Derbystar stellt neues Spielgerät Der Ball aus Goch für die Bundesliga

Goch · Die Firma Derbystar stellt ab der Saison 2018/19 den offiziellen Fußball für die beiden Top-Ligen her und löst damit Adidas ab. Die Traditionsmarke vom Niederrhein steht bei den Profiklubs hoch im Kurs, wie Reaktionen zeigen.

 Joachim Böhmer, Geschäftsleiter (Marketing) bei Derbystar, mit dem Top-Modell "Brillant APS".

Joachim Böhmer, Geschäftsleiter (Marketing) bei Derbystar, mit dem Top-Modell "Brillant APS".

Foto: Gottfried Evers

Legendär waren die Durchsagen des Mönchengladbacher Stadionsprechers Rolf Göttel in den 70er und 80er Jahren auf dem Bökelberg: "Auch das heutige Meisterschaftsspiel wird wieder mit einem Derbystar-Spitzenball ausgetragen. Denn Derbystar-Bälle fliegen besser und halten länger." Das runde Produkt stammt aus dem Hause des Gocher Sportartikelherstellers Derbystar. Jahrzehnte versorgte das Unternehmen vom Niederrhein zahlreiche Fußball-Bundesligisten mit seinen Bällen. So wurden in der Saison 1979/80 alle 306 Erstliga-Begegnungen mit den Kugeln aus dem Hause Derbystar ausgetragen.

Vor sieben Jahren verschwanden die Gocher von der Bühne des Spitzenfußballs. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) führte den Einheitsball für die 1. und 2. Liga ein. Derbystar hatte gegen die Sportartikel-Riesen wie Adidas oder Nike keine Chance, da die neben ihren Produkten noch wesentlich mehr zahlen konnten. Doch jetzt feiern die Gocher ein Comeback: Die Traditionsmarke wird ab der Saison 2018/19 den offiziellen Spielball für die beiden höchsten deutschen Ligen stellen.

Vier Jahre lang rollt das Produkt aus Goch dann in 612 Partien pro Saison über die Plätze der 1. und 2. Bundesliga. "Wir wussten immer, geht es der Deutschen Fußball Liga alleine darum, wer das meiste Geld überweist, dann haben wir keine Chance. Spielt die Qualität eine Rolle, sind wir sehr gut im Rennen", sagt Joachim Böhmer (55), Geschäftsleiter Marketing im Unternehmen, das mittlerweile zum dänischen Ball-Produzenten Select Sport gehören.

Vor knapp 50 Jahren wurde das Unternehmen Derbystar von dem Gocher Josef Moll-Thissen gegründet. Es entstand aus einer kleinen Lederfabrik, die neben Artikeln für den Pferdesport damit begann, Fußbälle zu produzieren. Spezialisiert hatte sich Derbystar auf die Herstellung von handgenähten Bällen und war das erste Unternehmen, das die Spielgeräte aus 32 Teilen des Kunststoffs Polyurethan herstellte. " Der Ball gilt heute immer noch als der mit den besten Flugeigenschaften", betont Andreas Filipovic (44), Geschäftsleiter Verkauf und Sponsoring.

Dass die Entscheidung der DFL in der Bundesliga gut angekommen ist, zeigen erste Reaktionen. "Jupp Heynckes hat mich sofort angerufen und Verantwortliche von Borussia Mönchengladbach, Borussia Dortmund sowie Werder Bremen. Sie alle haben mir gratuliert und sich gefreut. Immer haben wir gehört, dass man lieber mit unseren Bällen spielen will."

Adidas erklärte, dass der Verlust der Rechte verschmerzbar sei. Der Ligaball habe dem Konzern mehr Probleme als Ruhm eingebracht. Immer wieder hagelte es Kritik von den Profis, die mit den Flugeigenschaften des Spielgeräts unzufrieden waren. So wurde auch der WM-Ball 2010 aus dem Haus der Herzogenauracher als flattrig und irgendwie unberechenbar charakterisiert. Spaniens Torhüter Iker Casillas soll damals erklärt haben, die "Pille" sei maximal geeignet, um damit am Strand zu spielen, Brasiliens Julio Cesar bezeichnet ihn als einen Ball "wie aus dem Supermarkt".

Bundesliga 16/17: Die Chancenverwertung der Klubs
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Die Chancenverwertung der Klubs

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Foto: dpa, jg jhe

Nach Ansicht des ehemaligen Werder-Trainers Thomas Schaaf hingegen ging das Aushängeschild der Gocher, der Derbystar Modell "Brillant APS", "ab wie Schmidts Katze". Die Kritik an Konkurrenzprodukten blieb auch Joachim Böhmer nicht verborgen. "Wenn bestimmte Bälle richtig getroffen werden, kann sich der Torwart in eine Ecke stellen und hoffen, dass er dort ankommt. Das haben uns gestandene Schlussmänner so dargestellt. Unsere Philosophie ist, dass die schlechten Flugeigenschaften eines Balles nicht spielentscheidend sein dürfen", betont Böhmer.

Derbystar/Select beschäftigt 7500 Näher in Pakistan. Die dortige Produktionsstätte kommt laut Angaben des Unternehmens ihrer sozialen Verantwortung nach und ist unter anderem mit dem Fairtrade-Siegel zertifiziert. Demnach gibt es aus Sicht des Marketingleiters lediglich ein Manko der Bälle - eben das, was der Gladbacher Stadionsprecher Göttel schon vor 40 Jahren versprach: "Die halten einfach viel zu lange."

(jan)
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