talent muss deshalb sehr schnell sehr erwachsen werden. Sehr reich ist Sané schon. Früher lief das anders herum.

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(RP)
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