Hingucker des 31. Spieltags Zwei Elfmeter-Killer und ein heldenhafter Manager

Düsseldorf · Blitz-Tore, Traumtore, ein doppelter Doppelpack und ein Manager mit guten Reflexen: Das waren die Hingucker des 31. Bundesliga-Spieltags.

Bernd Leno pariert Elfmeter von Klaas-Jan Huntelaar
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Leno pariert Elfmeter von Huntelaar

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Foto: dpa, gki fpt

Exakt 666 quälende Torlos-Minuten lagen hinter Pierre-Michel Lasogga, dann explodierte er. Ausgerechnet im so wichtigen Heimspiel gegen Werder Bremen meldete sich der kantige Mittelstürmer des Hamburger SV zurück und avancierte beim 2:1 (2:0)-Erfolg des Bundesliga-Dinos mit seinen beiden Treffern zum Derby-Helden.

"Vor dem Spiel hat der Trainer mich beiseite genommen und mir gesagt, dass ich ein Spieler bin, der Emotionen braucht und er das Nordderby daher für mein Spiel hält", sagte Lasogga nach seinen Saisontoren sieben und acht und stellte mit einem breiten Grinsen fest: "Ich bin zurück." Die beiden Treffer seien Lohn seiner "harten Arbeit" der vergangenen Wochen gewesen.

14 Bundesliga-Spiele oder genau 154 Tage dauerte Lasoggas Ladehemmung. Eine Zeit, in der er seinen Stammplatz in der Hamburger Offensiv-Abteilung zwischenzeitlich an Artjoms Rudnevs und Sven Schipplock abtreten musste. "Das Wichtigste ist, dass man sich nicht verrückt macht", sagte der zuletzt viel gescholtene Lasogga und sprach rückblickend von einer "schwierigen Phase".

Doch die nun vorbei. Wie wichtig die Tore des 24-Jährigen waren, verdeutlicht ein Blick auf die Tabelle: Nach zuletzt zwei Dramen in der Relegation baute der HSV seinen Vorsprung auf die akute Gefahrenzone drei Spieltage vor dem Ende auf sechs Punkte aus. Die Rettung ist zum Greifen nah - Lasogga sei Dank.

Max Eberl stellt sich beim Fangen besser als beim Schießen an
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Eberl stellt sich beim Fangen besser an als beim Schießen

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Foto: Screenshot Sky

Dass er immer wachsam ist, bewies Mönchengladbachs Manager Max Eberl beim 3:1-Sieg der Borussia gegen 1899 Hoffenheim. Auch beim Interview mit Sky hatte Eberl alles im Griff. Als ein Ball Richtung Moderator Sebastian Hellmann geflogen kam, warnte Eberl seinen Gesprächspartner und pflückte den Ball lässig aus der Luft.

Danach schoss er die Kugel ins Publikum (da sollte sie eigentlich hingehen). Dabei erschrak sich Eberl, weil er offenbar etwas zu genau auf ein kleines Mädchen gezielt hatte. Aber es ging alles gut und so kamen sowohl Hellmann als auch der kleine Fan ohne böse Erinnerungen davon.

Welch ein Kontrast nach dem denkwürdigen Spiel: Die Bayer-Profis jubelten, André Breitenreiter stand achselzuckend im Mannschaftskreis und redete mit leerem Blick auf seine frustrierten Spieler ein. Dank der besten Spielhälfte der Saison hatte seine Elf nach Toren von Eric Maxim Choupo-Moting (14.) und Leroy Sané (29.) den Rivalen souverän beherrscht, auch wenn Klaas-Jan Huntelaar (5.) mit einem Strafstoß am großartigen Nationalkeeper Bernd Leno gescheitert war.

Der totale Einbruch nach der Pause mit drei Gegentoren innerhalb von sechseinhalb Minuten war für alle unerklärlich. "Wir wollten weiter aktiv bleiben. Aber wir sind rausgekommen und in einen Tiefschlaf verfallen", sagte Breitenreiter nach dem "brutal enttäuschenden Tag".

Ausgerechnt Torhüter Ralf Fährmann, der in dieser Spielzeit bislang beste und konstanteste Knappe, begünstigte die bittere Pleite mit zwei Patzern, die zum schnellen Doppelschlag von Brandt (54.) und Karim Bellarabi (56.) führten. Javier Hernandez (60.) drehte die Partie dann komplett. "Toll, läuft", kommentierte Bayer-Sportchef Rudi Völler kurz und knapp: "Es war sicher ein großer Schritt. Der entscheidende kommt hoffentlich nächste Woche."

1. FC Köln: Marcel Risse verrät per Jubel, dass er Vater wird
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Risse verrät per Jubel, dass er Vater wird

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Foto: dpa, mb fpt

Anthony Modeste traf in der ersten Halbzeit zweimal und feierte mit einem besonderen Jubel - doch dann kam Teamkollege Marcel Risse und stahl ihm in jeder Hinsicht die Show. Den endgültigen Klassenerhalt durch das 4:1 (2:1) gegen Darmstadt 98 hatte der 1. FC Köln zwei nicht nur sportlich kreativen Geistern zu verdanken.

"Kennen Sie die Emojis beim iPhone", fragte Modeste auf die Frage nach seinem ungewohnten Jubel: "Das sollte es sein." Der Franzose hatte sich mit beiden Händen die Ohren zugehalten - wie der Affe im Kurznachrichtendienst WhatsApp.

Doch weder war er mit seinen beiden Treffern der Mann des Tages, noch gewann er die interne Konkurrenz des "originellsten Jublers". Denn Risse feierte sein erstes Tor mit einem symbolischen Schnuller, das zweite mit einer Wiege und verriet nachher auch wieso: "Meine Frau trägt auch so einen kleinen Ball in sich." Der 26-Jährige wird also erstmals Vater. Und hatte damit am Samstag in jeder Hinsicht Grund zum Feiern.

Wenn man es nicht wüsste, es würde einem gar nicht auffallen. Christian Pulisic fügte sich am Samstag beim 3:0 (2:0) von Borussia Dortmund beim VfB Stuttgart an der Seite von Henrich Mchitarjan, Marco Reus und Shinji Kagawa so harmonisch ins BVB-Offensivspiel ein, dass der Blick auf sein jugendliches Alter schon mehr als verblüfft.

Pulisic spielte erstaunlich leichtfüßig mit im Takt der Stars, auch mit ihm hatte der VfB größte Not. Dazu war der Treffer zum 2:0 in der 45. Minute der entscheidende Nackenschlag und brachte Pulisic einen kleinen Eintrag ins Bundesliga-Geschichtsbuch. Mit 17 Jahren, 7 Monaten und 5 Tagen ist er nun der jüngste Spieler mit zwei Bundesliga-Toren. "Das ist ziemlich cool", meinte Pulisic.

Der Amerikaner ist das nächste Juwel aus dem BVB-Nachwuchs. US-Nationaltrainer Jürgen Klinsmann hat ihm bereits Ende März gegen Guatemala zu seinem Länderspieldebüt verholfen. In Dortmund landete der schmächtige Bursche mit 15, galt da schon als Ausnahmetalent. "Seine Entwicklung kommt für uns nicht überraschend", sagt BVB-Sportdirektor Michael Zorc. Und sie dürfte längst noch nicht beendet sein.

SV Werder Bremen: Claudio Pizarro verschießt Elfmeter beim Hamburger SV
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Pizarro verschießt Elfmeter im Nordderby kläglich

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Foto: dpa, crj htf nic

Es war nicht der Spieltag der Elfmeter-Schützen. Nur zwei von ihnen durften an diesem Wochenende vom Punkt aus antreten — und beide scheiterten. Jaroslav Drobny hielt beim 2:1-Sieg seines HSV im Nord-Derby einen Elfmeter vom Bremer Routinier Claudio Pizarro, der es dem Hamburger aber auch extrem leicht machte.

Und Leverkusen-Keeper Bernd Leno behielt beim 3:2-Sieg bei Schalke 04 gegen Klaas-Jan Huntelaar die Überhand. Huntelaar verschoss zum siebten Mal einen Elfmeter in der Bundesliga, so oft wie kein anderer Schalker in der Ligahistorie.

Im Duell Schütze gegen Torwart steht esin der laufenden Saison jetzt 64:16. In der Spielzeit 2014/15 gab es 71 Elfmeter. Davon wurden 58 verwandelt und 13 verschossen.

Der entscheidende Tipp kam vom früheren Wolfsburger Marwin Hitz. "Dass ich Benaglio tunneln soll, hat mir Hitz gesagt", berichtete Alfred Finnbogason nach seinem Blitz-Tor zum 1:0 am Samstag beim 2:0 beim VfL Wolfsburg. Der isländische Nationalstürmer befolgte den Rat des Keepers vom FC Augsburg, der früher hinter Diego Benaglio die Nummer zwei in Wolfsburg war, und legte nach nur 46 Sekunden den Grundstein zum dritten Sieg in Serie für die Schwaben.

Ganz nebenbei schoss der Winterzugang des FCA auch noch das schnellste Tor der Augsburger Bundesligageschichte. Finnbogason ist damit auf dem besten Weg zum Augsburger Retter. An den jüngsten Erfolgen hat der 27-Jährige mit fünf Toren aus den vergangenen sechs Spielen einen großen Anteil. "Jetzt brauchen wir noch ein paar Punkte, um ganz sicher zu sein. Ich bin zuversichtlich, dass wir diese auch noch holen werden", meinte der Torjäger, der bislang in sieben Ländern in der 1. Liga mindestens einmal getroffen hat.

Es war nicht das Tor zur Meisterschaft, aber der vielleicht schönste Treffer des Tages: Mit einem wunderschönen Distanzknaller sorgte Douglas Costa beim 2:0 des FC Bayern München bei Hertha BSC für die Entscheidung. Sein Tor und das von Arturo Vidal zum zwischenzeitlichen 1:0 reichten dem Favoriten vor 76.233 Fans im Olympiastadion, um mutige Berliner in die Schranken zu weisen.

Allerdings verhinderte der Sieg von Borussia Dortmund in Stuttgart die vierte Meisterfeier nach einem Erfolg über Hertha. Das passte den Bayern aber ganz gut in den Kram. "Das ist vielleicht gar nicht so schlecht, so werden wir zu Hause deutscher Meister", sagte Mario Götze.

Nach 127 Tagen kehrte Benedikt Höwedes aufs Bundesliga-Spielfeld zurück - und wollte es eigentlich noch gar nicht. "Es war nicht mein Plan, schon gegen Leverkusen zu spielen", sagte der Weltmeister von Schalke 04 nach dem 2:3 gegen Bayer: "Aber ich habe ja nur einige Minuten gespielt."

In der 87. Minute hatte Trainer André Breitenreiter den 28-Jährigen eingewechselt, damit er als Stürmer noch die Heimpleite im Europa-Endspiel gegen Leverkusen verhindert. Es gelang nicht, Schalke verspielte wohl seine letzte Champions-League-Chance, doch zumindest Höwedes nahm etwas Positives mit.

Erstmals in diesem Jahr stand der Kapitän wieder auf dem Platz, nachdem er sich im Winter-Trainingslager einen Muskelfaserriss und eine Schädigung der Bizepssehne im Oberschenkel zugezogen hatte.

"Für 90 Minuten hätte es noch nicht gereicht", sagte Höwedes. Aber er ist im engen Zeitplan, der ihn noch zur EM in Frankreich bringen soll. Vor zwei Jahren, als er ähnliches Verletzungspech hatte, kehrte er nach einem Muskelbündelriss erst am letzten Spieltag zurück - beim WM-Triumph in Brasilien spielte er dann jede Minute.

(areh/sid/dpa)
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